Kirchler: "Tag müsste mehr Stunden haben"
Von Christoph Geiler
Urlaub? Was für Urlaub? Die sogenannte Sommerpause bedeutet für Roland Kirchler einzig und allein: Stress pur. Und das rund um die Uhr. Das Handy vibriert praktisch im Minutentakt, seit der Cheftrainer von Wacker Innsbruck nach dem Rauswurf von Oliver Prudlo auch noch aushilfsweise das Amt des Sportdirektors übernehmen musste. Manager, die ihre Spielerware anpreisen; Vereine, die Testspiele arrangieren wollen; Reporter, die wissen wollen, wie’s mit dem FC Wacker weiter geht. Selbst an seinem Hochzeitstag war Kirchler ständig auf Draht. „Ich verbring’ kaum Zeit mit der Familie. Der Tag müsste mehr Stunden haben“, lächelt der 42-Jährige, der die Innsbrucker noch zum Klassenerhalt geführt hatte und damit im heiligen Land eine neue, kleine Fußballeuphorie auslöste.
Doch in die Aufbruchstimmung mischt sich schon wieder der obligate Katzenjammer. Die Tiroler plagen wieder einmal Finanzsorgen, wie Kirchler nun auch bei seiner schwierigen Kaderplanung leidvoll feststellen muss. Für die neue Saison wurde der ohnehin schon niedrige Etat in der Profiabteilung abermals abgespeckt, 300.000 Euro müssen eingespart werden. Für Kirchler bedeutet das: Improvisieren, Improvisieren, Improvisieren. „Du schaust halt ständig, wo du vielleicht noch irgendwas sparen oder umschichten könntest, damit sich noch ein zusätzlicher Spieler ausgeht.“
Abwehrchef
Vor allem die Suche nach einem Abwehrchef gestaltet sich schwierig. Der Spanier Alex Ortiz von Zweitligist Deportivo Guadalajara hat es Kirchler angetan, allerdings scheint der Klub nun plötzlich Ablöse zu verlangen. „Das können wir uns dann sicher nicht leisten“, erklärt Kirchler, der mit den Verteidigern Stipe Vucur (FC Lustenau) und Michael Steinlechner (Wattens) zumindest schon einmal zwei Neuverpflichtungen präsentieren konnte. „Aber wir brauchen hinten unbedingt noch einen Mann mit Routine.“
Der neue Spielmacher scheint derweil bereits gefunden. Der Wechsel von Miroslav Milosevic von Horn nach Innsbruck sollte am Freitag endgültig über die Bühne gehen, Kirchler verhandelte noch die letzten Details und ist glücklich, dass sich Milosevic gegen die Angebote von Grödig und Sturm entscheidet. Demgegenüber stehen die Abgänge von Merino, Schreter, Svejnoha und Egger.
So spannend und reizend die Tätigkeit als Sportdirektor auch sein mag, Roland Kirchler sehnt sich nach der Ruhe auf dem Trainingsplatz. „Ich mach’ das, weil es eine Herzensangelegenheit ist und ich will, dass bei diesem Verein etwas weiter geht. Aber Dauerzustand ist das sicher nicht.“ Allerdings fehlt auch für diesen Posten das Geld. „Dabei hat mir der Vorstand eigentlich versprochen, dass im Falle des Klassenerhalts auch ein neuer Sportdirektor kommt“, berichtet Kirchler. „Aber sie haben mir ja auch für den letzten Winter schon einen neuen Abwehrchef versprochen, sogar schriftlich. Gekriegt habe ich keinen.“