Pasching macht die Sensation perfekt
Vor einer Woche kürte sich die Austria zum Meister, am Donnerstag musste sie eine der größten Blamagen in der Vereinsgeschichte einstecken. Am Ende saßen die Meisterkicker von Wien völlig perplex auf der Bank, als wüssten sie nicht, was in den 94 Minuten zuvor geschehen war.
Regionalliga-Mitte-Klub Pasching sorgte mit dem 1:0 für die größte Sensation im heimischen Fußball, erstmals gewann ein Drittligist den Cup. Daniel Sobkova traf seinen Ex-Verein mitten ins Herz. „Der schönste Tag meiner Karriere.“
Ungemütlich
Die Fans trotzten der recht frischen Witterung, 16.500 fanden den Weg ins Happel-Stadion, um dem Finale beizuwohnen. 300 davon reisten extra aus Oberösterreich an.
Alles andere als trist war die Vorstellung auf dem Rasen, wenngleich die Rollen vor Anpfiff klar verteilt schienen: Die Austria der klare Favorit, der Regionalligist der Außenseiter. Doch es sollte anders kommen als erwartet. Zwar verbuchte der neue Meister die ersten guten Chancen durch einen Freistoß von Gorgon, bei dem Goalie Berger im Verbund mit der Torstange abwehren konnte, und durch einen Schuss von Hosiner. Das war es aber mit der violetten Herrlichkeit, denn die Wiener agierten in der Folge viel zu ungenau, um den Außenseiter mit spielerischen Mitteln zu bezwingen. Es fehlte der Biss, die Ernsthaftigkeit.
Knalleffekt
Pasching sorgte nach der Pause für den Knalleffekt: Schobesberger setzte sich auf der linken Seite durch, flankte und traf den Kopf von Sobkova. Diesmal reichte Lindners Reaktionszeit nicht mehr aus – 0:1 (47.).
Rapid, Salzburg und jetzt die Austria. Wer die drei besten Teams Österreichs auf der Abschussliste stehen hat, der ist zu Recht Cupsieger, wie auch Austria-Kapitän Ortlechner zugab: „Die Leidenschaft, die wir in der zweiten Hälfte zeigten, wäre von Beginn an nötig gewesen.“ Im Schongang war nichts zu gewinnen. „Wir haben den Sieg nicht verdient.“ Trainer Peter Stöger brachte es auf den Punkt: „Wir sind keine Mannschaft, die in Ballettschuhen Spiele gewinnt.“
Weil die Austria zwar alles nach vorne warf, aber den Paschinger Riegel durch Ungenauigkeit im Spiel nicht knacken konnte. Plötzlich sangen jene Fans, die am Dienstag noch ihre Helden auf dem Rathausplatz bejubelt hatten: „Wir woll’n die Veilchen sehen.“ Aber die waren im Prater nicht sichtbar. Gorgon suchte wie seine Kollegen in den Katakomben nach Erklärungen: „Wir haben kaum etwas umgesetzt.“
An den Meisterfeiern lag es nicht, wie Ortlechner versicherte. Stürmer Hosiner wird mit Lazio Rom in Verbindung gebracht. „Wenn ich gegen Regionalligist Pasching nicht treffen kann, dann wird da nichts dran sein.“
FK Austria Wien - FC Pasching 0:1 (0:0)
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 16.500, SR Rene EisnerTor: 0:1 (47.) Sobkova
Austria: Lindner - Koch (78. Stankovic), Rogulj, Ortlechner, Dilaver - Holland - Gorgon, Mader (54. Simkovic), A. Grünwald (65. Kienast), Jun - Hosiner
Pasching: Berger - Kerschbaumer, Grasegger, Kablar, Prettenthaler - Perchtold - Schobesberger (70. Hamdemir), Sobkova (79. Petrovic), Krammer (82. Mössner), Kovacec - Casanova
Gelbe Karten: Rogulj, Holland bzw. Krammer, Prettenthaler, Kerschbaumer, Petrovic
Cupsieger seit 1919 (18 Clubs): | Double-Gewinner seit 1919 (9) |
27 x Austria Wien (zuletzt 2009) | 10 x Austria Wien (2006) |
14 x Rapid (1995) | 6 x Rapid (1987) |
7 x FC Tirol (1993) | 4 x Admira (1966) |
5 x Admira Wacker (1966) | 3 x Tirol (1989) |
4 x Grazer AK (2004) | 1 x Wacker Wien (1947) |
Sturm Graz (2010) | Linzer ASK (1965) |
3 x Wiener AC (1959) | Sturm Graz (1999) |
Vienna (1937) | Grazer AK (2004) |
2 x SV Ried (2011) | Red Bull Salzburg (2012) |
1 x Wacker Wien (1947) | |
Wiener AF (1922) | |
Wr. Sportclub (1923) | |
Linzer ASK (1965) | |
Kremser SC (1988) | |
SV Stockerau (1991) | |
FC Kärnten (2001) | |
Red Bull Salzburg (2012) | |
FC Pasching (2013) |
Peter Stöger (Austria-Trainer): "Pasching hat sich den Sieg verdient. Sie haben von ihren Möglichkeiten her gesehen alles abgerufen, das haben wir heute vor allem in der ersten Hälfte nicht getan. Ich bin von meiner Mannschaft aber nicht enttäuscht. Ich habe immer gesagt, wenn wir unsere Qualitäten nicht abrufen, wird es nicht immer reichen. Eine überragende Saison so zu beenden ist natürlich bitter. An der Frische hat es aber sicher nicht gefehlt."
Gerald Baumgartner (Pasching-Trainer): "Wir hatten das dritte schwere Auswärtsspiel im Frühjahr im Cup gegen den stärksten Gegner. Kompliment an die Mannschaft wie sie das gemeistert hat. Es ist noch drüber hinausgegangen, von dem, was ich mir erwartet habe. Man hat die Topqualität von der Austria gesehen, sie hat zweite Hälfte viel Druck gemacht. Wir haben zur Pause gesagt, wir müssen ein Tor machen und dann schauen zu Null zu spielen. Das ist uns gut gelungen. Hans Peter Berger hat tolle Möglichkeiten zunichtegemacht, so wird man Cupsieger."
Daniel Sobkova (Pasching-Gold-Torschütze unter Freudentränen): "Ich habe überhaupt keine Worte, ich bin zerstört und komplett erledigt. Was wir da heute geschafft haben, ist unglaublich für die ganze Truppe, für den Verein. Unwahrscheinlich. Das Cupfinale zu bestreiten und noch dazu ein Tor gegen den Ex-Verein, das war mein schönstes Tor. Dieser Tag steht ganz oben und wird immer ganz oben bleiben."
Hans Peter Berger (Pasching-Goalie): "Es war ein sensationeller Freistoß. Es war der erste Ballkontakt, und ich habe gut abgewehrt (zur großen Freistoß-Chance der Wiener zu Beginn, Anm.). Ich habe gewusst, dass ich gut drauf bin, und die ganze Mannschaft, wie wir heute gefightet haben. Gott sei Dank haben wir den Pott nach Pasching geholt."
Manuel Ortlechner (Austria-Kapitän): "Ich würde sagen, die Leidenschaft, die wir von Mitte der zweiten Hälfte an gezeigt haben, musst du im Finale von Beginn an zeigen. Die Paschinger sind zurecht Cupsieger. Ich kann es mir nicht ganz erklären. Die Enttäuschung ist riesig natürlich, so oft hat man nicht die Chance auf ein Double. Du musst hier brennen, und von der ersten Minute an zeigen, wer den Sieg will, und das waren die Paschinger und nicht wir."
Philipp Hosiner (Austria-Stürmer): "Wir sind sicherlich sehr enttäuscht, wir haben vor der Saison große Ziele gehabt. Eines haben wir erreicht, das zweite nicht. Man muss auch sagen, dass Pasching sehr wenig mit einer Regionalligamannschaft gemeinsam hat, die könnten locker in der Bundesliga mitspielen. Aber wir haben uns auch dumm angestellt."