Sport/Fußball

ÖFB-Nationalteam: Kopfweh nach dem Feierabend

Wenn das österreichische Nationalteam am Freitag in der EM-Qualifikation in Klagenfurt gegen Slowenien aufläuft, dann werden unweigerlich Erinnerungen an den Juni 2018 wach. An diesen lauen Frühsommer vor einem Jahr, in dem sich die österreichischen Fußballer von ihrer Sonnenseite präsentiert und erst den WM-Gastgeber Russland besiegt (1:0) und schließlich auch noch dem damaligen Champion Deutschland (2:1) nach einem Sommergewitter ein echtes Donnerwetter verpasst hatten.

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„Ein Feierabend gegen den Weltmeister“, lautete am Tag nach dem Triumph im vollen Wörthersee-Stadion die Schlagzeile im KURIER. Vom „Mini-Cordoba“ war außerdem zu lesen, die Österreicher hätten „den Weltmeister an die Wand gespielt“, viele wähnten das österreichische Nationalteam im typisch rot-weiß-roten Überschwang bereits im Kreis der Großen.

Auf Auf folgte Ab

Dass es sich dabei lediglich um Vorbereitungsmatches gehandelt hatte; dass die Deutschen, wie sich bei der WM bald herausstellen sollte, nur ein Schatten ihrer selbst waren; dass die damals noch makellose Bilanz von Teamchef Franco Foda (fünf Siege) nur auf Testspielen fußte – geschenkt. Fußball-Österreich konnte es kaum erwarten, dass diese österreichische Nationalmannschaft endlich auch einmal im Wettbewerb ernst machen darf.

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Zwölf Monate später ist die Euphorie verpufft wie eine billige Silvesterrakete. Der ÖFB hat alle Mühe, das Wörtherseestadion für das Nachbarschaftsduell mit Slowenien zu füllen, dabei ist dieses Match wegweisend für den Verlauf der EM-Qualifikation. Bei einem weiteren Ausrutscher würde für Österreich die Endrunden-Teilnahme 2020 in schier unerreichbare Ferne rücken. „Wir stellen jetzt keine Rechenspiele an“, sagt ÖFB-Präsident Leo Windtner, stellt zugleich aber auch klar: „Wir müssen punkten.“ Man muss nicht unbedingt ausgebildeter Mathematiker sein um zu wissen, dass Österreich mindestens vier Punkte aus den kommenden zwei Spielen gegen Slowenien und Nordmazedonien holen muss, um die EM-Chance zu wahren.

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Andernfalls würden unverzüglich die Diskussionen um Teamchef Franco Foda laut werden, die bisher noch leiser ausgefallen waren. Es ist schon erstaunlich, wie rasch der deutsche Coach seinen Zauber verloren hat.

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Zwischen Test und Ernst

Nach den ersten Monaten im Amt war der Nachfolger von Marcel Koller noch als Heilsbringer gepriesen worden, der das Nationalteam auf ein neues Niveau gehoben habe. So sah der KURIER in Mentalität, Flexibilität, Universalität, Tempo, Spielereien die gewinnbringenden Faktoren für das 2:1 vor einem Jahr gegen Deutschland. Ruft man sich die Analyse der 2:4-Niederlage im März in Israel in Erinnerung, dann stößt man auf die gleichen fünf Punkte – nur eben jetzt als harsche Kritik.

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Was in den Testspielen der Ära Foda noch so verblüffend einfach schien, das geht Österreichs Teamspielern im Wettkampf nicht mehr so leicht vom Fuß. Die magere Bilanz: Von den letzten fünf Partien konnten die Österreicher nur mehr eine gewinnen. Im Teamcamp in Klagenfurt sind die Nerven angespannt, umgekehrt wird aber der Fokus geschärft. Verteidiger Martin Hinteregger: „Wir brauchen am Freitag gegen Slowenien drei Punkte. Es ist nicht schön, wenn die Tabelle so ausschaut.“ Das Positive an der schwierigen Situation: „Wir haben noch alles selbst in der Hand.“