Rapid hat gewählt: Martin Bruckner ist der neue Präsident
Von Alexander Huber
Um 22.43 Uhr war es soweit. Der erste Wahlkampf in 120 Jahren Vereinsgeschichte um das Ehrenamt des Präsidenten von Rapid endete mit einem knappen Sieg von Martin Bruckner. Der Krammer-Nachfolger kam nach einer starken Rede auf 1.059 Stimmen, Roland Schmid schaffte 926 und gratulierte sofort fair und noch vor der Siegesrede von Bruckner.
Noch vor der Präsidentenwahl gab es eine Überraschung. „Ich habe mich am 4. November einer schweren Operation unterzogen, werde hoffentlich wieder gesund, aber die für Rapid nötigen 100 Prozent gehen nicht mehr“, verkündete Stadionsprecher und Klubservice-Leiter Andy Marek zu Beginn. Nach 27 Jahren hört die „Stimme von Rapid“ im Februar 2020 wegen einer schweren Erkrankung auf.
Von den 2.245 anwesenden Mitgliedern (2.005 waren wahlberechtigt) gab es für Marek Standing Ovations und einige Tränen.
Der Vorsitzende der Wahlkommission, Herbert Kretz, bedauerte, dass dem Wunsch nach der Fusion auf eine Liste („Dafür haben wir wirklich alles versucht“) nicht gefolgt wurde: „Der folgende Showkampf war einer Rapid nicht würdig und nützlich. Der kommende Präsident muss alle wieder unter dem Rapid-Wappen vereinen.“
Danach ging es um alles. Mitglieder meinen, die Stimmung war angespannt wie noch nie. Je elf Minuten Redezeit hatten die beiden Kandidaten zugestanden bekommen. Die „Ur-Legende“ Alfred Körner zog die Reihenfolge, Roland Schmid musste beginnen.
Der Immobilienunternehmer baute seine Rede rund um den 20. April 2008 auf, als Rapid gegen Altach (3:0) den bislang letzten Meistertitel fixierte. „Dieses Scheiß-Gefühl, den Meisterteller zu holen, ist so lässig. Wir wollen den Teller wieder in Hütteldorf und glauben auch daran“, erklärte der 43-Jährige.
Nach einem Dank an Ex-Präsident Krammer für den Stadionbau setzte Schmid auf ein modernes Element: ein flott geschnittenes Video, in dem Legenden Wahlwerbung betrieben. Hans Krankl sagte: „Wir haben keine Lust auf sportliche Kompromisse.“ Der Applaus war groß.
Schmids finaler Appell: „Wählen Sie das Team, das den Meisterteller wieder nach Hütteldorf bringt.“
Finale Rede
Der Unterschied zur folgenden Ansprache von Bruckner lag nicht nur daran, dass der Finanzreferent die Mitglieder per Du ansprach. Der Vorstand der Allianz-Investmentbank nutzte die Chance, sich persönlich emotional bei Andy Marek zu bedanken. „Auch wenn mir das Redezeit kostet.“
Im Anschluss hatte der 54-Jährige seinen wohl bislang besten Wahlkampfauftritt. Mit einem Aufruf zur Versöhnung („Ich werde Rapid wieder einen“), einem Treuebekenntnis zur sportlichen Führung („Didi und Zoki – ich stehe ohne Wenn und Aber hinter euch“), einem Versprechen, zu 100% für Rapid da zu sein und einem finalen Zitat von Mr. Rapid Dionys Schönecker, das an die Vergangenheit als Arbeiterverein erinnerte, erntete Bruckner ebenso frenetischen Applaus im vollen VIP-Klub des Allianz Stadions.