Sport/Fußball

Harnik: „Vorne sind wir doch vogelwild“

Deutschland hat angeblich ein Problem in der Abwehr. Hoffnungsfrohe Fans leiten dies von den drei Gegentoren ab, die die Deutschen zuletzt im Testspiel von Paraguay erhalten haben. Die entscheidende Frage daher aus österreichischer Sicht für das WM-Qualifikationsspiel am Freitag in München: Wer soll an vorderster Front mögliche Schwächen des Gegners nützen? Varianten gibt es freilich einige.

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Marc JankoGegen Schweden durfte Marc Janko trotz mangelnder Spielpraxis stürmen, er rechtfertigte seine Aufstellung mit einem Tor. Nach seiner Oberschenkelverletzung verfügt er nach wie vor weder über Matchpraxis noch Rhythmus, möchte sich aber im Training für die Länderspiele gegen Deutschland und Irland empfehlen. Der Legionär von Trabzonspor, der bei seinem Klub eine neue und ernsthafte Chance erhalten dürfte, gibt selbst zu: „Ich bin noch nicht zu 100 Prozent matchfit.“ Möglich, dass Janko für Freitag kein Thema ist, sehr wohl aber beim Heimspiel am Dienstag gegen die Iren, wo ein körperlich robuster Stürmer den irischen Innenverteidigern Paroli bieten könnte.

Teamchef Marcel Koller wollte sich am Mittwoch noch keine Diagnose des Gesundheitszustands von Janko entlocken lassen. „Wir haben erst einmal so trainiert, dass man etwas ableiten könnte. Er ist in seinen Bewegungen nicht mehr eingeschränkt, die Verletzung behindert ihn nicht mehr. So viel kann ich jedenfalls sagen.“

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Marko ArnautovicMehr konnte er dagegen zu Marko Arnautovic als mögliche Solospitze sagen. „Er hat unter mir nur einmal im Zentrum gespielt, das war als hängende Spitze hinter Marc Janko bei meinem ersten Spiel mit Österreich in der Ukraine“, erinnert sich der Teamchef an den 15. November 2011. „Ich seh’ Arnautovic nicht auf dieser Position. Mit dem Rücken zum Tor – das ist nicht seine Stärke.“ Der frischgebackene England-Legionär wird damit wieder auf dem Flügel zum Einsatz kommen. „Ich sehe ihn viel eher auf dieser Position“, lautet Kollers deutliches Urteil.
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Andreas WeimannSein Auftritt zuletzt bei der 0:2-Niederlage gegen Griechenland war bemüht, aber glücklos. Dennoch gilt der England-Legionär am Freitag als Favorit für die Position in der Spitze, weil er über Spielpraxis verfügt und mit seiner Schnelligkeit mögliche Konter-Räume nützen kann.
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Martin HarnikMit seiner Dynamik und Schnelligkeit wäre er eine mögliche Waffe gegen die großen deutschen Innenverteidiger. Zumal er im Team diese Position schon gespielt hat. „Mir ist es gleich, ob ich vorne oder auf der Flanke aufgestellt werde. Ich tauche ohnehin dort auf. In den letzten Spielen haben wir viel rotiert, die Offensivspieler waren überall und nirgendwo zu finden. Vorne sind wir doch vogelwild.“
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Philipp HosinerDer Schützenkönig der heimischen Liga bekommt seine internationalen Bewährungsproben demnächst mit der Austria in der Champions League. Bisher wurde Hosiner von Teamchef Koller nicht oft berücksichtigt. Beim wichtigen 2:2 in Irland spielte er allerdings den Alleinunterhalter im Angriff und kam dabei nur äußerst selten zur Geltung.

David Alaba feierte in der Münchner Allianz-Arena viele Erfolge. Nicht alle Österreicher können das behaupten. Aleksandar Dragovic zum Beispiel: Der heutige Kiew-Legionär musste am 13. März 2012 im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League mit seinem Ex-Klub Basel ein 0:7 gegen die Bayern über sich ergehen lassen.

Der 22-Jährige nimmt’s jedoch mittlerweile gelassen: „Immerhin kann nicht jeder von sich behaupten, einmal 0:7 verloren zu haben. Das war auch eine Erfahrung.“ Der Innenverteidiger, der zuletzt unter Koller gesetzt war, erwartet ein Offensiv-Feuerwerk der Deutschen. „Sie werden wie Furien beginnen.“

Deutschlands Stürmerstar Miroslav Klose (67 Treffer) könnte gegen die Österreicher den Torrekord von Gerd Müller (68) egalisieren oder sogar brechen. Dragovic: „Der ackert 90 Minuten und man darf ihn nie aus den Augen lassen.“

  • Der ÖFB rechnet mit 8.000 bis 9.000 Fans, die beim WM-Qualifikationsspiel am Freitag zwischen Deutschland und Österreich im mit 68.000 Zuschauern ausverkauften Münchner Stadion sitzen werden. Insgeheim wird sogar mit bis zu 10.000 Anhängern spekuliert. Das rot-weiß-rote Kontingent von 6.800 Tickets war binnen kürzester Zeit vergriffen, viele Österreicher kamen aber auch auf anderem Wege zu Karten.
  • Den österreichischen Teamspielern wurde unmittelbar vor der Abreise nach München auch von politischer Seite Mut zugesprochen. Sportminister Gerald Klug wünschte David Alaba und Co. am VIP-Flughafen Wien-Schwechat alles Gute.
  • Deutschland hat von den bisher ausgetragenen 80 WM-Qualifikationsspielen seit 1934 erst zwei verloren: 1985 in Stuttgart gegen Portugal (0:1) und 2001 in München gegen England (1:5). 60 Spiele wurden gewonnen, 18 endeten unentschieden. Die Tordifferenz beträgt 233:63. Bisher hat die DFB-Auswahl alle Qualifikationen erfolgreich abgeschlossen.