"Grauenhaft zum Anschauen": Austria wieder vom Hoch ins Tief
Es ist ein violettes Deja-vu: Nach hoffnungsvollem Start positiv nach vorne blickend, ist die Austria binnen kurzer Zeit auf dem harten Boden der Realität gelandet. Das 0:1 gegen den TSV Hartberg bremste die Hoffnungen auf das Erreichen der Meisterrunde am Sonntag abrupt ein. Die Austria muss wohl auch dieses Jahr auf den Umweg über das Play-off hoffen, um einen Europacup-Startplatz noch ins Visier zu nehmen. Hartberg befindet sich indes wieder im Rennen um die Top Sechs.
Peter Stöger analysierte die zweite Saisonniederlage gegen den vermeintlichen Underdog aus der Oststeiermark kühl. Der Coach der Favoritner bemängelte zu wenig "Inspiration und Bewegung im Spiel". Erst 30 Minuten vor Schluss - und der Umstellung auf völlige Offensive - war sein Team ein wenig in Fahrt gekommen. Stögers Fazit: "Was wir uns vorgenommen haben, haben wir nicht so gesehen."
Beim Gegentor half die Austria noch dazu mit. Die Kopfballrückgabe des ansonsten solide spielenden Christoph Schösswendter wurde zum Geschenk für Hartbergs Rückkehrer Florian Flecker (22.), das dieser dankend annahm. Danach fiel den Hausherren gegen kompakt verteidigende Gäste kaum etwas Konstruktives ein. Schösswendter fand die Partie "grauenhaft zum Anschauen", wie er nach Schlusspfiff anmerkte.
Sechs Zähler fehlen der Austria bei fünf ausstehenden Runden im Grunddurchgang auf Platz sechs. Nach zwei Siegen und einem Remis in den ersten Frühjahrspartien ist eine Überraschung in Salzburg ebenso ausgeblieben wie die fix eingeplanten Zähler gegen Hartberg. 18 Punkte - laut Statistik hatte die Austria zuletzt in der Saison 2006/07 nach 17 Runden so wenige am Konto. Damals gelang die Veilchen dann ein Sieg. Kommenden Samstag winkt im Heimspiel gegen Altach damit eine weitere Negativmarke. Bemerkenswert ist auch, dass die Austria in dieser Saison erst eine Partie daheim gewonnen: Am 20. September des Vorjahres in der 2. Runde gegen Ried.
"Das sollte man als Spieler aushalten"
"Einfacher ist es nicht geworden", meinte Stöger auf die Chancen auf die Meisterrunde angesprochen. "Wenn wir es nicht schaffen, werden wie die Mannschaft weiterentwickeln, dass sie in der unteren Gruppe ordentliche Spiele macht", legte er nach. Von zu großem Druck, der auf den Schultern seiner teils jungen Akteure laste, wollte Stöger nichts wissen. "Wir reden hier von Leistungssport. Wenn es die Tabelle hergibt, muss man das ansprechen können, dass wir einen Sieg brauchen. Das sollte man als Spieler aushalten."
Austrias Chefcoach wies auch bewusst darauf hin, dass seiner Elf seiner Meinung nach bei einem Ellbogenvergehen an Dominik Fitz ein Elfmeter vorenthalten wurde. "Ich sage so etwas normal nicht. Aber ich denke, dass die, die lauter sind, auch gehört werden. Deshalb sage ich es", meinte der ehemalige Dortmund-Coach. Seiner Einschätzung nach würden Kollegen, "die da lauter sind", auch eher davon profitieren.
"Wir sind bereit für den Abstiegskampf"
Die mit der Austria punktegleichen Hartberger haben noch die Nachtragspartie gegen die fünftplatzierte WSG Tirol in der Hinterhand. Markus Schopp will es nehmen, wie es kommt. "Die Top Sechs sind ein Ziel, das alle Mannschaften in der Liga haben. Wir hatten ein richtig hartes Auftaktprogramm, da ist es nicht leicht zu punkten", meinte der TSV-Coach nach dem ersten Erfolg im neuen Jahr. Er sah Kleinigkeiten, die für sein Team den Ausschlag gegeben hätten. "Die meisten Spiele sind sehr knapp und heute ging es eben in unsere Richtung."
Durch Hartbergs Erfolg sind nun St. Pölten und die SV Ried die einzigen beiden Mannschaften, die 2021 noch ohne Sieg sind. Nach dem 1:1 im direkten Duell im Innviertel steht so gut wie fest, dass die beiden Klubs in der Qualifikationsrunde stehen werden. "Wir schaffen es leider nicht, konstant mit elf Mann hundertprozentig auf dem Platz zu stehen, wir haben leider immer wieder ein bis zwei Totalausfälle", ärgerte sich Ried-Coach Miron Muslic, dem besonders der späten Gegentreffer (83.) missfiel.
Muslic, der nach fünf Spielen noch auf seinen ersten vollen Erfolg wartet, hat sich bereits auf den Kampf um den Klassenerhalt eingestimmt und sieht seine Mannschaft mental bereit dafür. "Es gibt Mannschaften im unteren Play-off, die einen Kader haben, der mehr für die erste Play-off-Gruppe aufgestellt ist. Aber wir wissen von Anfang an, was auf uns zukommt, wir sind bereit für den Abstiegskampf", betonte er. SKN-Trainer Robert Ibertsberger sagte mit Blick auf die Tabelle: "Wir müssen schauen, dass wir so viele Punkte wie möglich sammeln. Dass es immer enger wird, wissen wir auch."