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Schmidt: „Mehr Druck geht gar nicht“

Mit fünf Punkten Rückstand geht Titelverteidiger Salzburg am Sonntag in den Schlager gegen Tabellenführer Austria (16 Uhr, live ORFeins, Sky Sport Austria). Ein Sieg ist für Roger Schmidt und seine Spieler praktisch Pflicht. Der KURIER bat den Salzburg-Trainer zu einem Interview.

KURIER: Sie haben gemeint, dass es auch gegen Austria nur drei Punkte zu gewinnen gibt. Ist das Spiel aber nicht doch wichtiger als andere?
Roger Schmidt: Es ist wichtiger, weil wir gegen die Mannschaft spielen, die momentan Erster ist, der wir also im direkten Vergleich Punkte abnehmen können. Die Austria ist sehr stabil. Es ist aber auch ein wichtiges Spiel, um nach außen hin zu dokumentieren, welche Ansprüche wir haben und was wir leisten können.

Was wird entscheidend sein?
Dass wir unsere Basis auf den Platz bringen. Dass wir im Spiel gegen den Ball und im Verhalten bei Ballverlusten auf allerhöchstem Niveau agieren. Vor dem Hinspiel war die Situation vielleicht sogar noch schwieriger. Da haben wir gezeigt, dass wir auch bei der Austria bereit sind, das Spiel in die Hand zu nehmen – und haben verdient gewonnen. Wir wissen also, dass wir das können.

Müssen Sie bei einer Niederlage nicht das Saisonziel Meistertitel adaptieren?
Auch dann ist erst die Hälfte der Saison absolviert. Es ist ja schon immer wieder von einem Zweikampf zwischen Austria und Red Bull gesprochen worden. Da habe ich schon immer gesagt, dass das viel zu früh ist. Genauso wie es zu früh wäre, nach einer Niederlage schon von einer Entscheidung im Titelkampf zu sprechen.

Red Bull hat Sie aus Ihrem Vertrag bei Paderborn herausgekauft. Erhöht das nicht den Erfolgsdruck?
Nein, mehr Druck geht gar nicht. Das ist ja das Schöne an Red Bull Salzburg: Man muss jedes Spiel gewinnen, Meister und Pokalsieger werden und die Champions League erreichen.

Austria-Stürmer Philipp Hosiner ist momentan der überragende Spieler der Liga. Er wäre Ende August zu haben gewesen. Warum spielt er nicht für Salzburg?
Er hat bei Austria bestätigt, dass er konstant viele Tore schießen kann und ist in einer sehr guten Form. Aber es gibt sehr viele sehr gute Spieler, und es können nicht alle bei Salzburg spielen.

Salzburg hat den jüngsten Kader der Ära Red Bull. Sind da nicht Formschwankungen, wie sie zuletzt zu sehen waren, normal?
Man muss das differenzierter sehen. Das ist nicht nur der Jugend geschuldet. Wir hatten verletzte Spieler, die nicht jene Vorbereitung auf die Spiele hatten, als wenn sie immer fit gewesen wären. Dann haben wir viele Teamspieler, die zwischendurch unter der Woche spielen mussten. Und einige hatten einen anderen Saisonrhythmus ohne Pause im Sommer.

Kann man mit so wenigen Routiniers Meister werden?
Davon bin ich überzeugt.

Wie würden Sie sich als Mensch charakterisieren?
Unkompliziert.

Sie haben nach Ihrer Fußballerkarriere einen ganz normalen Beruf ausgeübt. Warum haben Sie trotzdem den Sprung ins Profi-Trainergeschäft gewagt?
Als Spieler hätte ich das nicht für möglich gehalten. Ich habe ja deshalb auch Maschinenbau studiert. Aber ich hatte sofort nach meiner Fußballerkarriere die Möglichkeit, nebenbei als Trainer zu arbeiten. Ich habe gemerkt, dass mir das liegt. Als dann das Angebot von Preußen Münster gekommen ist, hauptberuflich Trainer zu sein, habe ich die Chance genützt. Ich habe es aber auch nicht bereut.

Auf welche Dinge legen Sie als Trainer besonderen Wert?
Wichtig ist mir natürlich das Endergebnis. Ich möchte sehen, dass die Mannschaft so spielt, wie wir uns das erarbeiten. Mir ist nicht egal, wie wir gewinnen. Mir ist die Qualität des Fußballs wichtig, aber auch, dass die Mannschaft Leidenschaft und Wille zeigt.

Wie würden Sie sich als Trainer charakterisieren?
Ich versuche eine Mannschaft so zu führen, dass sie sich in einem gewissen Maß selbst erzieht.

Dietrich Mateschitz hat mehrmals angekündigt, dass Salzburg einmal zum Ausbildungsverein für Leipzig werden soll. Wurden die jungen Spieler, die zuletzt geholt worden sind, schon im Hinblick darauf verpflichtet?

Im Moment ist Leipzig noch sehr weit weg von dem, wo man mal hinwill. Was die Zukunft bringt, wird man sehen. Aber mein Fokus liegt natürlich auf Salzburg. Wir wollen maximalen Erfolg, in der Champions League spielen. Darauf konzentriere ich mich. Wenn Leipzig einmal, was wir alle hoffen, in der Bundesliga spielt, dann kann man über solche Dinge nachdenken.

Stichwort Champions League: Denken Sie manchmal, warum ist ausgerechnet unter meiner Leitung das Ausscheiden gegen Düdelingen passiert?
Nein, nie. Das ist für mich persönlich komplett erledigt. Das ist Geschichte.

Sollte Salzburg in dieser Saison nicht Meister werden, sind Sie gescheitert?
Das will ich jetzt nicht beantworten. Ich will mich auf meine Arbeit konzentrieren und nicht etwas bewerten, was in einem halben Jahr entstehen könnte.

Der Mensch Roger Schmidt wurde am 13. März 1967 in Kierspe (Nordrhein-Westfalen) geboren, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Schmidt hat Maschinenbau studiert und vor seiner Profi-Trainerlaufbahn als Projektingenieur gearbeitet.

Der Fußballer Der Deutsche spielte von 1986 bis 2004 bei verschiedenen deutschen Dritt- und Viertligisten wie Paderborn-Neuhaus, Verl, Paderborn 07 und Lippstadt.

Der Trainer Nach seiner Spielerkarriere übernahm er das Traineramt beim Amateurklub Delbrücker SC. Erst 2007 wurde er beim Traditionsklub Preußen Münster Profitrainer. 2011/’12 betreute er den Zweitligaklub SC Paderborn, seit Sommer ist er Salzburg-Trainer.

Lukas Rotpuller ersetzt in der Viererkette den gesperrten Kaja Rogulj

Es geschah vor einer Woche im Spiel gegen Mattersburg. Als Kaja Rogulj die fünfte Gelbe Karte der Saison sah und somit automatisch für den Schlager in Salzburg gesperrt war, drehte sich Austria-Trainer Peter Stöger zu seiner Bank um und sagte zu Lukas Rotpuller: „Freu’ dich auf ein schönes Spiel in Salzburg.“
Der junge Innenverteidiger feiert heute nach drei Einwechslungen bei der Austria sein Startdebüt in der Liga. „Die Vorfreude ist natürlich da.“ Auch Nervosität? „Ich laufe ja nicht zum ersten Mal dort auf, dennoch ist es ein spezielles Spiel. Das Kribbeln wird am Spieltag kommen.“

Vor den Salzburgern, gegen die er in der vergangenen Saison mit Ried drei Mal (ein Remis, zwei Niederlagen) spielte, zeigt der 21-Jährige Respekt, aber keine Angst. „Sie beherrschen das Kurzpassspiel sehr gut, sie haben sehr gefährliche Einzelspieler, die einem weh tun können.“ Das Rezept, um sie zu entschärfen? „Als Mannschaft müssen wir kompakt agieren und eng am Mann sein. Sie dürfen keine Luft bekommen“, sagt der Mann, der abseits des Rasens mit Yoga die innere Mitte sucht und findet.
Stöger vertraut Rotpuller.

„Er ist cool. Im Training hat er die ganze Zeit immer aufgezeigt, sich nie hängen lassen und Emotionen gezeigt. Obwohl er wenig gespielt hat in dieser Phase.“
Bei einem Sieg in Salzburg würde der Vorsprung bereits acht Punkte betragen. Ein Thema ist das in der violetten Kabine jedoch nicht, wie Kapitän Manuel Ortlechner bestätigt. „Gerechnet wird bei uns erst nach dem Spiel.“ Peter Stöger unterstreicht: „Selbst dann wären noch zwei Spiele zu absolvieren.“