Sport/Fußball

Neulengbachs unbezwingbare Kickerinnen

Es soll sich im Herbst 2009 zugetragen haben. "Im September dürfte das gewesen sein", schätzt Johannes Uhlig. Er überlegt für einen Moment. "Auf jeden Fall vor meiner Zeit als Neulengbach-Trainer." Also vor Juni 2010. "Es war gegen Südburgenland", sagt Sabine Brand. Die Co-Trainerin erinnert sich genau, gehörte sie doch auch damals schon zum Betreuerteam von Österreichs bester Frauenfußball-Mannschaft.

Damals, als es zuletzt passiert ist, dass die kickenden Damen aus Neulengbach als Verliererinnen vom Platz gegangen sind.

Erfolgsserie

Seitdem sind 61 Spiele vergangen. 61 Partien in Liga und Cup, in denen der neunfache Meister nicht zu besiegen war. Und die Erfolgsserie geht weiter: Drei Runden vor Saisonende sicherten sich die Niederösterreicherinnen zum zehnten Mal in Folge den Meistertitel, das zehnte Double scheint nur eine Formalität.

"So ein Selbstläufer ist es nicht, wie es immer gesehen wird", sagt Sportwissenschaftler Uhlig, der nach 44 Spielen als Trainer noch immer nicht weiß, wie sich eine Neulengbacher Niederlage anfühlt.

Trotz der lupenreinen Bilanz mangelt es dem Meistermacher nicht an Zielen, wie zum Beispiel dem, die Siegesserie fortzusetzen und eine perfekte Saison zu spielen. "So etwas erlebe ich sicher kein zweites Mal." Oder das Torverhältnis von 98:11 noch weiter hinaufzuschrauben. "Wenn wir 100 Tore schießen, dann gibt`s eine Poolparty", sagt Uhlig.

Die fehlenden zwei Treffer sollen am kommenden Samstag folgen: In der letzten Runde der Bundesliga ist LUV Graz im Waldstadion in Niederösterreich zu Gast (17 Uhr).

Die Bilanz ist famos, doch gegen das Wort Alleinherrschaft wehrt sich der Vater des Erfolgs: "In der heurigen Saison ist Spratzern ein sehr starker Gegner. Das ist ein super Impuls für unsere Liga", sagt Uhlig über die Konkurrentinnen aus St. Pölten, die heuer auf Rang zwei gelandet sind (mit zehn Punkten und 50 Toren Rückstand).

Das Hauptproblem der Liga ist bekannt: die fehlende Professionalisierung. Denn anders als bei den Männern ist Fußball für die Frauen nicht Hauptberuf, sondern schlecht bezahltes Hobby. Einige Hundert Euro gibt es in der höchsten Klasse zu verdienen. Nicht mit jedem Job lassen sich die vier Trainingseinheiten pro Woche vereinbaren. "Manche suchen sich sogar extra einen Beruf, der sich mit dem Fußball kombinieren lässt", erzählt Sabine Brand. Die Mehrheit im jungen Team (Altersschnitt: 20) ist noch in Ausbildung oder hat einen flexiblen Bürojob.

Auch das neue Frauenfußball-Zentrum in St. Pölten ist für Uhlig nicht der Weisheit letzter Schluss: "Nur maximal zwei Mal pro Woche trainieren die Zentrumsspielerinnen bei uns. Wie sollen sich da Automatismen entwickeln? Wie soll ich beurteilen, wen ich aufstelle?"

Erfolgsduo

Eigentlich möchte Uhlig aber nicht über die Defizite der Liga sprechen, sondern viel lieber über die Stärken seiner Mädels. Der 49-Jährige, der vor seinem Engagement in Neulengbach Nachwuchs-Coach bei Austria Wien, Admira und Rapid war, ist sich sicher: Ein wichtiger Faktor zum Erfolg ist die Zusammenarbeit mit Co-Trainerin Sabine Brand. "Diese Mann-Frau-Konstellation würde ich jedem empfehlen", sagt der Cheftrainer, "auch der Austria. Die sollten gleich bei Pia Sundhage (Teamchefin der US-Damen, Anm.) anrufen und sie als Co-Trainerin holen."

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund