Sport/Fußball

Austrias Rückpass von Europa nach Österreich

Vergeblich sucht man in der Generali Arena nach den Spuren der Champions League. Die Logos sind von der UEFA allesamt schon abmontiert worden, die Auslosung der Gruppenphase ist für die Violetten ebenfalls Geschichte. Die Gegenwart heißt Innsbruck, der Alltag Bundesliga kehrt zurück nach Wien-Favoriten. Trainer Nenad Bjelica wird nicht müde zu betonen, dass der Fokus in dieser Saison auf der Liga liegt, die Champions League sei der Bonus, den es zu genießen gilt.

Noch vor wenigen Wochen sah es nicht danach aus, dass die Austria eine ernsthafte Chance auf die Gruppenphase der Königsklasse hätte. Holprig war der Start in die Saison, früh die ersten Rufe von Kritikern zu vernehmen. Die Meistermannschaft, verstärkt mit drei Neuverpflichtungen, kam unter dem neuen Trainer nicht wie erhofft auf Touren. Bjelica bat um Geduld und verwies auf den Prozess des Kennenlernens zwischen Team und Betreuerstab.

Nach dem 2:0-Sieg in Zagreb saß James Holland in der Lobby des Double Tree Hotel und gab zu: „Wir Spieler hatten in den Köpfen drinnen, dass Peter Stöger der beste Trainer für uns ist. Immerhin sind wir mit ihm Meister geworden.“ Unbewusst gab die Mannschaft dem Neuen noch nicht den nötigen Kredit.

Das änderte sich mit dem Kantersieg über Wr. Neustadt. Die Austria kam ins Laufen und mit dem Erfolg in Zagreb so richtig auf Touren. „Dieses positive Erlebnis hat Trainer und Mannschaft zusammengeschweißt“, gesteht Kapitän Manuel Ortlechner. Bjelicas Vorgaben gingen zu 100 Prozent auf, weshalb der bei den Spielern an Glaubwürdigkeit gewann. Ortlechner: „Es war dadurch ein großes Vertrauen vorhanden.“ Mit dem Einzug in die Gruppenphase ist das interne Kennenlernen abgeschlossen. „Ich habe immer gesagt, dass dies Zeit braucht“, so Bjelica.

Geschenke

Am Samstag jedenfalls sollten drei Punkte erzielt werden. Daheim empfängt man Innsbruck. Wie schon in Wolfsberg wird Bjelica seine Elf rotieren lassen. „Wenn man alle paar Tage ein Spiel hat, dann muss man mental schnell umschalten. Das ist uns zuletzt gut gelungen.“

Die neue Führung des FC Wacker ist redlich um ein gutes Image und eine positive Außendarstellung bemüht. Deshalb rücken die Innsbrucker heute auch mit einem üppigen Geschenkkorb mit Tiroler Schmankerln (Speck, Schnaps & Co.) am Verteilerkreis an. „Die Austria hat etwas Großes erreicht“, meint Wacker-Coach Roland Kirchler, „ich werde vor dem Spiel in die Austria-Kabine gehen und der gesamten Mannschaft zum Champions-League-Einzug gratulieren.“

Für Szabolcs Safar gehören diese Besuche ohnehin zur Routine. Der 39-Jährige, der von 2004 bis 2011 bei den Wienern im Tor stand, fühlt aus der Ferne immer noch mit seinem Ex-Verein mit. Dem Jubel über den Aufstieg war bei ihm die Ernüchterung über die Gruppengegner gefolgt. „Sehr starke und eher unattraktive Teams. Bei diesen Gegnern werden kaum alle Karten weggehen.“

Auch deshalb machen sich die Innsbrucker erst gar keine Hoffnungen, dass die Austria-Spieler heute im direkten Duell möglicherweise mit ihren Gedanken noch woanders sind. „Wir müssen sowieso zuerst auf uns schauen und einmal unsere Fehler in der Abwehr abstellen. Sonst können wir dort nichts mitnehmen“, weiß Verteidiger Sebastian Siller.