Die Entscheidung ist gefallen: Didi Kühbauer muss bei Rapid gehen
Von Alexander Huber
Sie haben es sich alles andere als leicht gemacht. Über und mit dem Trainer wurde seit dem schwachen Start in die Liga schon oft gesprochen. Die Diskussionen der Führungsriege von Rapid wurden stets intern gehalten. Nur vor dem „Entscheidungsspiel“ gegen die WSG vor der bislang letzten Länderspielpause war klar, dass Didi Kühbauer einen Erfolg braucht. Mit der Roten Laterne in die Pause – das wäre schon vor einem Monat zu viel des Schlechten gewesen.
Der Burgenländer lieferte mit dem 5:2 wieder einmal ab und der Oktober schien die Wende zu bringen: Vier Siege, zwei Remis. Vor der Reise zum südlichen Doppelpack nach Kroatien und Kärnten schien der Plan aufzugehen: Die Rapid-Verantwortlichen wollten die Herbstsaison, die aus verschiedenen Gründen als „brutal schwierig“ eingestuft wurde, gemeinsam durchziehen.
In der Winterpause sollte dann in Ruhe analysiert werden, ob ein starker Start ins Frühjahr wie heuer (fünf Siege in Folge) realistisch erscheint. Oder ob die Geduld mit Kühbauer doch aufgebraucht wäre.
Offenbarungseid
Auf das 1:3 in Zagreb folgte der Offenbarungseid in Wolfsberg und die Diskussionen wurden hitziger. Ab Sonntagabend wurde viel und lange analysiert und abgewogen.
Mittwochnachmittag ist die Entscheidung kommuniziert worden: In einem persönlichen Gespräch mit Didi Kühbauer wurde die Trennung vollzogen.
"Didi Kühbauer und Manfred Nastl wurden mit dem heutigen Tag von ihren Funktionen entbunden. Thomas Hickersberger und Steffen Hofmann leiten interimistisch das Training der Profis", verkündet der Verein um 15.25 Uhr. Ein neuer Cheftrainer soll "zeitnah" präsentiert werden.
Danksagungen
Präsident Martin Bruckner sagt: „Am liebsten wäre uns allen gewesen, mit Didi Kühbauer, der sich auch als Trainer gerade in den vergangenen beiden Saisonen große Verdienste um den Rapid erarbeitet hat, noch lange zusammen zu arbeiten. Er ist und bleibt ein Vorzeige-Rapidler, aber die aktuelle Situation erzwingt förmlich neue Impulse zu setzen."
Trotz der Vertragsverlängerung zu Ostern bis 2023 folgert der Klubchef: "Deswegen haben wir uns entschlossen, Didi Kühbauer und seinen langjährigen Assistenztrainer Manfred Nastl von ihren aktuellen Funktionen zu entbinden."
Zoran Barisic, Geschäftsführer Sport, betont: „Wir haben alles versucht, um mit dem bestehenden Trainerteam, vor allem mit Didi Kühbauer, auch diese Saison erfolgreich zu bewältigen. Jede Trennung ist schmerzvoll, da ich immer auch die Menschen im Blick habe, unabhängig, ob man auch persönlich seit Jahrzehnten verbunden ist. In meiner Funktion steht aber das Wohl des Vereins an oberster Stelle und wir sind leider in einer Situation angekommen, in der eine Veränderung in der Position des Cheftrainers nicht mehr abzuwenden war. Ich bedauere das sehr."
"Zeitnahe Lösung"
Die interimistische Leitung des Trainingsbetriebs der Profimannschaft übernehmen vorerst Co-Trainer Thomas Hickersberger und Rapid-II-Coach Steffen Hofmann. Barisic erklärt: "Bei der Frage nach der Nachfolge als Cheftrainer gilt das Prinzip Qualität vor Geschwindigkeit. Wie es meine Aufgabe erfordert, habe ich einige Optionen im Kopf, konkrete Gespräche habe ich aber aus Respekt vor dem amtierenden Coach nicht führen wollen. Trotzdem gehe ich davon aus, dass wir relativ zeitnah eine Lösung finden werden."
Oberste Priorität hat es für Barisic, "dass der Nachfolger die sportliche Philosophie und die gesamte Ausrichtung unseres Klubs mitträgt, sich damit identifiziert und künftig umsetzt. Gefordert sind aber natürlich auch unsere Spieler, die ich nicht aus der Verantwortung nehmen will. Unser Kader ist qualitativ mit denen der letzten Saisonen, in denen wir jeweils in der Liga Platz 2 erreichten, vergleichbar."
Christoph Peschek, Geschäftsführer Wirtschaft, sagt: „Didi Kühbauer hat große sportliche Erfolge und Verdienste als Cheftrainer, aber auch während der für unseren Klub besonders herausfordernden Coronakrise seine große Verbundenheit zum SK Rapid gezeigt und stets auf die Situation des Klubs geachtet."
In Erinnerung bleibt der Gehaltsverzicht: "Gerade zu Beginn der Coronakrise hat er auch aus wirtschaftlicher Sicht sein grün-weißes Herz bewiesen, als er ohne zu zögern einem temporären und sehr einschneidenden freiwilligen Gehaltsverzicht zugestimmt hat." Peschek: "Auch bei Gesprächen über potenzielle Neuzugänge hat er nie aus finanzieller Sicht unrealistische Forderungen gestellt und auch in diesem Zusammenhang gezeigt, dass ihm das langfristige Wohl unseres gemeinsamen Herzensvereins von großer Bedeutung ist."
Was besonders schwer wog: Erstmals waren beim und nach dem 1:4 in Wolfsberg Auflösungstendenzen zu spüren. Das Sich-Aufgeben in Hälfte zwei war neu, ebenso wie die scharfen Ansagen danach. „Jeder hat sein eigenes Ding gemacht“, erkannte Emanuel Aiwu. Statt einer Mannschaft, die zusammen hält, sah Sportdirektor Zoran Barisic „Einzelaktionen – so darf man nicht verlieren“.
Lange rauf, zuletzt runter
Gestimmt hat für und unter Kühbauer die Siegesbilanz mit 70 gewonnenen Spielen: Jede zweite Partie wurde gewonnen. Aber die Anzahl der Niederlagen ist diese Saison bedenklich hoch geworden. Elf Pflichtspielpleiten waren es seit Ende Juli, also in rund 100 Tagen.
Insgesamt wurden 46 Spiele verloren, während nur 25 Partien – also nicht einmal jede fünfte – remis endeten.
Der Punkteschnitt, den Kühbauer bis zu seiner Vertragsverlängerung zu Ostern nach einem holprigen Start im Herbst 2018 kontinuierlich auf 1,80 hochgeschraubt hat, ist wieder abgesunken. Auf durchschnittlich 1,67 Punkte. Das war letztlich zu wenig, weil diese Sasion auch die spielerischen Leistungen oftmals enttäuscht haben.