Sport/Fußball

Harte Worte vom Köln-Geschäftsführer nach den Krawallen in Nizza

Christian Keller redete nicht drumherum. „Das geht mir richtig auf den Sack“, sagte der Geschäftsführer des 1. FC Köln am Donnerstag nach dem 1:1 beim OGC Nizza in der Conference League. Der Eindruck der Bilder der Ausschreitungen überlagerte auch kurz vor Mitternacht an der Côte d'Azur alles, auch wenn das Fußball-Spiel trotzdem stattgefunden und der FC sich einen Achtungserfolg erkämpft hatte.

Keller stellte klar, dass der Verein „mit aller Härte und Entschlossenheit“ versuchen werde, die Beteiligten an den Krawallen zu ermitteln. „Ich weiß nicht, ob das 50, 60 oder 70 waren. Es waren auf jeden Fall sehr, sehr wenige“, sagte er. „Aber wir werden alles probieren, um möglichst viele rauszuziehen. Und die schließen wir dann aus, die werden nix mehr machen.“ Die Konsequenzen für den Verein seien „noch nicht abzusehen. Ich will auch nicht spekulieren. Da gibt es sicher eine große Bandbreite.“

Präsident Werner Wolf sagte: „Wir verurteilen die abscheulichen Geschehnisse, die sich im Vorfeld des gestrigen Spiels in Nizza auf beiden Seiten ereignet haben, auf das Schärfste.“ Die Vorfälle seien umso bedauerlicher, weil dadurch ein tolles Fanfest von rund 8.000 Kölner Fans an Wirkung und Wert verloren habe.

 

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Von ihren Profis hatten die FC-Verantwortlichen die Bilder der Geschehnisse ferngehalten. Die Nachrichten, die durchsickerten, waren belastend genug. Und dann leistete die Mannschaft vor dem um 55 Minuten verspäteten Anpfiff einen Schwur. „Wir haben der Mannschaft gesagt: Denkt an die friedlichen 7.900 Jungs und versucht, alles so gut wie möglich für sie auszublenden“, sagte Co-Trainer André Pawlak, der seinen gesperrt auf der Tribüne sitzenden Chef Steffen Baumgart am Spielfeldrand vertrat.

Stürmer Steffen Tigges, der beim 1:1 in der 19. Minute die Kölner Führung erzielt hatte, hatte sich mit den Bildern vom friedlichen Fanmarsch am Mittag durch die Stadt motiviert. „Diese Bilder bleiben“, sagte der Ex-Dortmunder: „Die haben uns gepuscht. Denn dass die paar Chaoten für den Verein stehen, stimmt nicht. Die Fans, die richtig Stimmung gemacht haben, die stehen für den Verein.“

Der wie in den Wochen zuvor häufig überragende Torhüter Marvin Schwäbe sah es ähnlich. „Einerseits ist das, was da passiert ist, nicht wert, dass man drüber redet, denn das gehört nicht in den Fußball“, sagte er und fügte an: „Andererseits muss man sich auch klar von sowas distanzieren und sagen, dass diese Leute im Stadion nix zu suchen haben.“ Und Schwäbe weiter: „Hier waren 8.500 Fans, und die Mehrheit hat eine klare Birne.“

L'Équipe: „Zu diesem Spiel sind sie (die Sicherheitskräfte) von 200 Beamten für ein normales Spiel auf 300 Beamte aufgestockt worden. Reicht das aus? Das kann man angesichts des weiteren Verlaufs des Abends bezweifeln.“

Le Parisien: „Schuld waren die wütenden deutschen Fans, die einen Teil von Nizza verwüsteten.“

Nice-Matin: „Die Sicherheitsdienste des Stadions waren völlig überfordert, weil sie wahrscheinlich nicht mit einer solchen roten Flut in der Stadt und dann im Stadion gerechnet hatten.“

Libération: „Vor Ort entschieden sich einige Zuschauer des Spiels, die von so viel Gewalt genervt waren, nach Hause zu gehen.“

L'Est Républicain: „Sollte man spielen oder nicht? Die Behörden und die UEFA entschieden sich dafür, die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Kölner Fans, die von Pariser Ultras begleitet wurden, und den Niçois auf der Tribune Populaire Sud im Herzen des Stade Allianz Riviera zu ignorieren.“

Express (Köln): „Erst die FC-Euphorie in Nizza, dann die Schande im Stadion! 40 Minuten vor Anpfiff des Gruppen-Auftakts in der Conference League ist es im Stade Allianz Riviera am Donnerstag zum Eklat gekommen."

Kölner Stadt-Anzeiger: „Dem 1. FC Köln droht ein immenser Schaden."

Süddeutsche Zeitung: „Kater vor der Party."