Janko: "Hatte in meiner Karriere viel Glück"
Marc Janko bereitet sich mit seinem Klub Trabzonspor derzeit in Antalya auf die Frühjahrssaison vor und trifft am Montag in einem Testspiel gegen Bremen auf seine Nationalteam-Kollegen Junuzovic, Prödl und Arnautovic (19 Uhr, live Sport1). Nach einem verkorksten ersten Halbjahr möchte er in der Türkei durchstarten und auch dort seinen Torriecher unter Beweis stellen. Sein Vertrag läuft noch zweieinhalb Jahre, dennoch wird der Teamstürmer derzeit bei deutschen Klubs gehandelt.
KURIER: Sie sorgen in deutschen, österreichischen und türkischen Medien für Schlagzeilen, weil Sie mit Freiburg in Verbindung gebracht werden.
Marc Janko: Ich bekomme hier im Trainingslager nichts davon mit, ich weiß nichts, auch nicht von meinem Manager. Ich konzentriere mich auf die Arbeit. Ich bin 2012 zwei Mal umgezogen – von Enschede nach Porto, von Porto nach Trabzon. Mein Plan ist daher, so schnell nicht wieder zu wechseln.
Dafür kennen Sie sich mit Speditionen und Hotels aus.
Ja, in Sachen Umzug kann ich einige Tipps geben. Ich weiß auch, welche Kriterien bei der Beurteilung von Hotels wichtig sind (lacht). In Porto habe ich neun Wochen im Hotel gewohnt, in Trabzon waren es elf Wochen.
Sind Sie ein Mensch, der eigene vier Wände benötigt, um sich wirklich heimisch zu fühlen?
Ja, ich brauche meine Privatsphäre. Das Leben auf wenigen Quadratmetern mit meiner Freundin war auch ein Härtetest für die Beziehung. Wir haben ihn bestanden. Viele Fußballer leben ihre ganze Karriere lang in Hotels, weil sie davon ausgehen, dass sie in ein, zwei Jahren sowieso wieder woanders spielen. Ich bin nicht der Typ für so ein Leben. Jetzt haben wir unser Haus, da geht es mir gleich viel besser.
Nur der sportliche Erfolg fehlt.
Stimmt, ich hatte ein schweres Halbjahr, weil ich im Sommer die gesamte Vorbereitung versäumt habe. Das ist mir in meiner Karriere noch nie passiert. So etwas ist fatal für die Monate danach, weil man das nur schwer aufholen kann.
Gibt es für Sie Hoffnung auf mehr Einsätze als im Herbst?
Ich habe mit dem Trainerteam Gespräche geführt. Sie glauben an meine Qualitäten, daher werde ich schon meine Chancen bekommen.
Spielpraxis wäre auch für das Nationalteam wichtig.
Es ist ja nicht so, dass ich in den letzten Monaten gar keine Praxis hatte.
Nein, ich hatte keine Probleme. Jedes Land hat so seine Eigenheiten, die man kennenlernen muss. Auch in den Niederlanden bei Twente musste ich mich anfangs akklimatisieren, ebenso in Porto. Das braucht so seine Zeit. Aber ich bin auch hier in der Türkei gut aufgenommen worden.
Was ist anders als hierzulande?
Sicherlich die Kultur. Und wie die Menschen hier manche Dinge betrachten. Dann auch die Religion, wo die Gebete eben per Lautsprecher von der Moschee aus unters Volk gebracht werden. Unterschiede gibt es auch beim Essen. Wenn man am Abend in ein Restaurant geht, dann steht zwei Minuten nach der Bestellung das Essen auf dem Tisch.
Wie gestaltet sich Ihr Alltag?
Für mich als Fußballer ist der Alltag sehr geregelt, ich bin zumindest von neun bis 14 Uhr auf dem Trainingsgelände, mir wird also nie fad. Für einen Partner ist es da schon schwerer, sich anzupassen. Zudem bin ich durch die vielen Spiele oft auf Achse. Viel bekomme ich vom Alltagsleben hier nicht mit.
Können Sie sich in der Stadt frei bewegen?
Jeder Spieler von Trabzonspor wird erkannt. Dann gibt es Autogramm- und Fotowünsche, wobei du da nicht gefragt wirst von den Fans. Die machen einfach ihre Fotos, egal, ob ich gerade esse oder telefoniere. Das ist halt so eine Eigenheit.
In der WM-Qualifikation ist 2013 das entscheidende Jahr. Wie stehen die Chancen? Werden die gegen Kasachstan abgegebenen zwei Punkte am Ende fehlen?
Das werden wir sehen. Kasachstan kann auch anderen Teams wehtun.
Ist Schweden der härtere Gegner als Irland?
Von der Papierform her ja. Aber gegen Irland müssen wir erst zwei Mal gewinnen.
Ihre Karriere kann sich sehen lassen: Admira, Salzburg, Twente, Porto, jetzt die Türkei. Hätten Sie sich das gedacht?
So etwas kann man sich nicht vorstellen. Als kleiner Junge träumt man vielleicht davon, dass man irgendwann in einer Profimannschaft spielt. Und dann denkt man eher Schritt für Schritt. Ich hatte Glück, dass ich bei der Admira in die erste Mannschaft gerutscht bin. Seit damals hatte ich das Glück, bei Vereinen zu spielen, die immer um Titel gekämpft haben. Ich habe dadurch Titel gewonnen. Darauf bin ich stolz.
Jankos Ligabilanz
77 Tore erzielte Marc Janko in der Bundesliga. Für Admira traf er in 13 Spielen zwei Mal, für Salzburg in 108 Spielen 75 Mal.
24 Tore erzielte Janko in den Niederlanden. Für Enschede absolvierte er von 2010 bis 2012 45 Partien.
4 Tore erzielte Janko für Porto in zehn Spielen in der Primeira Liga.
1 Tor erzielte Janko in 12 Spielen für Trabzonspor.