Rapid spazierte aus dem Tief
Befindet sich eine Mannschaft in der Krise, empfiehlt sich derzeit ein Ausflug ins Burgenland. Mattersburg ist zwar momentan auch im sportlichen Tief, doch die Gastfreundschaft der Burgenländer ist eben sprichwörtlich.
Anders gesagt. Mattersburg stellte sich so dumm an, dass Rapid locker drei Punkte abholen konnte, ohne wirklich überzeugen zu müssen.
Trainer Peter Schöttel wollte nicht die Ausrede gelten lassen, dass die Belastung zu groß sei. Hatten seine Spieler diesmal doch kein Europacupspiel in den Beinen. Dennoch stellte er die Mannschaft auf fünf Positionen gegenüber der vorwöchigen Niederlage gegen den WAC um. Und vor allem ließ er gegen die normalerweise kampf- und laufstarken Burgenländer seine älteren Semester wie Heikkinen, Kulovits und Katzer draußen.
Kapitän Trimmel
Das hatte zur Folge, dass Christopher Trimmel erstmals zu Kapitänsehren kam. Der Burgenländer hatte von den Spielern der Startelf die meisten Rapid-Spiele absolviert. Und das, obwohl er noch vor etwas mehr als vier Jahren auf den Landesligaplätzen rund um Mattersburg glänzen durfte.
Bei den Mattersburgern hatte sich vor dem Spiel Stürmer Ilco Naumoski krank gemeldet. Er litt unter Zahnschmerzen. Seine Kollegen aber konnten den Rapidlern nicht einmal ein bisschen auf den Zahn fühlen, da stand es auch schon 1:0 für die Wiener. Alar, der erstmals seit seiner Verletzungspause wieder dabei war, schoss einen Freistoß von rechts mit links zur Mitte. Der Ball ging an Freund und Feind vorbei ins Tor von Borenitsch (4.).
Die Mattersburger Reaktion war ein Weitschuss von Seidl, den Königshofer aber abwehrte (6.). Das alles bekamen die mitgereisten Rapid-Fans nicht mit. Lediglich ein kritisches Plakat zierte den leeren Fansektor. Der Anhang schmollte vor den Eingangstoren, bewegte sich erst nach einer Viertelstunde ins Stadion. Und machte sich mit "Vorstand-Raus"-Rufen bemerkbar.
Geschenke
Die Mannschaft ließen sie in Ruhe, doch die tat sich spielerisch schwer. Nach gutem Pass von Lovin hinderte Gerson mit letztem Einsatz Höller am Ausgleich (27.). Und das nächste Gastgeschenk ließ nicht lange auf sich warten. Seidl foult Boyd an der Strafraumgrenze, Alar rollte den Freistoß flach ins Tormann-Eck (31.).
In der 37. Minute bekamen die Fans endlich die erste schön heraus gespielte Aktion zu sehen. Trimmel passte nach einem Konter zu Boyd, der das 3:0 erzielte (37.).
Und nur kurz später ließ Seidl den Rapidlern noch mehr Platz. Nach einem Ballverlust zupfte er am Trikot eines Rapidlers und durfte sich mit der zweiten gelben Karten unter die Dusche verabschieden (41.).
Damit war das Spiel entschieden. Rapid schaltete zurück, Mattersburg verteidigte mit Mut. Und die Rapid-Fans zeigten ihre Kreativität in der Transparenz-Datenbank. Da war zu lesen von "Bonzen-Netzwerk", "Kuhn raus", "Ebner raus" und "Neubeginn". Ob’s der war? Zumindest gab’s drei Punkte.
Vergangenen Montag hatte Austria-Trainer Peter Stöger noch dem Fest der Pferde die Ehre gegeben, Samstag nahm seine Mannschaft ohne größere Mühe die Hürde Wr. Neustadt. Die Veilchen galoppierten über die Niederösterreicher hinweg und feierten den dritten Sieg im dritten November-Spiel.
Und das begann mit einer Trauerminute für den verstorbenen Branko Elsner, der einst in den 1980er-Jahren als violetter Jugendleiter mit seiner Fachkenntnis und seiner menschlichen Art viele Talente bei der Austria geformt hatte.
Die Darbietung der Austria war in Folge alles andere denn ein Trauerspiel, sondern eine klare Angelegenheit. Von Beginn an bestimmte der Tabellenführer Tempo wie Geschehen, wenngleich man in einigen Situationen nicht schnell genug nach vorne spielte und auch nicht mit der Selbstverständlichkeit der letzten Wochen kombinierte. "Die Latte haben wir uns selbst so hoch gelegt. Jede Partie ist aber harte Arbeit", bilanzierte Kapitän Ortlechner.
Verdiente Führung
Gewohnte Präzision bewiesen die Wiener in der 22. Minute, als eben jener Ortlechner einen Schuss von Hosiner zum verdienten 1:0 ins Gäste-Tor abfälschte. Es war die logische Folge einer latenten Überlegenheit.
Austria-Torhüter Heinz Lindner, der im Länderspiel gegen die Elfenbeinküste bei einem Gegentor daneben gegriffen hatte, kam nicht einmal in die Verlegenheit eines Patzers. Erst in der 48. Minute musste er sich erstmals richtig strecken, als er einen schönen Schuss von Piermayr über das Tor lenkte. Die erste gute Chance der Gäste änderte jedoch nichts am Bild des Spiels. Vor allem, weil Rakowitz nach zwei Fouls und zwei gelben Karten vorzeitig die Dusche aufdrehen durfte.
In numerischer Unterlegenheit war Wr. Neustadt der Austria noch unterlegener. Für zwei Highlights sorgten zwei Joker. Zuerst vollendete Kienast eine Flanke von Grünwald mit einem sehenswerten Volleyschuss zum 2:0. Der Rest wurde zu einem Schaulaufen in Violett. Auch Grünwald versuchte sich im Volleyschießen und traf nach Simkovic-Ecke zum 3:0. Zwei Traumtore in drei Minuten entschädigten für so manchen Leerlauf davor. Mit einem Heimsieg am kommenden Samstag gegen Mattersburg könnte es ein perfekter violetter November werden.
Trainer Peter Stöger: "Wir haben gewusst, dass es ein schweres Spiel wird. Daher bin ich zufrieden. Wir sind nicht so abgehoben zu glauben, dass wir jede Woche sechs Tore schießen."
Ob die Rieder gute Tennisspieler sind, ist nicht überliefert. Und auch völlig egal. Aber ihre jüngsten beiden Resultate glichen eher der Sportart mit der Filzkugel: 1:6 bei der Austria, 6:1 gegen Mattersburg.
Den Grazern waren die Satzergebnisse, pardon, Fußballresultate der wankelmütigen Innviertler egal. Sie begeisterten phasenweise mit schönen Vorstößen und zeigten sich auch vor dem Netz entschlossener. Und deshalb endete die Partie auch mit einem 3:1-Heimsieg.
Der erste Teilerfolg gelang den Hausherren schon nach 13 Minuten. Florian Kainz spielte Klem auf der rechten Seite mustergültig frei, dessen Pass verwertete Okotie. Der Schuss war nicht scharf, aber platziert. Neun Minuten später verwehrte Schiedsrichter Lechner einem Treffer von Sukuta-Pasu zurecht die Gültigkeit - Abseits. Die Rieder spielten mit, die Grazer konterten aber geschickt - Szabics traf in der 25. Minute zum 2:0.
Aber dann, nach 36 Minuten, servierten die Rieder ihr Offensiv-Ass: Gartler, in der Vorwoche noch Dreifach-Torschütze gegen Mattersburg, erzielte das Anschlusstor - dieser Situation war jedoch eine Abseitsstellung vorangegangen.
Um gegen weitere unliebsame Überraschungen gerüstet zu sein, versuchten die Hausherren den dritten Treffer zu erzielen. Okotie scheiterte kurz nach dem Pausenpfiff an Tormann Gebauer. Dafür wehrte sein deutsches Pendant Focher bei einer Topchance von Schreiner ab. Der offene Schlagabtausch blieb. Als die Partie schwächer wurde, setzte abermals Okotie in der 77. Minute mit dem 3:1 den Schlusspunkt.
In der Pause ließ Sturm-Coach Hyballa übrigens den gelb-rot-gefährdeten Weber in der Kabine. Der Kapitän selbst ist auch wechselwillig. Rapid ist interessiert, Weber ist mit der momentanen Situation in Graz unzufrieden.
Die Talfahrt der Admira wurde in Wolfsberg gebremst. Das 1:1 beim Aufsteiger war nach vier Niederlagen für die Niederösterreicher in Serie der erste Punktegewinn - und es war ein verdienter.
Begonnen hatte das Spiel in der Lavanttal-Arena denkbar schlecht für die Admiraner. Nach einer mehr als ausgeglichenen Anfangsphase lagen die Gäste plötzlich 0:1 im Rückstand: Auer, der statt des formschwachen Palla als Linksverteidiger aufgeboten worden war, konnte den durchbrechenden Kerhe nicht aufhalten, dessen Querpass verwertete der ungedeckte Liendl.
Nach 20 Minuten mussten die Admiraner wieder einmal einem Rückstand nachlaufen - und sie taten dies mit mehr Engagement als bei den Niederlagen gegen Salzburg (0:5) und Sturm Graz (1:2).
Solospitze Sulimani und Schwab ließen zwei tolle Ausgleichsmöglichkeiten ungenützt, Schiedsrichter Schüttengruber übersah in Hälfte 1 dazu ein ganz klares Foul von Solano an Admira-Kapitän Windbichler im Wolfsberger Strafraum.
Nach dem Wechsel hatten die Südstädter aber auch Glück. Routinier Plassnegger unterliefen zwei Anfängerfehler, die Wolfsberger konnten daraus allerdings kein Kapital schlagen. Und wurden für diese Nachlässigkeit auch bestraft: Nach einer Flanke von Auer war Sulimani zur Stelle und köpfelte den verdienten Ausgleich (61.).
Dabei blieb es auch, obwohl beide Mannschaften in der Schlussphase durchaus noch probierten den Siegestreffer zu erzielen. Chancen gab es in der letzten halben Stunde auf beiden Seiten, Treffer allerdings fielen keine mehr.
FK Austria Wien - SC Wiener Neustadt 3:0 (1:0)
Generali-Arena, 9.388, SR Prammer
Tore:
1:0 (22.) Ortlechner
2:0 (65.) Kienast
3:0 (68.) A. Grünwald
Austria: Lindner - F. Koch, Rogulj, Ortlechner, Leovac - Dilaver - Gorgon, Mader (55. A. Grünwald), Simkovic (71. Stankovic), Jun - Hosiner (54. Kienast)
Wiener Neustadt: Siebenhandl - Mimm, Ramsebner, M. Wallner (67. Maak), Lenko - Piermayr, Hlinka - Rakowitz, Offenbacher, Martschinko (76. Freitag) - T. Fröschl (76. Tadic)
Gelb-Rote Karte: Rakowitz (56./Foul)
Gelbe Karten: Dilaver, Mader, A. Grünwald bzw. Mimm
Die Besten: Jun, A. Grünwald bzw. Hlinka
SV Mattersburg - SK Rapid Wien 0:3 (0:3)
Mattersburg, Pappelstadion, 7.100/richtig, SR Schörgenhofer
Tore:
0:1 ( 4.) Alar (Freistoß)
0:2 (31.) Alar (Freistoß)
0:3 (38.) Boyd
Mattersburg: Borenitsch - Farkas, Malic (46. Rodler), Mravac, Rath - Höller, Seidl, Prietl, Lovin (79. Gartner), Mörz (72. Domoraud) - Bürger
Rapid: Königshofer - Schimpelsberger, Sonnleitner, Gerson, Schrammel - Wydra (86. Kulovits), Pichler - Trimmel, Alar (72. Grozurek), Burgstaller - Boyd (86. Schaub)
Gelb-Rot: Seidl (41./wiederholtes Foulspiel)
Gelbe Karten: Malic, Bürger, Mörz bzw. Königshofer, Boyd
Die Besten: Farkas bzw. Alar, Burgstaller
SK Sturm Graz - SV Ried 3:1 (2:1)
UPC-Arena, 11.899, SR Lechner
Tore:
1:0 (13.) Okotie
2:0 (25.) Szabics
2:1 (36.) Gartler
3:1 (77.) Okotie
Sturm Graz: Focher - Kaufmann, Dudic, Vujadinovic, Klem - T. Kainz (46. Bukva), M. Weber (46. M. Koch), F. Kainz (90. Schloffer) - Sukuta-Pasu, Okotie, Szabics
Ried: Gebauer - Ziegl, Reifeltshammer, Riegler - Trauner (80. Hammerer), Hadzic, Schreiner (67. A. Schicker) - Walch (46. Nacho), Zulj, Meilinger - Gartler
Gelbe Karten: M. Weber, T. Kainz, F. Kainz, Dudic bzw. Ziegl, Riegler
Die Besten: T. Kainz, Sukuta-Pasu, Okotie bzw. Reifeltshammer, Gartler
WAC - Admira Wacker Mödling 1:1 (1:0)
Wolfsberg, Lavanttal-Arena, 4.350, SR Schüttengruber
Tore:
1:0 (20.) Liendl
1:1 (62.) B. Sulimani
WAC: Dobnik - Thonhofer, Sollbauer, Solano, Baldauf - Putsche - Kerhe (91. Polverino), De Paula, Liendl, Jacobo (71. Stückler) - Falk (81. Topcagic)
Admira: Tischler - Plassnegger, Pöllhuber, Schrott (71. Toth), Auer - Windbichler - Schick (81. Jezek), Thürauer, Schwab (85. Sax) - Sabitzer, B. Sulimani
Gelbe Karten: Sollbauer, Solano, Putsche, Kerhe bzw. Plassnegger, Thürauer
Die Besten: Kerhe, Jacobo bzw. Windbichler, B. Sulimani
Austria - Wiener Neustadt
Peter Stöger (Austria-Trainer): "Wir haben gewusst, dass es eine schwierige Aufgabe wird. Speziell in der ersten Hälfte ist es im Spielaufbau nicht so gelaufen. Wir hatten zu viele Abspielfehler, aber auch weil Wiener Neustadt in dem Bereich sehr aktiv war. Unser Lauf ist imponierend, aber nicht selbstverständlich."
Zur Einwechslung der beiden Torschützen Roman Kienast und Alexander Grünwald: "Ich bin in der glücklichen Situation, dass ich gute Leute auf der Bank habe."
Heimo Pfeifenberger (Wiener-Neustadt-Trainer): "Für uns war es ähnlich wie gegen Salzburg. Es war okay, wir haben ganz brav gespielt, aber die Austria hat uns mit zwei Standards gekillt. Sie war zwar spielerisch überlegen, aber richtige Chancen waren eigentlich auch nicht da."
Mattersburg - Rapid
Franz Lederer (Mattersburg-Trainer): "Wir haben aus dem ersten Ball gleich ein Tor bekommen und aus dem zweiten das zweite Tor. Dann ist auch noch der Ausschluss dazugekommen, und so war der Rapid-Sieg völlig verdient. Wir waren wieder zu naiv. Die Vorgabe war, das Spiel so lange wie möglich offenzuhalten. Man hat gesehen, wir haben die Hosen voll gehabt."
Peter Schöttel (Rapid-Trainer): "Das Spiel war okay. Deni Alar ist ein schlauer Spieler und schießt Standards gut. Ich bin erleichtert über den Sieg. Der Spielverlauf war günstig für uns. Mattersburg hat sich mit dem Ausschluss selbst geschwächt, das hat uns in die Karten gespielt."
Sturm - Ried
Peter Hyballa (Sturm-Graz-Trainer): "Die Mannschaft hat sich an die Strategie, die wir vorher besprochen hatten, gehalten, es hat gut funktioniert. Wir haben mit zwei Toren Unterschied gewonnen und das 1:2 war auch noch Abseits. Ried war aber wirklich gut, die bleiben uns auf den Fersen, da bin ich mir sicher. Der Tabellenstand ist mir egal, denn abgerechnet wird erst am 36. Spieltag."
Gerhard Schweitzer (Ried-Interimstrainer): "Sturm ist Meister der Effizienz. Wir haben in der ersten Hälfte bis auf die zwei Aktionen, die zu den Toren geführt haben, nichts zugelassen. Wir sind mit breiter Brust ins Spiel gegangen, haben viel ins Match investiert, hatten viele Spielanteile. Was wir abgeliefert haben, war sehr in Ordnung - bis zum Sechzehner. Vom Auftreten her war es die beste Auswärtsleistung im Herbst, nur die Chancen müssen wir einfach besser nützen."
Rubin Okotie (Sturm-Graz-Doppeltorschütze): "Wir sind als Team aufgetreten, das ist das Wichtigste. Ich bin ja als Stürmer nur das letzte Glied in der Kette und habe eben zwei Tore gemacht."
WAC - Admira
Nenad Bjelica (Trainer WAC): "Das war ein gerechtes Remis, damit können beide Teams leben. Wir können nicht immer so wie gegen Rapid spielen. Wir sind zufrieden damit, wo wir stehen, wir sind stabil."
Dietmar Kühbauer (Trainer Admira): " Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Die Mannschaft ist intakt, ich bin zufrieden, drei Punkte wären drinnen gewesen. Den Elfmeter muss man einfach sehen, da gibt es keine Entschuldigung."
Michael Liendl (Torschütze WAC): "Unter dem Strich ist der Punkt ein bisschen glücklich. Wir haben nicht wirklich ins Spiel gefunden, wir waren nicht aggressiv und kompakt genug. Positiv ist, dass wir das 1:1 über die Runden gebracht haben."
Benjamin Sulimani (Torschütze Admira): "Ein Punkt ist nicht schlecht, aber wir trauern den drei Punkten nach. Wir haben einige Möglichkeiten nicht genutzt, es wäre mehr drinnen gewesen."