Sport/Fußball

Rapids Umbau mit Feuer auf dem Dach

In Hütteldorf ist das Leistungsvermögen parallel zu den Temperaturen gesunken. Im Hochsommer war Rapid richtig stark, im Spätsommer haben noch die Ergebnisse gepasst, aber im Herbst geht gar nichts mehr und der Traditionsverein zerfällt in alle Einzelteile.

Die organisierten Fans skandierten „Vorstand raus“ und sind nach 60 Minuten beim 0:2 gegen den WAC ausgezogen, der kalte Wind wehte durch das am Ende fast leere Stadion, während die überforderten, großteils jungen Spieler bei der Blamage wie eingefroren wirkten. Nach der fünften Niederlage in sieben Pflichtspielen eröffnete Präsident Rudolf Edlinger die Trainerdiskussion, in dem er kein klares Bekenntnis zu Peter Schöttel ausgab.

Schöttel erwartet, in den anstehenden Duellen mit den anderen Krisenvereinen Mattersburg und Admira (siehe unten) auf der Bank zu sitzen: "Ich glaube schon, dass ich die Mannschaft erreiche." Unterstützung gibt es vom verletzten, nicht zu ersetzenden Steffen Hofmann. "Der Trainer trägt nicht die Schuld. Alle Spieler bis auf die ganz Jungen müssen sich hinterfragen."

Kapitän Edlinger kündigte an, alles zu hinterfragen: "Klar ist, dass es Veränderungen geben muss." KURIER-Recherchen ergaben, dass für Dienstag eine Präsidiumssitzung angesetzt ist und um eine einheitliche Linie gerungen wird. Neben der noch zu suchenden Lösung für die Stadionproblematik sollen auch die Strukturen diskutiert werden. Eine realistische Variante: Schöttel soll bis Jahresende Zeit bekommen, die Situation zu retten und das Geld für eine echte Verstärkung. Gleichzeitig wird nach einem Sportdirektor (wie früher Hörtnagl) gesucht, der dem Trainer zur Seite steht.

Belastung

Schöttel wäre ohnehin nur ein Bauernopfer, immerhin wollte Edlinger vor einem Monat noch den Vertrag verlängern. Der Cheftrainer hat Rapid als einzigen österreichischen Verein in die lukrative Gruppenphase geführt und damit große finanzielle Probleme verhindert. Jetzt könnten Schöttel (neben der extremen spielerischen Abhängigkeit von Hofmann) die deprimierenden internationalen Auftritte zum Verhängnis werden. Schöttel: "Durch die Ausfälle zehn Spieler weniger, aber durch den Europacup zehn Partien mehr – dieser Kader kann diese Belastungen nicht auffangen."

In der Führungsebene macht sich derweil Nervosität breit, weil der Anhang nicht den Kopf des Trainers, sondern tiefgreifende Reformen fordert. Ähnlich wie vor einem Jahr, als Rapid nicht 26, sondern nur 24 Punkte in 15 Runden (ohne Doppelbelastung) erspielte. Leader Admira war damals mit 27 Zählern aber in Griffweite, während jetzt die Austria und Salzburg davon ziehen.

Bei Rapid soll alles hinterfragt werden. Ein guter Zeitpunkt, sich dem wahren Problem zu widmen. Das Rapid-Präsidium (Vorstand gibt es keinen) will laut Präsident Rudolf Edlinger "alles hinterfragen", auch den Trainer.

Peter Schöttel hat sicher seinen Anteil an der aktuellen Krise. Sein Rauswurf wäre aber nur eine Symptombekämpfung, durch die das Problem dieses Vereins kaschiert, jedoch nicht gelöst wird. Sinnvoller wäre es, bei der Präsidiumssitzung nach der Wurzel des Übels zu fragen:

Rapid hat die meisten Fans und erzeugt das größte Interesse. Warum schafft es die Austria dennoch, zumindest genauso viel Geld aufzustellen? Warum kann der Erzrivale mit Hosiner noch einen Qualitätsspieler nachkaufen, während bei Rapid im Sommer bei einem massiv abgespeckten Kader nicht einmal die gewünschte Entlastung für Hofmann zu finanzieren war?

Wie viele Großsponsoren wurden in den letzten zehn Jahren ohne politische Seilschaften gewonnen? Und wie viele potenzielle Geldgeber vergrault?

Warum dauert es ein Jahr, um festzustellen, dass die Renovierung einer doch offensichtlichen Bruchbude namens Hanappi-Stadion viel zu teuer ausfallen würde?

Wenn der Trainer die Qualität des Managements hätte, würde Rapid in der Liga nicht auf Platz drei, im Cup-Viertelfinale und (wenn auch erfolglos) in der Europa League stehen. Nein, Rapid wäre ein Abstiegskandidat.