Fußball-Verjüngungskur auf der Bank
Da konnte Franz Lederer nur seinen Kopf schütteln. "Das hätte ich mir nie gedacht, dass ich einmal nicht nur der längstdienende, sondern auch der älteste Bundesliga-Trainer bin", sagte der Mattersburg-Coach bei der Bundesliga-Saisonstart-Pressekonferenz. Lederer wird im November erst 49 Jahre alt.
Bei den Bundesliga-Klubs wurde im Sommer der Generationswechsel auf der Trainerbank endgültig vollzogen. Gleich fünf der zehn Vereine haben einen neuen Trainer. Und diese sind so jung wie noch nie.
Neuzugänge
Austria holte Peter Stöger (46) aus Wr. Neustadt zurück, Ried Ex-Altach-Coach Heinz Fuchsbichler (44). Wr. Neustadt gibt Heimo Pfeifenberger (45) eine Chance. Salzburg und Sturm setzen mit Roger Schmidt (45) und Peter Hyballa (36) auf deutsches Trainer-Know-how.
Beide sitzen heute in der Grazer UPC-Arena im ersten echten Eröffnungsspiel der Bundesliga-Historie auf den Trainerbänken. Im Duell der Meister der letzten zwei Saisonen empfängt Hyballa mit Sturm Salzburg und Schmidt (16 Uhr, live und unverschlüsselt auf Sky).
Beide sind Deutsche, beide propagieren einen ähnlich offensiven Fußball, der eine hat seinen Job in Salzburg gerade erst begonnen, der andere hat seinen Job in Salzburg erst vor kurzem beendet. Sonst haben Schmidt und Hyballa allerdings wenig gemeinsam. Vom Naturell sind sie nämlich wie Tag und Nacht. Der neue Salzburg-Trainer ist eher ein Mensch der ruhigeren Sorte. Schmidt ist immer freundlich, immer zuvorkommend, immer analytisch, aber alles andere als ein Wuchtel-Akrobat.
Gerade in dieser Disziplin wird Hyballa einsame Bundesliga-Spitze sein. Schon im Frühjahr in Salzburg sorgte der mit 36 Jahren Jüngste der Bundesliga-Trainer mit seinen Sprüchen für Staunen. Legendär ist eine Pressekonferenz vor dem klubinternen Cup-Semifinale im April. Da redete Juniors-Coach Hyballa Ricardo Moniz in Grund und Boden. Salzburgs Cheftrainer kam kaum einmal zu Wort.
Lautsprecher
Auch in Graz fiel er schon mit markigen Sprüchen auf – und sorgte bei der österreichischen Kollegenschaft für Stirnrunzeln. Mit "ein kurzes Hy und ein schnelles Balla, so wollen wir auch spielen", stellte er sich etwa bei seiner Präsentation vor. In Graz scheinen sie durchaus einen Narren am wortgewaltigen Deutschen gefressen zu haben. Sturms Spielweise in den vielen Testspielen wurde gar mit dem Begriff "Kernöl-Tiki-Taka" umschrieben.
Ob die Sturm-Elf halten kann, was Hyballa verspricht, wird sich schon gegen den nach der Pleite von Düdelingen angeschlagenen Meister beweisen. Hyballa und Schmidt sitzen nicht das erste Mal bei einem Duell auf den Trainerbänken. Im September 2011 war es bei der deutschen Zweitliga-Partie Aachen – Paderborn genauso. Für Hyballa war das 0:0 die letzte Partie als Aachen-Trainer. Eine Wiederholung, ein torloses Remis, wäre heute eher eine sportliche Enttäuschung ...