Rapid-Manager Peschek über Regierung: "Wo bleibt da die Logik?"
Von Alexander Huber
Christoph Peschek ist bekannt für allgemein gehaltene Antworten. Als gelernter Politiker weiß der Geschäftsführer von Rapid, dass die Möglichkeitsform vor später bereuten Festlegungen retten kann. Nachdem die Regierung die neuen, verschärften Corona-Maßnahmen präsentiert hat, braucht der 36-Jährige aber nicht lange, um sich ein klares Urteil zu bilden.
Im KURIER-Gespräch liefert der um die Zukunft der Bundesliga im Allgemeinen und der von Rapid im Besonderen besorgte Peschek Klartext: „Das ist ein Schlag ins Gesicht für Rapid und den gesamten professionellen Sport.“
Fünfte neue Zuschauergrenze
Der Manager zählt auf: „Innerhalb weniger Wochen rechnen wir jetzt mit der fünften Zuschauergrenze. Ursprünglich hat es geheißen: 10.000 im Bestfall, sonst 5.000 oder nur noch 500. Dann wurde die Ampel abgedreht, bevor sie noch geblinkt hat. Es wurde dann auf 3.000 reduziert und jetzt auf 1.500.“
Mit jeder Zahl wären unzählige (bald hinfällige) Stunden an Planung und Berechnung bei den Vereinen verbunden.
Aber auf eines wurde bei allen Schritten laut Peschek vergessen: „Wo bleibt bei den ganzen Regeln die Logik?“
Der Wiener rechnet: „Wir haben 25 Drehkreuze mit genug Platz bei den Ein- und Ausgängen. Wir haben 28.500 Plätze, davon 24.000 Sitzplätze. Warum sollte es gleich gefährlich sein, wenn wir an der frischen Luft jeden 16. Platz vergeben, wie wenn indoor 1.000 Menschen in einem geschlossenen Raum sitzen? Noch dazu haben wir bis heute keinen einzigen Fall von den Behörden übermittelt bekommen, der auf eine Infizierung in unserem Stadion hinweist.“
Der Manager betont: „Zwei Dinge sind absolut unlogisch: Das eine ist die konsequente Weigerung, die Höchstzuschauerzahl an den jeweiligen Stadionkapazitäten anzupassen. Das andere ist der nur noch minimale Unterschied zwischen outdoor- und indoor-Veranstaltungen. Obwohl alle Studien betonen, dass es im Freien mit fixen Sitzplätzen ein geringeres Infektionsrisiko gibt. Und ich gehöre wirklich nicht zu den Verschwörungstheoretikern. Ich nehme Covid-19 sehr ernst.“
3.000 gegen Arsenal
Fest steht: Gegen Arsenal dürfen am Donnerstag noch die 3.000 ausgelosten Abonnenten nach Hütteldorf – danach werden Heimspiele zum Verlustgeschäft: „Das Aufsperren des Stadions wird mit 1.500 Zuschauern noch defizitärer.“
Geisterspiele als Klagsgrund?
Eine freiwillige Rückkehr zu Geisterspielen wird diskutiert, ist aber unwahrscheinlich: „Wir müssen gegenüber unseren Partnern leistungswillig bleiben. Außerdem kämpfen wir für unsere Fans, auch wenn das immer mehr Frust bringt.“
Peschek befürchtet, dass es mehrere Vereine, darunter Rapid, „von innen zerreißen könnte“: „Wir haben 10.000 Abonnenten. Und jedes Mal müssen wir mehr enttäuschen. Es gibt doch jetzt schon keine nachvollziehbare Lösung mehr, wer wann zu welchem Match darf. Wie soll das denn bei 1.500 Besuchern erst funktionieren, ohne dass sich die Leute im Frust abwenden?“
Kritik von Kraetschmer
Einer Meinung mit Peschek ist Austria-Vorstand Markus Kraetschmer: "Ich vermisse die Logik."
Kraetschmer verwies bei allem Verständnis für neue Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie in einer Aussendung darauf, dass Hygiene- und Präventionskonzepte funktioniert hätten. Es sei „sehr schade, dass man nunmehr die Zahlen für Outdoor-Veranstaltungen, zu denen auch die Bundesliga-Spiele zählen, neuerlich halbiert“ und das Gastronomie-Angebot im Stadion gänzlich verboten wurde. „Bisher waren die Besucher in den Stadien immer sehr vernünftig, haben sich bestmöglich an die Regeln gehalten und es bildeten sich nirgendwo Cluster.“
Kraetschmer wollte angesichts der neuerlichen „großen Herausforderung“ allerdings nicht jammern. Es gelte, darauf Antworten zu finden. „Intern haben wir bereits in einer kurzfristig einberufenen Sitzung die Umsetzung der 1.500er-Regelung für das Schlagerspiel am Samstag gegen Salzburg besprochen, Infos dazu folgen gesondert“, richtete der Manager den Anhängern aus.