Felix Magath: „Es geht mir nicht ums Geldverdienen“
Er war in Österreich der prominenteste Neuzugang der Winterpause: Felix Magath, 66, der als Trainer mit Bayern München und dem VfL Wolfsburg drei Meistertitel in Deutschland gewann, ist als Chef der Fußballabteilung des Klubbesitzers Flyeralarm neben dem deutschen Drittligisten Würzburg auch für den österreichischen Bundesligisten Admira zuständig.
Nach den ersten drei Wochen im Amt sprach er über ...
... sein Admira-Feeling: "Mein erster Eindruck war ja leider schon kurz vor Weihnachten, als ich das Spiel gegen Rapid gesehen habe. Da habe ich anscheinend das schlechteste Spiel der Admira erwischt. Die Südstadt habe ich schon gekannt. Lieber wäre mir natürlich ein Fußballstadion, das rundum geschlossen ist und überall beheizbare Sitzplätze hat und bei jedem Spiel voll ist. Aber da werden wir hier schon noch ein bisschen arbeiten müssen."
... die am Mittwoch bekannt gewordene vorzeitige Verlängerung des Pachtvertrages in der Südstadt bis ins Jahr 2043: "Es ist ein Zeichen dafür, dass hier langfristig gedacht wird und nicht kurzfristig, wie das gerne bei Investoren gemacht wird. Rein, schnell hoch und dann wieder weg. Es dauert also schon ein wenig, bis wir hier nicht mehr anwesend sein werden."
... seine Beweggründe, den Job anzunehmen: "Es ist mir ein Bedürfnis, das noch einmal klarzustellen: Es geht mir um den Fußball und nicht ums Geldverdienen, sonst wäre ich nach China gegangen."
... seinen Besuch beim Admira-Trainingslager in Spanien: "Ich war dort, um zu sehen: Was wird gemacht? Wie wird es gemacht? Und wie habe ich das einzuordnen? Die Stimmung war sehr gut, die Trainingsabläufe waren gut, es wurde gut gearbeitet. Ich weiß, dass jeder Trainer seine eigenen Ideen hat. Ich weiß aber auch, dass es verschiedene Wege zum Erfolg gibt. Ich kenne einen Weg, aber das ist nicht der einzige. Letztlich zählen die Ergebnisse. Aber wie er die erreicht, das ist seine Sache."
... den Fußball in Österreich: "Ich war immer der Meinung, dass es in Österreich guten Fußball und gute Fußballer gibt. Und dennoch glaube ich, dass man ein bisschen was verbessern und der Fußball noch ein bisschen professioneller werden kann.“
... Verbesserungsmöglichkeiten: "Es wird aus meiner Sicht in jedem Land anders Fußball gespielt, in Deutschland natürlich anders als in Österreich. Aber auch hier anders als in der Schweiz, obwohl die Topografie dieselbe ist. Von daher muss man auch erst dahinter blicken, wie und warum wird was gemacht. Es wird Dinge geben, die man historisch bedingt schwerer verändern wird können, bei anderen wird das leichter gehen."
... den Fußball in seiner Heimat: "Ich glaube, dass der deutsche Fußball auch deswegen erfolgreicher ist als viele andere, weil er deutlich besser organisiert ist. Es ist die Genauigkeit in den kleinen Dingen, in den Abläufen."
... Admiras Transferpolitik: "Wenn sich ein Spieler hier gut entwickelt, was ich hoffe, und für andere Vereine interessant wird, wird man ihn nicht halten können. Aber was mir wichtig ist, dass wir ihn nicht verkaufen müssen. Darauf lege ich wert, dass der Verein in der Lage ist, die Entscheidung zu treffen und dass es nicht so ist wie vor ein paar Jahren, als jeder gewusst hat, die Admira muss ja sowieso verkaufen. Die Spieler müssen eine Perspektive sehen. Denn nur wenn ich ihnen so eine gebe, dann bleiben sie auch hier. Aber an Verkäufen werden wir nicht vorbeikommen."
... seine Rolle bei Transfers: "Ich stehe zur Verfügung mit meiner Erfahrung, mit meinen Kontakten. Aber ich bin nicht derjenige, der Transferentscheidungen trifft."
... die Rolle eines Trainers bei Transfers: "Ich glaube, dass er der wichtigste Mann in einem Fußballverein ist. Deswegen ist auch seine Meinung bei Transfers wichtig. Ich würde nie ohne ihn so etwas machen, weil da gebe ich ihm auch ein Alibi, der kann dann sagen: 'Das wollte ich nicht'. Für mich ist das notwendig, wenn ein Verein erfolgreich sein will. Aber wir alle kennen das Geschäft. Niemand kann vorhersehen, wie eine Entwicklung geht. Auch beim besten Willen kommt es dazu, dass man manchmal anders entscheiden muss. Aber letztendlich möchte ich hier Kontinuität auf der Trainerposition und nicht einen Trainer haben, der nach einem halben Jahr schon wieder weg will. Den brauche ich nicht."
... eine vom Verein vorgegebene Spielidee: "Wichtig ist, dass ein Trainer eine klare Vorstellung hat. Aber ich halte es nicht für richtig, dass alle die gleiche Spielidee haben und dann alles gleich ist. Die Idee muss abhängig sein von den Spielern, die zur Verfügung stehen. Ein Verein ist ja kein luftleerer Raum. Ein Trainer muss Rücksicht darauf nehmen, was war hier, was ist hier und was ist hier machbar."
... Taktik im Fußball: "Ich halte es nicht für richtig, dass diese so im Vordergrund steht. Ein Spiel ist ein Spiel. Beim Handball, beim Eishockey oder bei was auch immer, gibt es taktische Momente. Ich muss als Trainer wissen, welche Taktik für meine Mannschaft die beste ist. Es ist fatal, dass wir alle von Vereinen wie Real Madrid, Bayern oder Red Bull reden. Diese haben genügend Geld, um sich auf jeder Position die besten Spieler zu holen. Da kann ich selbstverständlich etwas mehr dirigistisch sein. Aber diese Situation hat ein normaler Fußballklub nicht. Ich muss schauen: Was ist möglich? Was ist machbar? Welche Schwäche erlaube ich mir? Welche Stärke brauche ich? So muss ich an die Sache herangehen."
... den Zeitaufwand für Admira und Würzburg: "Ich muss natürlich beide Vereine ständig beobachten, aber ich gehe davon aus, dass ich mehr bei der Admira sein werde, weil ich einfach hier die Möglichkeiten sehe, mehr zu entwickeln."
... seinen Wohnsitz: "Ich werde mich umsehen, dass ich hier eine Adresse finde, wo ich ein- und ausgehen kann. Mein Hauptwohnsitz bleibt aber in München. Meine Familie ist dort, meine Tochter geht ins Gymnasium. Daran wird sich vorerst nichts ändern."
... das Ziel Europacup-Qualifikation: "Das ist das Schöne an der österreichischen Liga. Ich bin der Meinung, dass dieses Ziel relativ schnell erreicht werden kann, jedenfalls schneller als in Würzburg. Man kann aber, selbst wenn man alles dafür tut, keine Entwicklung vorhersehen. Red Bull hat es Klasse gemacht, da steckt auch ein bisschen mehr Kapital dahinter, aber die haben auch ein paar Jährchen gebraucht, bis sie in die Champions League gekommen sind."
... sein persönliches Ziel im neuen Job: "Bisher war ich nur zufrieden, wenn ich auch Titel gewonnen habe. Ich weiß nicht, ob ich das in meinem Alter noch ändern kann."