Sport/Fußball

Derby-Nachspiel: Rapids Sturm ins Abseits

Jetzt ist schon wieder was passiert. So verlässlich, wie dieser Satz in den Brenner-Krimis von Wolf Haas vorkommt, passt er auch nach Wiener Derbys. Dabei sah es beim 327. Duell lange nach einer harten, aber friedlichen Auseinandersetzung aus.

Rund 15 Minuten nach Schlusspfiff kam es zu jenen Bildern, die das Image von Rapid und schlussendlich auch des österreichischen Fußballs beschädigen. Von den Feierlichkeiten der Austrianer mit ihren Fans nach dem 1:0-Sieg „provoziert gefühlt“ soll sich jenes Dutzend „Fans“ haben, das von der Tribüne auf den Rasen sprang, um vor dem Austria-Sektor zu randalieren. Erstmals im Allianz Stadion wurde diese eherne Grenze überschritten. Eine Handvoll Ordner (oftmals selbst Rapid-Fans) musste sich den teils vermummten Hobby-Faustkämpfern entgegen stellen. Weil die Polizei erst nach drei Minuten einschritt, waren insgesamt rund 30 Rapidler auf den Rasen gelangt.

Alle Inhalte anzeigen

Wird es Stadionverbote geben?

Ja. Nach der Auswertung des Videomaterials wurde in Hütteldorf Montagnachmittag in einer Krisensitzung beraten. Mehrere Stadionverbote werden von Rapid angekündigt. Der Klub wird wieder bestraft werden. Die Sektorsperre auf Bewährung wird aber nicht schlagend, da es sich um kein „gleich geartetes Vergehen“ gehandelt hat. Die Polizei meldete vier verletzte Sicherheitskräfte, nachdem „die Fan-Gruppierungen aus dem Gästesektor von einer Polizei-Eskorte bis zur U-Bahn begleitet“ worden waren. Laut ORF sollen die beiden schwerer verletzten Polizisten von Austria-Fans attackiert worden sein.

Wirken sich die Randale politisch aus?

Sie waren aus Sicht der Fanszenen ein Schuss ins Knie. Das Innenministerium plant seit Monaten, die laut Vereinen gut funktionierende Sonderregelung für Pyrotechnik auszuhebeln. Da nach dem Spiel ein Rapid-„Fan“ einen Bengalen Richtung Austria-Sektor schleuderte, gibt es nun einen Anlass, um die Verschärfungen durchzusetzen.

Welche Konsequenzen gab es nach den letzten Derby-Ausschreitungen?

Im Februar hat Rapid 13 Stadionverbote beantragt. Nicht alle Sanktionen gingen durch, weil einige Fans nachweisen konnten, dass auf den entsprechenden Videos nicht sie im Bild waren. Im April hatte ein Austria-Fan eine leere Rauchbombe Richtung Rapid-Spieler geworfen und eine Fotografin am Kopf verletzt. Der 27-Jährige bekam Stadionverbot.

Alle Inhalte anzeigen

Wie geht es in Hütteldorf weiter?

Der Frust ist ebenso groß wie der Druck. „Wir sind auf einem schmalen Grat unterwegs“, meint Bickel mit Blick auf die kommenden acht Tage mit Spartak sowie den Auswärtsspielen in Salzburg und in Mattersburg (Cup). „Auf der einen Seite könnten wir endlich unser großes Potenzial ausschöpfen, da fehlt nicht viel. Auf der anderen Seite droht der völlige Absturz.“

Wird Knoflach nachträglich gesperrt?

Nein. Der Ersatztormann von Rapid bekam Gelb für mehrmaliges Aufspringen auf der Bank. Nach dem Schlusspfiff folgte ein Sprint Richtung Austria-Tormann Pentz und eine tiefe Beschimpfung des 21-Jährigen. Von Schiedsrichter Weinberger gab es weder eine weitere Karte, noch eine Anzeige. Rapid-Sportdirektor Fredy sagt dazu: „Das geht gar nicht, und ich werde deshalb auch noch ein Gespräch mit Knoflach führen.“ Der Schweizer nimmt aber auch Pentz in die Pflicht: „Ich habe seine Gesten beim Schlusspfiff Richtung Fanblock gesehen. Die haben – freundlich formuliert – nichts auf dem Platz verloren.“

Montagabend tagte auch das Rapid-Präsidium. Werden sportliche Konsequenzen geplant?

Nein, vorerst nicht. Da bis zum 0:1 eine starke Leistung geboten wurde, wird die schlechte Chancenverwertung (trotz Platz 7) nicht Trainer Goran Djuricin angekreidet. „Ich habe mir in der Nacht das Spiel nochmals angesehen und finde es unglaublich. Wir hatten mehr Chancen als beim 4:0 im letzten Derby“, meint Bickel. „Nachdem sich in der Länderspielpause bei allen ein so gutes Gefühl aufgebaut hat, ist es jetzt die schwierigste Aufgabe, die Depression zu vertreiben. Ab dem Dienstagtraining müssen alle ihre Köpfe wieder oben haben“, erklärt der 53-Jährige mit Blick auf den Start in die Europa League am Donnerstag gegen Spartak Moskau.

Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen