Sport/Fußball

Baustellen über Baustellen beim ÖFB

Es bleibt dem ÖFB nicht mehr viel vom Jahr übrig, um alle offenen Fragen rund um den heimischen Fußball zu beantworten. Zumindest zwei Länderspiele stehen noch auf dem Programm, gefunden werden soll ein neuer Teamchef, womöglich auch ein neuer Sportdirektor. Über die Zukunft des aktuellen, Willi Ruttensteiner, wird noch im Präsidium befunden. Aktuell wirkt der ÖFB – freilich von außen betrachtet – planlos, hilflos, ratlos. Die letzte Sitzung in Gmunden am vergangenen Freitag hat noch einige Fragen offengelassen. Was muss jetzt noch alles bis Jahresende geklärt werden?

Wie oft sitzt Marcel Koller noch auf der Bank?

Beschlossen wurde lediglich, dass Marcel Kollers Vertrag nicht verlängert wird. Der Schweizer, so lautet der Plan, steht noch gegen Serbien und in der Republik Moldau in der Coachingzone. Geplant ist im November ein Trainingslager samt Testspiel, das nur dann durchgeführt werden soll und Sinn ergibt, wenn Österreich in der Zwischenzeit einen neuen Teamchef gefunden hat. Denn mit dem dann bald scheidenden Koller würde die Reise wohl mehr Urlaub als Trainingslager werden. Ganz abgesehen davon, dass wohl einige Spieler auf Wunsch ihrer Vereine eine Teilnahme am Teamcamp mit Koller absagen würden.

Wann gibt es einen neuen Teamchef?

Die nächste Präsidiumssitzung ist in der offiziellen ÖFB-Aussendung "zeitnah" festgesetzt worden. Spätestens am Tag des Länderspiels gegen Serbien, also am 6. Oktober, wird das Präsidium in Wien tagen. Ein heißes Aufwärm-Programm für das Spiel gegen Serbien im Happel-Stadion.

In diesem Gremium sollen erstmals konkret Namen für die Koller-Nachfolge genannt werden, danach geht man aktiv in Sondierungsgespräche mit den Kandidaten, sodass man spätestens bis Jahresende weiß, wer das Team in die nächste EM-Qualifikation bzw. in die neue Nations League (September bis November 2018) führen wird. Erst danach wird die eigentliche EM-Quali wenige Monate vor der Endrunde angepfiffen.

Was geschieht mit Sportdirektor Ruttensteiner?

Der im Jahr 2001 als technischer Direktor installierte Oberösterreicher wurde vom Präsidium beauftragt, bis zur nächsten Sitzung ein Anforderungsprofil an den neuen Teamchef zu erstellen und auch eine Fehleranalyse der verpassten WM-Qualifikation zu liefern. Ruttensteiner wurde zuletzt von einigen Landespräsidenten öffentlich kritisiert. Genannt wurde dabei auch Kärntens Vertreter Klaus Mitterdorfer, der dies jedoch vehement zurückweist.

Ruttensteiner selbst gibt derzeit keine Stellungnahmen zu dem Thema ab, er sagte auch einen Auftritt bei "Sport am Sonntag" im ORF ab. Aktuell hat man nicht das Gefühl, dass ihm sein oberösterreichischer Landsmann und ÖFB-Präsident Leo Windtner den Rücken stärkt. Windtner versucht derzeit, einerseits seine Macht zu behaupten, andererseits die richtigen Antworten auf die offenen Fragen um die Zukunft zu finden.

Wer entscheidet eigentlich über den österreichischen Fußball?

Die Landespräsidenten, die in den letzten Jahren bei Personalentscheidungen immer mehr im Abseits gestanden sind, haben nun wieder mehr Mitspracherecht, von dem sie auch Gebrauch machen wollen. Die Landespräsidenten sind allesamt fußballaffin, waren teilweise sogar aktiv dort tätig, allerdings gehen sie Berufen in anderen Bereichen nach. Geisler (Tirol) ist Richter, Lumper (Vorarlberg) ebenso Rechtsanwalt wie Hübel (Salzburg) und Götschhofer (Oberösterreich), Mitterdorfer (Kärnten) ist in der Ärztekammer Kärnten (Rechtsangelegenheiten) tätig, Milletich (Burgenland) ist Verlagschef, Bartosch (Steiermark) Direktor der Arbeiterkammer Steiermark, Gartner (Niederösterreich) ist Kommunalpolitiker und Sedlacek (Wien) war einst Schiedsrichter und dann Sportfunktionär.

Die finale Entscheidung über die Teamchef-Bestellung bleibt freilich dem Präsidenten, dem Sportdirektor – und wohl auch den Vizepräsidenten vorbehalten. Aktuell sind dies die Herren Bartosch, Gartner, Geisler und Rinner (Bundesliga).