Sport/Fußball

"Sie nennen ihn Jesus": Austria feiert Derby-Held Tabakovic

Für Dominik Fitz ist er eine „Maschine“, Michael Wimmer ortete sogar Übernatürliches. „Ich habe gehört, er wird bei den Fans und der Mannschaft Jesus genannt“, merkte der Austria-Trainer mit einem Schmunzeln an. Sicher ist: Haris Tabakovic hat sich mit seinem Triplepack beim 3:1 der Austria in einem unterhaltsamen Wiener Fußball-Derby gegen Rapid in den Geschichtsbüchern verewigt. Sechs Derbytore in einer Saison gelangen in der Bundesliga-Historie vor dem Schweizer keinem.

Für Tabakovic selbst war es einfach „geil“. Den Matchball nahm sich der Schweizer nach Hause mit. „Der Ball wird neben der Trophäe zum Torschützenkönig der 2. Liga Platz finden“, wusste der 28-Jährige. Die Tore 13 bis 15 (23., 27., 96.) gelangen Tabakovic im Frühjahr, insgesamt hält er nun bei 17 Saisontreffern. Auf den in der Torjägerliste führenden Burgstaller, der Rapid zum 1:2 (36.) heran gebracht hatte, fehlen Austrias Mittelstürmer nun zwei Treffer. „Ich kann nicht erzählen, dass ich als Stürmer nicht darauf schaue. Aber Burgstaller schießt auch permanent Tore“, merkte der Austrianer dazu an. Wichtiger sei ohnehin, die Ziele mit der Mannschaft zu erreichen.

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Am Hit der italienischen Sängerin Gala („Freed from Desire“) hat man jedenfalls nun auch in Wien-Favoriten Gefallen gefunden. „Haris on fire“ hallte es mehrmals über die violette Fantribüne. Dass ein Stürmer, der im Herbst mitunter schon als Fehlkauf abgestempelt wurde, nun dermaßen explodiert, musste erneut hinterfragt werden. „Der Trainer hat mit Haris überhaupt nichts gemacht, wir Betreuer können da nichts dafür. Er arbeitet hart im Training, und jeder weiß, was Selbstvertrauen ausmacht“, merkte Wimmer an. Tabakovic wisse auch, was er an seinen Mitspielern habe. Einem Andreas Gruber oder Dominik Fitz gelingt es derzeit vortrefflich, den Sturmtank einzusetzen. „Er ist eine Maschine. Wenn er so einen Lauf hat, wird er nicht mehr lange da sein“, meinte der am Sonntag ebenfalls starke Fitz.

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Die Austria hievte sich dank des dritten Erfolgs gegen den Erzrivalen in dieser Saison auf den vierten Tabellenplatz, der zum Start in der Qualifikation zur Conference League berechtigt. Abgeben wollen die „Veilchen“ das auch aus finanzieller Sicht wichtige Ziel in den ausstehenden drei Runden nicht mehr. Dem ersten Erfolg in der Meistergruppe - gleichbedeutend mit dem 2:0 gegen Rapid zum Abschluss des Grunddurchgangs - soll Sonntag in Klagenfurt Nummer zwei folgen. „Hoffentlich nehmen wir das Selbstvertrauen jetzt mit“, meinte Wimmer. Das Derby sah er nach drei Niederlagen zur richtigen Zeit gekommen. „Die Energie war da. Wir werden nicht locker lassen, sondern am Gaspedal bleiben.“ Wimmer berichtete von „glücklichen Gesichtern“ in der Kabine.

In jener der Gäste suchte man diese mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit vergeblich. Das 3:3 gegen die Austria vor einem Monat blieb in dieser Saison das höchste der Derby-Gefühle. Auch damals waren die Violetten das bessere Team. „Jetzt haben wir viermal gegen die Austria gespielt, dreimal verloren. Und das verdient“, gab Guido Burgstaller gegenüber Sky unumwunden zu. Torhüter Niklas Hedl - Rapids Bester am Sonntag - fand den Blick auf die Derby-Bilanz einfach „schrecklich“.

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Zoran Barisic war ebenfalls bedient. Während sein Gegenüber Wimmer von der „Power und Energie“ seines Team von der ersten Minute an schwärmte, musste Rapids Coach die mitunter ängstliche Vorstellung seiner Elf erklären. Barisic ortete „das Problem, dass wir es nicht schaffen, Konstanz in unser Spiel reinzubringen“.

Wichtige Spieler hätten gegen die Austria verletzt gefehlt. Außerdem bemängelte Barisic wieder die Zweikampfführung: „Man muss für die Mannschaft und den Verein das letzte Hemd geben. So muss man auch auftreten. Wir müssen mehr von uns verlangen, jeder einzelne.“ Eine Analyse, die Burgstallers Aussage unterstützte. „Wir spielen ein paar Minuten brav mit, aber das ist viel zu wenig“, meinte der Routinier.

Rapid hält damit in der Meistergruppe weiter bei nur einem Sieg, dem 3:1 gegen Klagenfurt vor über einem Monat. Dazwischen wurde auch das Cup-Finale verloren. Die durchaus soliden Auftritte gegen Salzburg (1:1, 1:2) scheinen schon wieder vergessen. Die Bilanz der Hütteldorfer gegen den Serienmeister, Sturm Graz und die Austria ist desaströs. In Summe hält man gegen diese drei Mannschaften nun bei 40 Pflichtspielen ohne Sieg (19 Salzburg, 11 Austria, 10 Sturm). Kommenden Sonntag geht es daheim gegen den drittplatzierten LASK. Barisic blickte einem schweren Spiel voraus, gab sich aber als Optimist. „Wir spielen zu Hause, da gehe ich davon aus, dass wir unsere Heimstärke prolongieren können“, meinte der Coach.

Ins Saisonfinish vorausblicken wollte Barisic nicht. Grünweiß läuft jedenfalls Gefahr, am Ende als Sechster ohne Europacup-Startplatz dazustehen. Austria Klagenfurt liegt zwei Zähler zurück, die Kärntner haben neben der Austria auch noch Rapid am Wörthersee zu Gast. Der Fünfte muss ins Europacup-Play-off um den letzten internationalen Startplatz. Barisic blickte den entscheidenden Runden angespannt voraus. „Es ist jedes Spiel sehr eng, es entscheiden Kleinigkeiten“, meinte er. „Es ist hart, es ist für alle Mannschaften gleich hart.“