Sport/Fußball

Rapid-Sportchef Barisic: "Werde mein Handy zusammenhauen"

Fußball-Vizemeister Rapid befindet sich inmitten einer äußerst turbulenten Transferzeit. Ercan Kara, Maximilian Ullmann und zuletzt Thierno Ballo wurden abgegeben, Yusuf Demir zurückgeholt. Dazu stehen in den kommenden Tagen und Wochen noch weitere wichtige Entscheidungen an, etwa die Verpflichtung eines neuen Stürmers oder die möglichen Abgänge von Taxiarchis Fountas und Richard Strebinger.

Geschäftsführer Sport Zoran Barisic kann sich daher nicht über Langeweile beschweren, ganz im Gegenteil. „So intensiv und kompliziert war es noch nie. Das hat mir auch Stefan Ebner bestätigt“, sagte Barisic am Dienstag im Rahmen einer Bundesliga-Presseveranstaltung. Rapids Sportmanagement-Direktor Ebner ist bei den Hütteldorfern mittlerweile seit Jahrzehnten in Spielerwechsel involviert.

Am kommenden Montag um 17.00 Uhr schließt in Österreich das Transferfenster. Danach werde er „mein Handy zusammenhauen, meinen Computer zusammenhauen und meinen E-Mail-Account löschen“, scherzte Barisic und ergänzte etwas ernsthafter: „Ich werde mir Ruhe gönnen müssen. Es ist einfach arg.“

Neuer Stürmer im Fokus

Davor soll aber noch der Nachfolger für Kara verpflichtet werden - bei dem es sich laut Medienberichten um den Niederländer Ferdy Druijf handelt. Demnach leiht Rapid den Stürmer bis Saisonende von Alkmaar aus und besitzt dann eine Kaufoption um 2,8 Millionen Euro. Sollte diese Klausel aktiviert werden, wäre Druijf teuerster Rapid-Spieler der Geschichte.

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, denn Barisic konnte nicht einmal die leihweise Verpflichtung des Angreifers bestätigen. „Es gibt viele Kandidaten, mit einem sind die Verhandlungen weit fortgeschritten“, erklärte der Sportchef. Außerdem sagte Barisic in diesem Zusammenhang: „Falls wir einen Spieler mit einer Kaufoption leihen, werden wir die Option so ausverhandeln, dass es für Rapid realistisch ist, sie zu ziehen.“

Noch ungeklärt ist auch die unmittelbare Zukunft von Fountas. Der Grieche wird Stand jetzt ab Sommer für D.C. United stürmen, der Abschied in Richtung USA könnte aber auch früher erfolgen, zumal das Transferfenster der Major League Soccer noch einige Wochen geöffnet ist. „Ich kann nicht zu 100 Prozent bestätigen, dass er bis Sommer bleibt, aber es ist der Plan, dass er in den kommenden Spielen bleibt“, meinte Barisic.

Die Variante erscheint nicht ausgeschlossen, wonach Fountas für den Jahresaufakt im Cup-Viertelfinale am Samstag gegen Hartberg, die Conference-League-Duelle mit Vitesse Arnheim und die vier restlichen Partien des Liga-Grunddurchgangs zur Verfügung steht, ehe es zum Wechsel kommt.

Ein Fragezeichen steht auch noch hinter Strebinger. Der Ex-ÖFB-Teamgoalie hat den Kampf ums Einserleiberl gegen Paul Gartler verloren, ein Transfer zeichnet sich derzeit jedoch nicht ab. Strebinger dürfte daher bis zu seinem Vertragsende im Sommer in Wien-Hütteldorf bleiben. „Sein Abgang hat sich im Moment in Luft aufgelöst“, berichtete Barisic.

Rapid verzeichnete aber nicht nur prominente Abgänge, sondern auch zumindest einen prominenten Zugang - Demir kehrte nach vorzeitiger Beendigung seines Leihvertrags beim FC Barcelona zurück. Wunderdinge dürfe man vom ÖFB-Teamspieler aber keine erwarten, betonte Barisic. „Man muss bedenken, dass er erst 18 Jahre alt ist. Wir wissen, er ist talentiert und hoch veranlagt, aber wir dürfen ihn nicht zu sehr unter Druck setzen.“

Demir hat laut Barisic im körperlichen Bereich nach wie vor Verbesserungsbedarf. „Er ist mit viel Freude dabei, hat aber einiges aufzuholen, vor allem, was den physischen Aspekt betrifft. So viel dürften sie in Barcelona in gewissen Bereichen nicht gearbeitet haben“, vermutete der Sportchef.

Reifer und kommunikativer

Dennoch habe Demir aus Barcelona einiges mitnehmen können, meinte Barisic. „Vielleicht ist er ein bisschen reifer und kommunikativer geworden. Er lacht wieder, er lacht mehr. Man merkt, dass er eine Freude hat, wieder daheim zu sein, bei seiner Familie zu sein und mit seinen Ex-Kollegen zu kicken.“ Demir stammt aus dem Rapid-Nachwuchs und soll als Vorbild für viele weitere Youngsters dienen. „Wir wollen unsere eigenen Jungen an die Kampfmannschaft heranführen, sie weiterentwickeln und mit ihnen in die Zukunft gehen“, kündigte Barisic an.

Rapid sei auch aufgrund der Pandemie weder in der Lage noch gewillt, hohe Ablösesummen zu bezahlen. Man setze auf den eigenen Nachwuchs und nehme dafür auch die Gefahr eines sportlichen Rückschlags in Kauf, beteuerte Barisic. „Was haben wir davon, sportlich erfolgreich zu sein, aber ein dickes Minus zu haben? Dafür bin ich nicht zu haben“, erklärte der Wiener. Das Gesamtziel sei, „sowohl sportlich als auch wirtschaftlich gut durch die Krise zu kommen“, sagte Barisic.

Alle Inhalte anzeigen