Naturgewalt Haaland auf dem Vormarsch zum Weltstar
Unbändiger Kampfgeist, unerschütterliches Selbstvertrauen, phänomenale Trefferquote - Erling Haaland wird mehr und mehr zu einer der größten Attraktionen im europäischen Fußball. Mit seinen beiden Treffern zum 3:2 (3:1)-Erfolg beim FC Sevilla pflegte der Angreifer von Borussia Dortmund seinen Ruf als norwegische Naturgewalt.
Noch Minuten nach der Fußball-Gala wirkte der ehemalige Salzburg-Torjäger so aufgedreht wie zuvor auf dem Platz: „Wir waren motiviert, wir waren leidenschaftlich. Ich bin stolz, wie wir heute gespielt haben“, schwärmte Haaland.
Mit acht Toren und gerade einmal 20 Jahren übernahm das Ausnahmetalent die Führung in der aktuellen Champions-League-Schützenliste. Die 18 Treffer in seinen ersten 13 Königsklassen-Partien sind unerreicht. In der Königsklasse trifft er durchschnittlich alle 55 Minuten, selbst Lionel Messi (103 Minuten) kommt nicht an diesen Wert heran und Cristiano Ronaldo braucht gar 113 Minuten.
Nach zuvor auch für ihn eher unerfreulichen Wochen in der deutschen Bundesliga redete ihn BVB-Interimscoach Edin Terzic vor der Partie in Sevilla stark. „Er hat gesagt, dass es mein Spiel werden wird und ich meine Chancen bekommen werde. Die habe ich genutzt“, kommentierte Haaland in gewohnt trockener Manier.
Dank Haaland spielte der lange Zeit formschwache und in der Liga auf Rang sechs abgerutschte BVB wieder einmal den Fußball, für den er eigentlich steht. Das macht Mut für das am Samstag (18.30 Uhr) anstehende Revierderby bei Schalke. „Wir sind glücklich, dass wir hier ein Ausrufezeichen setzen konnten. Aber im Derby müssen wir mindestens das Gleiche auf dem Platz zeigen wie heute“, forderte Kapitän Marco Reus. Haaland sah es ähnlich: „Am Samstag steht ein großes Spiel an. Die positive Denkweise von heute müssen wir in das Derby mitnehmen.“
Spielrausch
Vor allem die erste Halbzeit von Sevilla erinnerte an berauschende europäische Auftritte des Revierclubs in der Vergangenheit. Der zuletzt leidgeprüfte Terzic schien wie von schweren Lasten befreit. „Das waren keine leichten Tage, keine leichten Wochen. Aber heute haben wir eine überragende Teamleistung geboten“, lobte der 38-Jährige. Auch er hofft auf eine Initialzündung, die nicht nur zum Erfolg im prestigeträchtigen Derby beitragen soll: „Dieses Gesicht wollen wir in Zukunft viel häufiger zeigen.“
Dass sich Abwehrchef Mats Hummels im ersten Ärger über den späten Gegentreffer durch Luuk de Jong (84.) mit dem in dieser Szene patzenden Emre Can lautstark anlegte, konnte die gute Laune des Trainers nicht trüben. „Natürlich war dieses Tor ärgerlich, aber es überwiegt das Positive. Wir sind sehr glücklich über die gute Ausgangslage“, sagte Terzic vor dem Rückspiel am 9. März gegen die Spanier, bei dem die Borussia erstmals seit 2017 wieder in das Viertelfinale des lukrativen Wettbewerbs einziehen kann.
Die Zusicherung von Sportdirektor Michael Zorc, dass er auch nach dem Amtsantritt des neuen Cheftrainers Marco Rose (Mönchengladbach) im kommenden Sommer dem BVB erhalten bleibt und in seine alte Rolle als Assistenzcoach zurückkehrt, trug ebenfalls zur Zufriedenheit von Terzic bei. Zorc ist guter Dinge, das der anstehende Trainerwechsel keine negativen Auswirkungen auf den weiteren Saisonverlauf haben wird: „Mit Edin sind wir immer sehr offen und transparent umgegangen. Er ist ein richtiger Dortmunder und hat die volle Unterstützung des Clubs. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die Wende schaffen.“