Djuricin zu "Gogo Raus"-Rufen: "Leben in einer Demokratie"
Nur zwei Siege und neun Punkte in sechs Runden: Für Rapid und Sturm ist der Liga-Saisonstart nicht wunschgemäß verlaufen. Mit dem 1:1-Remis in der Merkur Arena am Sonntag konnten trotzdem sowohl der Fünfte aus Wien als auch die sechstplatzierten Steirer gut leben. Die Fans der Rapidler nicht, sie forderten erneut den Rauswurf von Coach Goran Djuricin.
Nach Spielschluss taten die Anhänger lautstark sowie mittels "Gogo Raus"-Plakat ihren Unmut kund. "Wir leben in einer Demokratie, jeder kann denken und sagen, was er will", blieb Djuricin gelassen. Mit Kritik von Fanseite will er sich sowieso nicht befassen. "Kritik muss von der richtigen Seite kommen und auf fachlicher Ebene", betonte der 43-Jährige. Sprich von den Vereinsverantwortlichen. Die durften am Donnerstag über den Einzug in die Europa-League-Gruppenphase jubeln. Dass in der Länderspielpause tatsächlich über den Trainerposten diskutiert wird, ist also eher nicht zu erwarten.
Die Mannschaft stellte sich jedenfalls hinter ihren Coach. "Wir können mit dem Trainer gut zusammenarbeiten", verlautete Kapitän Stefan Schwab. Die Mannschaft lasse sich von Sprechchören nicht beeinflussen und versuche Ruhe zu bewahren. Nach der Länderspielpause gibt es für Schwab und Co. eine große Chance, das Standing ihres Coaches zu verbessern, wartet doch am 16. September das Heimderby gegen die Austria, die einen Punkt davor Vierter ist.
Schüttengruber gestand Fehler ein
Die Punkteteilung in Graz war leistungsgerecht. Da waren sich alle Beteiligten einig. Sturm hatte vor der Pause mehr vom Spiel, Rapid danach. Zudem gab es durch Schwab (7./Latte) bzw. Philipp Huspek (41./Stange) jeweils einen Aluminiumtreffer sowie durch Lukas Spendlhofer (86.) bzw. Thomas Murg (92.) jeweils eine Topchance im Finish auf den Siegtreffer. Hinzu kam quasi eine ausgleichende Gerechtigkeit bei Schiedsrichterfehlern.
Manuel Schüttengruber ahndete ein rüdes Einsteigen von Schwab gegen Lukas Grozurek (25.) nur mit Gelb. "Bei Schiedsrichterschulungen für Spieler werden uns solche Szenen als Paradebeispiel für Rote Karten gezeigt", ärgerte sich Sturms Kapitän Stefan Hierländer. Nach Studium der TV-Bilder gestand der Referee seinen Fehler ein: "Schwab tritt gegen das Sprunggelenk, das war Rot." Schon zur Pause hatte er, auch gegenüber Rapid, einen Fehler eingestanden. Nach einem Foul von Maximilian Hofmann an Huspek hätte es Freistoß und nicht Elfmeter, den Peter Zulj ins Kreuzeck verwertete (37.), geben müssen. "Der Elfmeterpfiff war falsch, es war 30 Zentimeter außerhalb des Strafraums", gab Schüttengruber zu. Er hatte sich auf Assistent Stefan Kühr verlassen.
Der Ex-Rapidler Huspek rechtfertigte seine Aufstellung mit einer Topleistung. "So wie er gespielt hat, da wird er auch die nächsten Spiele spielen", kamen von Coach Heiko Vogel lobende Worte. Der Deutsche war aber nicht nur mit dem Offensivspieler zufrieden: "Seit der zweiten Halbzeit gegen den WAC geht es aufwärts, es war ein sehr gutes Spiel meiner Mannschaft." Dieser Meinung war auch Hierländer: "Wir haben einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht."
Aufseiten der Gäste war mit dem Ex-Grazer Deni Alar (78.) ausgerechnet jener Mann erfolgreich, der von den Sturm-Fans lautstark kritisiert wurde. "Deni hat mit dem Tor die beste Antwort gegeben", sagte Djuricin. Alar selbst wollte sich zu den Sturm-Fans nicht äußern. "Es war schon ein besonderes Spiel für mich und ich bin froh, dass ich getroffen habe", erzählte der 28-Jährige, der von den Sturm-Kickern noch mit Zulj viel Kontakt hat.
Mammutprogramm
Für Rapid war es bereits das achte Pflichtspiel binnen 25 Tagen. "Ich bin stolz auf meine Mannschaft, wie sie nach dem Donnerstagspiel aufgetreten ist", sagte Djuricin. Für seine Kicker war vor allem die zweite Hälfte zufriedenstellend. "Da haben wir auch den inneren Schweinehund überwunden, waren gut im Saft", resümierte Schwab. Und Goalie Richard Strebinger ergänzte: "Trotz des Donnerstagsspiels waren wir laufstärker. Die Partie hat gezeigt, dass wir gut für die weiteren englischen Wochen gerüstet sind."
Wie Salzburg haben die Hütteldorfer noch bis Weihnachten sechs Spiele mehr als die Konkurrenz. Im Vergleich zu den noch makellosen Salzburgern ist die Doppelbelastung für Rapid schwerer zu verkraften gewesen. "Wir haben deshalb in der Liga Tribut gezollt. In Graz bei Sturm kann man unentschieden spielen, weh tun die verlorenen Punkte gegen Altach (1:1) und den WAC (0:0)", analysierte Schwab. Auch sein Chef ist mit der bisherigen Ausbeute nicht zufrieden. "In der Liga hinken wir hinten nach, das ist nicht unser Anspruch", weiß Djuricin.