Frauen in der Minderheit: Nur noch eine Teamchefin im WM-Viertelfinale
Die WM-Endrunde in Australien und Neuseeland brachte einen Frauenfußball auf noch nie da gewesenem Niveau und in noch nie da gewesener Leistungsdichte. Diese WM des Umbruchs hat aber die weiblichen Trainer aus dem Turnier gespült, von ursprünglich zwölf Teamchefinnen ist nur noch eine dabei. Mit Deutschland und Brasilien sind in der Vorrunde nicht nur Mitfavoritinnen auf den Titel ausgeschieden, sondern auch zwei erfahrene Trainerinnen.
Die 63-jährige Pia Sundhage war seit 2008 vier Jahre Teamchefin in den USA, Schweden und seit der letzten Endrunde in Brasilien. Sie wurde zwei Mal Olympiasiegerin mit den USA und einmal Vize-Weltmeisterin.
Die deutsche Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wird trotz des historischen Scheiterns der DFB-Frauen bei der WM im Amt bleiben. Sie war auch eine der drei Trainerinnen, die bei der EM 2022 im Semifinale noch dabei waren. Frankreich hat sich inzwischen von Corinne Diacre getrennt.
Die Erfolgsfrau Wiegman
Die Dritte im Bunde war Sarina Wiegman. Die Niederländerin ist bei der WM die einzige Frau, die bei den acht Viertelfinalisten auf der Bank sitzen wird. Die 53-Jährige war bei den Turnieren, an denen sie teilgenommen hat, nie schlechter als Zweite. Wiegmann wurde 2016 Teamchefin, gewann 2017 die Europameisterschaft mit den Niederlanden, 2022 mit England. 2019 verlor sie das WM-Finale mit den Niederlanden gegen die USA. Bei den Olympischen Spielen 2016 und 2021 saß sie auf keiner Trainerbank.
Und Sarina Wiegman ist auch die einzige Hoffnung, dass sich die weibliche Weltmeister-Tradition fortsetzt, vier der jüngsten fünf Titel wurden von Frauen geholt. Die Deutschen Tina Theune-Meyer (2003) und Silvia Neid (2007) waren die ersten weiblichen Teamchefs, die den WM-Titel geholt haben. Es folgte 2011 mit dem Japaner Norio Sasaki der vorerst letzte männliche Weltmeistertrainer, ehe die Engländerin Jill Ellis die USA zu den Titeln 2015 und 2019 führte.
Die sieben Männer
Die Niederländerin Wiegman auf der englischen Bank ist eine der letzten beiden WM-Coaches, die nicht aus dem Land kommen, das sie betreuen. Der andere ist der Schwede Tony Gustavsson auf der Bank von Australien. Wie er schafften es auch die männlichen Teamchefs Herve Renard (Frankreich), Andries Jonker (Niederlande), Peter Gerhardsson (Schweden), Jorge Vilda (Spanien), Futoshi Ikeda (Japan) und Nelson Abadia (Kolumbien) ins Viertelfinale.
Sechs der elf europäischen Teams wurden von Männern betreut, vier Teams, die von Frauen betreut wurden, schieden aus, nur zwei, mit männlichen Cheftrainern. Portugal verabschiedete sich unter Francisco Neto mit Anstand und Pech aus der Vorrunde. Und Dänemark schied mit Lars Söndergaard erst im Achtelfinale aus.