Sport/Fußball

Die EM-Mission startet in Stegersbach

Da war sie wieder, die EURO-Phorie im Lande. Ein kleiner Vorgeschmack für Teamchef Marcel Koller und seine Spieler, was bis Juni noch auf sie zukommen wird. Denn den ersten und einzig für die Öffentlichkeit bestimmten Auftritt der Teamkicker im Rahmen des Stegersbach-Trainingslagers nützten gestern Abend rund 1500 Fans, darunter viele Kinder, um ihre Stars live zu sehen.

Und die präsentierten sich nach einer lockeren Übungseinheit besonders Publikums nah, schrieben geduldig Autogramme, posierten für Fotos oder lächelten mit Fans für Selfies in die Smartphones. Die Stimmung bei Aktiven wie Passiven war heiter, und das, obwohl für das Nationalteam eigentlich der Ernst des Lebens beginnt. 80 Tage noch, dann wird sie angepfiffen, die EM 2016 in Frankreich.

Am Montag Mittag waren sie alle pünktlich eingerückt ins Teamcamp im Balance Resort, erst am Abend kam Guido Burgstaller für den kranken Marcel Sabitzer nach. Leben in der Wellness-Oase? Der Schein trügt. Denn in den nächsten Tagen soll das Team bei der ersten Zusammenkunft seit vier Monaten für die beiden kommenden Test-Länderspiele gegen Albanien (Samstag) und die Türkei (Dienstag) wieder auf Betriebstemperatur kommen.

Es geht um die Startplätze im EM-Kader. Teamchef Marcel Koller muss und wird in den nächsten Wochen seine Entscheidungen reifen lassen. Nach den ersten beiden Vorbereitungspartien und nach dem zweiten Trainingslager in Laax (Schweiz) ist am 31. Mai Deadline: An diesem Tag wird die Nennung des österreichischen 23-Mann-Kaders an die UEFA fällig.

Schwere Beine

Weiters im EM-Fahrplan: Test gegen Malta (31. Mai), letzter Feinschliff gegen die Niederlande (4. Juni). Abreise ins EM-Quartier in der Provence (8. Juni). Und am 14. Juni steigt Österreichs erstes Gruppenspiel gegen Ungarn in Bordeaux.

Die Spieler kamen am Montag nach Stegersbach, optimistisch, aber von Strapazen gezeichnet. Zlatko Junuzovic war einer der ersten, die im Wellness-Hotel eincheckten. Gut gelaunt, aber zwei Tage nach dem Spiel seiner Bremer gegen Mainz (1:1) sichtlich erschöpft. Nach einem Foul von ÖFB-Kollege und Mainz-Kapitän Julian Baumgartlinger an ihm hatte es Elfmeter für die Bremer gegeben. Warum er selbst am Montag noch so schwere Beine hat? "Weil mich der Jules ein paar mal z’samm- g’schnitten hat", schmunzelt Junuzovic. "Aber jetzt bin ich froh, hier zu sein." Sprach’s und verschwand im Hotel.

Jakob Jantscher erlebt bei Luzern in der Schweiz gerade schwierige Zeiten. Beruflich, weil der Trainer momentan andere Spieler bevorzugt. "Dafür geht es mir privat blendend. Ich bin gerade Vater geworden. Viel Schlaf gibt es da nicht. Aber es ist wunderschön." Privat scheint auch bei Aleksandar Dragovic alles zu passen. Österreichs Abwehrchef wird von Freundin Marina chauffiert. Dragovic atmet durch: "Schön, dass es hier so warm ist. In Kiew hab’ ich gestern noch eine Schneepartie bei null Grad gespielt." Ein Küsschen zum Abschied.

Mehr Regen als Schnee gibt es dort, wo Marko Arnautovic herkommt. Der England-Legionär bestätigt, was Marcel Koller immer angestrebt hat. Warum die gute Laune? "Das ist das Nationalteam. Da muss man sich einfach freuen."

Werbe-Auftritte

Von Entspannung kann aber keine Spur sein beim gedrängten Terminkalender für das ÖFB-Team. Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging es gestern zu einem Werbespot-Dreh, ehe Marcel Koller am Abend das erste Mal auf den Trainingsplatz zur lockeren Übungseinheit bat.

Am Dienstag stellt man sich in Oberwart den Fotografen für offizielle Bilder mit jedem einzelnen Sponsor. Zudem dreht der ORF in der Messehalle einen kurzen Bericht, weil das Team samt Marcel Koller für eine KURIER-Romy nominiert ist.

Der Schweizer schottet ansonsten seine Schützlinge ab und lässt fast nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren. Lediglich am Mittwochvormittag dürfen Medien während einer ganzen Einheit dabei sein. Danach werden die Rollbalken wieder runtergelassen.

Der Legionärs-Check vom Wochenende