Heikler Umzug: Ist die Bundesliga aus den USA zu führen?
Von Alexander Huber
Gerhard Stocker bekommt außerhalb von Innsbruck mehr Applaus als in seiner Heimat. Wie der Wacker-Präsident mit viel Einsatz und Diplomatie im Februar den Streit rund um die Verteilung der TV-Gelder befriedet hat, fand bei den Ligakonkurrenten großen Anklang.
Obwohl mit Wacker danach abgestiegen, gab es Überlegungen, Stocker als Aufsichtsratsvorsitzenden der Bundesliga zu halten. Diese Rapid-Idee passte für eine Mehrheit aber nicht zu den Statuten: Stocker bleibt dem siebenköpfigen Gremium nur noch als einer der beiden Zweitliga-Vertreter erhalten.
Aufsteigerin Swarovski
Nicht nur sportlich aufgestiegen ist hingegen Diana Langes-Swarovski. Die Wattens-Präsidentin ist künftig eine von fünf Vertretern der obersten Spielklasse. Und der Stocker-Nachfolger? Soll in einer außerordentlichen Sitzung am 16. August gekürt werden.
Als Favorit gilt seit dem Stocker-Abgang Admira-Präsident Philip Thonhauser.
In der NÖN bestätigte Thonhauser zuletzt sein Interesse. Ein Umzug des erfolgreichen Geschäftsmannes könnte die Wahl allerdings gefährden.
30% in der Heimat
Im KURIER-Gespräch erklärt Thonhauser, wie er seine Zukunft in den USA und das oberste Amt der Klubvertreter in der Liga verbinden will: „Ja, ich ziehe mit Monatsende aus beruflichen Gründen in die USA, in die Region New York. Ich war aber mein ganzes Leben schon viel im Ausland.“
Als Chief Commercial Officer von AFCO ZEP bietet der 47-Jährige, der Gießhübl als zweiten Wohnsitz behält, maßgeschneiderte Hygienelösungen für die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie.
Und die Zeit für die Bundesliga und ihre Anliegen? „Ich will 30 Prozent meiner Zeit künftig in Österreich verbringen und aus meiner Sicht ist das mit den Aufgaben des Aufsichtsratsvorsitzenden zu vereinen. Deswegen würde ich mich – wenn es eine Mehrheit will – der Wahl stellen.“
Neue Struktur
Thonhauser betont, „dass wir nicht mehr von einem starken Ligapräsidenten wie Hans Rinner, oder gar Frank Stronach sprechen. Es geht jetzt mehr darum, im Gremium die Themen abzustimmen und dann die Protokollführung zu übernehmen.“
Laut Thonhauser ist es nicht nötig, immer anwesend zu sein: „Fast alle im Gremium sind beruflich sehr eingespannt. Sturm-Präsident Jauk kann auch nicht zu allen Sitzungen kommen.“
Pragmatischer Zugang
Vorgesehen ist eine vierjährige Amtszeit. Liga-Vorstand Christian Ebenbauer will sich zu diesem Thema weder äußern noch aktiv einbringen. Thonhauser will es pragmatisch angehen: „Wenn es doch nicht geht, oder eine Mehrheit meint, dass ich zu wenig einbringe, werde ich eben wieder abgewählt. Ich habe da keinen falschen Stolz.“
Sollte es zu einer akuten Krise kommen (wie etwa 2013 beim Fall Taboga) und Thonhauser wäre gerade in den USA unabkömmlich, verspricht der Admira-Präsident eine „funktionierende Krisenintervention. Es ist festgelegt, dass dann der erste Stellvertreter übernimmt.“
Als wahrscheinlicher Vize gilt derzeit LASK-Boss Siegmund Gruber.