Elfmeter, oder nicht? Wirbel um Englands Siegtor gegen Dänemark
Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand hat die Elfmeter-Entscheidung beim EM-Aus am Mittwoch in London deutlich kritisiert. "Wir sind sehr enttäuscht, es ist hart für mich, darüber zu sprechen. Vielleicht kann ich das in einigen Tagen besser sagen", sagte der 49-Jährige nach dem 1:2 nach Verlängerung gegen England im Halbfinale der Europameisterschaft. "Dass es so entschieden wird - ich habe die internationale Presse gelesen - es war ein Elfmeter, den es nicht hätte geben sollen, das macht mich ärgerlich. Wir sind sehr enttäuscht."
Englands Raheem Sterling war in der ersten Hälfte der Verlängerung im Strafraum zu Fall gekommen. Schiedsrichter Danny Makkelie sah dabei ein Foul von Joakim Maehle und entschied auf Strafstoß. Videoassistent Pol van Boekel überprüfte die Szene, griff aber nicht ein. Stürmerstar Harry Kane verwandelte im Nachschuss (104.). "Ich denke nicht, dass es ein Elfmeter war", sagte Hjulmand. "Wenn, dann hatte es nichts mit Maehle zu tun. Wir wissen nicht, wer das Foul begangen haben soll."
Sterling: "Klarer Elfmeter"
Der Gefoulte war sich dagegen sicher. "Es war auf jeden Fall ein Elfmeter", sagte Sterling. "Ich bin in den Strafraum rein, er hat sein Bein ausgestreckt, und es war ein klarer Elfmeter."
Die Szene spaltete aber nicht nur die Meinungen bei den beiden beteiligten Teams auf dem Feld, sondern auch im Netz. Auf Social Media entbrannte eine rege Diskussion, ob der Elfmeter nun zu geben sei, oder nicht. Auch ehemalige Fußball-Stars schalteten sich in die Debatte ein.
"Nicht sicher, ob das ein Elfmeter war, aber wen interessiert's", meinte etwa der frühere englische Nationalspieler Michael Owen auf Twitter.
Gary Lineker äußerte sich zwar nicht konkret zur umstrittenen Elfer-Situation, beschrieb aber die englische Stimmungslage ganz gut. "Fußball: Es gibt nichts Vergleichbares. In der einen Minute zerreißt es dich, in der anderen schießt es dich in die Erdumlaufbahn."
"Schiedsrichter wird nicht gut schlafen"
Dass die Engländer hier nicht ganz objektiv sind, ist freilich auch klar. Zu groß ist die Freude über den erstmaligen Final-Einzug bei einer EM-Endrunde. Portugals Star-Trainer Jose Mourinho sah das bei TalkSport anders: "Für mich ist das niemals ein Elfmeter. Auf diesem Niveau, einem Halbfinale bei der EM, verstehe ich die Entscheidung des Schiedsrichters nicht wirklich. (...) Ich sage es, wie ich es sehe und ich glaube nicht, dass der Schiedsrichter gut schlafen wird."
Mit dieser Meinung ist der zweimalige Champions-League-Sieger nicht alleine. Ganz im Gegenteil. Auch der frühere Arsenal-Coach Arsene Wenger fand bei BeIN Sports klare Worte: "Kein Elfmeter. In Momenten wie diesen verstehe ich nicht, warum der Video-Assistent nicht den Schiedsrichter bittet, sich das anzuschauen. (...) Ich denke, dass der Video-Assistent den Schiedsrichter im Stich gelassen hat, nicht Dänemark."
So diskussionswürdig der Elfmeter und damit verbundene Siegtreffer der Engländer war, so unumstritten ist aber wohl, dass sich die Southgate-Elf den Erfolg verdient hatte. England war über weite Strecken das bessere Team und hatte vor allem auch in der Verlängerung die klar besseren Chancen. Am Ende wird es dem Team egal sein. Man steht im Endspiel und kämpft dort nun am Sonntag-Abend (21 Uhr, im KURIER-Liveticker) gegen Italien um den Titel.