Sport/Fußball

Der erste Austrochinese im Fußball: "Ich wollte nur noch weg"

Im Chefbüro war’s dann endgültig um Roland Kirchler geschehen. Die Visite in einem Pekinger Krankenhaus hatte er  noch schadlos  überstanden,  auch die   tägliche Suppe samt ihrem undefinierbaren Inhalt  hatte ihm  den Magen und den Spaß nicht verderben können.  Als  er dann aber Auge in Auge mit seinen Vorgesetzten saß, hatte  der Tiroler Fußballer nur mehr eines im Sinn. „Ich wollte nur mehr weg“, erzählt Kirchler. „Das Problem war: Die hatten immer noch meinen Pass.“


Die, das waren die  Bosse von Beijing Guoan, dem Klub, der Roland Kirchler im Jahr 2002 in die chinesische Profiliga geholt hat. Und die nach  drei  Wochen den ersten Austro-Chinesen schon wieder zum Teufel jagten, obwohl dieser  wenige Tage zuvor erst einen Vertrag unterzeichnet hatte. Roland Kirchler musste erst gar nicht chinesisch verstehen,  der Tonfall und die Gesten  der Männer im Chefbüro waren unmissverständlich. „Die haben mich aufgefordert ein Papier zu unterschreiben und meinen Vertrag aufzulösen.“

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Erpressung

Der Widerstand des   Tirolers war rasch gebrochen. Spätestens als der dezente Hinweis auf den eingezogenen Reisepass kam. „Ich wollte telefonieren, das haben sie nicht erlaubt.  Das war  eine Erpressung,   ich hatte echt Angst. Was willst du anderes tun, als zu unterschreiben? Ich hab’ mir  gedacht: ,Nicht, dass die mich jetzt irgendwo verschwinden lassen.’“  Bevor Kirchler seinen   Vertrag auflöste, ließ er sich noch ein Flugticket und 3000 Dollar Gage aushändigen. „Dann bin ich weg.“


Dabei war der Wattener  mit  großen Erwartungen nach China gereist. Kirchler hatte mit dem FC Tirol  turbulente Zeiten hinter sich, die im Konkurs des Meisters gipfelten. Das Angebot aus Peking kam ihm  gerade recht. „Ich hatte von Tirol die Schnauze voll, finanziell war’s  top,  außerdem wäre es eh nur von Juli bis November gewesen.“

Keinen Tropfen Blut

Also tauchte Kirchler ein in diese andere Welt.  Für drei Wochen, in denen er Sachen erlebte, die für „mehrere Bücher“ reichen. Beim  Medizincheck kam ein Arzt mit blutigen Spritzen zur Abnahme daher. „Ich hab’ dem gesagt: ,Von mir  kriegt ihr  keinen Tropfen’“, erzählt der Wattener, der sich auch darüber wunderte, dass jeder Kicker von Guoan sich  nebenbei auch noch um einen Hengst   kümmern musste. „Der Präsi war ein Pferdenarr.“

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Ein Meisterschaftsspiel sollte Roland Kirchler für Beijing Guoan absolvieren.  An  seine Torvorlage erinnert er sich heute ebenso noch gerne wie an die letzten Stunden in Peking. „Ich hab’  das Abenteuer mit  Weißwurst und viel Weißbier ausklingen lassen. Wie  ich dann endlich im Flieger war,da hab’ ich ein Kreuzzeichen gemacht.“