Sport/Fußball

Scharner: "2012 war mein Tiefpunkt"

2005 hatte Paul Scharner zum letzten Mal zu Weihnachten frei. Mit dem Wechsel nach England musste sich der Niederösterreicher auch daran gewöhnen, dass die Feiertage in der Premier League Arbeitstage sind: Am 26. Dezember wird traditionell gespielt, davor trainiert.

Als HSV-Legionär hat der 32-Jährige wieder frei. Zeit, um im Skiurlaub bei einem KURIER-Interview auf ein sportlich enttäuschendes Jahr zurückzublicken.

KURIER: Wie hart war es für Sie als Familienvater, zu Weihnachten in England zu arbeiten?
Paul Scharner: Die ersten zwei, drei Jahre war es schon hart und auch eine große Umstellung. Aber es gibt so viele Menschen, die zu Weihnachten arbeiten müssen. Warum soll es da für Profifußballer eine Ausnahme geben?

Wie haben Ihre Mannschaftskollegen Weihnachten gefeiert?
Die haben am 24. Dezember gar nicht gefeiert und geschaut, dass sie am 25. mittags bei der Familie sein können. Das wäre sich in meinen zwei Jahren bei West Bromwich mit der Fahrt ins Haus nach Warrington bei Wigan und zurück nicht mehr ausgegangen. Also hab’ ich die Kinder nach Birmingham geholt, in die Wohnung, die ich für die Zeit vor den Spielen gemietet habe. In so fremder Umgebung war die Bescherung für die Kinder dann schon komisch.

Dementsprechend groß wird die Freude Ihrer drei Söhne über Weihnachten in Österreich sein.
Ja! Für zwei der drei ist es das erste Mal in Purgstall, zusammen mit der gesamten Familie. Und für mich sind die zwei Wochen Urlaub auch etwas Neues und Angenehmes. Am 30. Dezember geht es zurück nach Hamburg.

Wie haben Sie sich in Hamburg eingelebt?
Es ist wunderbar, eine positive Erfahrung für die ganze Familie. Wir wohnen im Grünen, 25 Minuten vom Zentrum entfernt. Durch den Kontakt in der Muttersprache ist es auch viel leichter gegangen, Bekanntschaften zu schließen.

Ist dadurch das Dasein als anfangs am Knie Verletzter und nun auf der Ersatzbank des HSV leichter zu ertragen?
Natürlich. Nur der fehlende Wettkampf macht mich unausgeglichen. Ich habe mit Trainer Fink gesprochen, werde in der Vorbereitung noch mehr Gas geben und auch noch meine Chance bekommen. Aber mit 32 Jahren muss ich es ohnehin schaffen, das Leben in jedem Fall genießen zu können.

Sie haben Rafael Van der Vaart in England als Gegenspieler erlebt. Warum gibt es gerade in Hamburg so einen Hype um den Niederländer?
Hamburg und Van der Vaart – das ist eine spezielle Beziehung, da gehört auch seine Frau Sylvie dazu, die dick im Geschäft ist. Er ist hier der König. Und zusammen sind sie so etwas wie die Beckhams von Hamburg.

Wie blicken Sie auf das zu Ende gehende Jahr zurück?
2012 war mein Tiefpunkt. So ein Jahr muss ich mir in 13 Profi-Saisonen auch zugestehen. Wenn ich nur den Fußball hätte, könnte man verrückt werden. Es ist wichtig, nicht nur auf einer Säule zu stehen.

Ihr Mentalcoach Valentin Hobel kümmert sich auch um Skistar Kathrin Zettel. Sie hat die Kurve gekriegt, bei Ihnen ging’s bergab. Gehört das Auf und Ab im Spitzensport dazu?
Ja. Bei der Zetti passt’s jetzt. Es muss Tiefs geben, sonst kann man die Höhepunkte nicht genießen.

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Nagt der unrühmliche Abschied aus dem Nationalteam noch?
Das war eine sehr große Enttäuschung, weil ich so viel Energie reingelegt habe, 2014 zur WM zu kommen.

Sie haben in der Vergangenheit Fehler auch öffentlich zugegeben. Können Sie im Rückblick Ihre Schlüsse aus dem Ende der Teamkarriere ziehen?
Ich brauche noch mehr zeitlichen Abstand, um richtig analysieren zu können, was da passiert ist.

Hatten Sie noch einmal Kontakt zum ÖFB?
Ja, mit Co-Trainer Fritz Schmid knapp nach dem Eklat. Es war ein gutes Gespräch, auch wenn es mir nicht viel geholfen hat.

Es ist nicht immer ganz einfach Paul Scharner zu interviewen, wie diese Videos aus England zeigen.

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Er kann aber auch anders

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