Erdbeben in der Bundesliga? Der LASK sägt am Salzburger Thron
Es war das erste von vier Duellen zwischen Salzburg und dem LASK in diesem Frühjahr. Nach dem Cup-Semifinale in der Red-Bull-Arena Anfang März folgen noch das Hin- und Rückspiel in der Meistergruppe. Von einer Wachablöse im österreichischen Fußball zu sprechen, wäre nach dem 3:2-Triumph der Linzer, die erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder Tabellenführer sind, zu früh. Die beiden Titelkandidaten trennt in der Tabelle nach 19 Runden ja nur ein Zähler. Und würden jetzt schon die Punkte geteilt werden, wären der LASK und Salzburg sogar gleichauf. Aber am Thron des Serienmeisters sägen die Linzer schon. Das ist spätestens seit Freitag klar.
Euphorie herrschte bei den Triumphatoren, die von den gut 1.500 mitgereisten Fans stürmisch gefeiert wurden, keine. "Es ist nur eine Bestätigung der Leistung vom Herbst. Wir wollten heute den nächsten Schritt machen. Aber wir können diesen Sieg schon einordnen. Wichtig wird sein, dass wir am Ende oben stehen", meinte Trainer Valerian Ismael. "Das Wichtigste ist, dass wir gesehen haben, dass wir auch in Salzburg gewinnen können. Wir konnten Salzburg unter Druck setzen. Zugegeben hatten wir in der ersten Hälfte Glück. Die Tabelle schaue ich mir jetzt genüsslich an“, meinte Marko Raguz, der den dritten LASK-Treffer mustergültig vorbereitete.
Natürlich hätte die Partie vor mehr als 17.000 Zuschauern im ausverkauften Salzburger EM-Stadion ganz anders verlaufen können, hätte der Winterkönig eine der vielen Chancen in den ersten 15 Minuten verwertet und wäre in Führung gegangen anstatt zehn Minuten später aus dem Nichts 0:2 in Rückstand zu liegen. Aber das ist Theorie. Fakt ist, dass die Linzer in der zweiten Hälfte Salzburg nicht mehr ins Spiel kommen ließen und selbst nach dem 2:3 in der 81. Minute nicht wankten. Das sollte Red Bull zu denken geben.
Die Verantwortlichen machten aber gute Miene zum bösen Spiel. „Es war ein gutes Spiel des LASK. Wir hatten in ein paar Momenten auch ein bisschen Pech. Die Mannschaft hat aber nie aufgegeben, hat Persönlichkeit und Moral gezeigt. Sie hat heute nicht schlecht gespielt, wir hätten in gewissen Momenten nur schlauer sein müssen", meinte Trainer Jesse Marsch nach seiner ersten Niederlage in der Bundesliga. Kritik gab es vom US-Amerikaner keine. Und auch Sportchef Christoph Freund reagierte ähnlich: "Die Meisterschaft wird eine schöne Herausforderung für uns, aber ich bin trotzdem positiv. Das wirft uns nicht aus der Bahn, wir sind voll mit Selbstvertrauen. Das ist Fußball.“
Es wird also in Salzburg 2020 dort fortgesetzt, womit man 2019 aufgehört hat. Eine über weite Strecken schwache Leistung wird gut geredet. Aber wirklich überraschend kommt die erste Heimniederlage in der Bundesliga nach 53 Spielen und das erste verlorenen Ligaspiel in dieser Saison nicht. Schon im Spätherbst spielten sich die Salzburger einige Male mit dem Feuer, verbrannten sich allerdings noch nicht die Finger. Ob die 2:3-Niederlage und der Verlust der Tabellenführung ein Weckruf waren? Man wird sehen, ob es nur ein einmaliger Betriebsunfall war.
Personell kann der Ligakrösus nicht mehr reagieren, obwohl der Kader nach Abgangswellen im vergangenen Sommer und in diesem Winter mittlerweile klar schlechter als noch jener vor einem Jahr ist - quantitativ, aber besonders auch qualitativ. Im Jahr 2019 war das erste Frühjahrsspiel in der Bundesliga zwar ebenfalls verloren gegangen (0:2 bei Rapid), die Mannschaft wirkte unter dem damaligen Trainer Marco Rose aber jedenfalls wesentlich gefestigter als momentan unter dessen Nachfolger Jesse Marsch.
Dazu verunsicherte das Experiment Dreierkette die Salzburger am Freitag mehr als es ihnen half. Ein Spitzenteam, das zwei Tore schießt, sollte ein Heimspiel zumindest nicht verlieren. Salzburg kassierte allerdings drei Treffer und verlor. Marsch wischte die Kritik an seinem Steckenpferd mit einem Satz in der Pressekonferenz nach dem Spiel vom Tisch: "Es war unser erstes Spiel mit einer Dreierkette, das wir verloren haben", meinte der US-Amerikaner.
Und er setzt weiter auf seine positive Energie, die der US-Amerikaner zweifelsfrei ausstrahlt: "Ich habe den Jungs jetzt auch gesagt: 'Wir dürfen nicht zu viel überlegen, was heute schlecht war oder was wir anders machen müssen. Wir haben so gut gespielt, auch heute Abend. Wir müssen mit Selbstvertrauen unseren eigenen Fußball spielen." Marsch vermittelte also nicht den Eindruck, dass er sein Experiment beenden wird: "Ich denke, die Dreierkette funktioniert ganz gut."