Sport/Fußball

Ein Tor würde dem Austria-Spiel guttun

Selten zuvor hat diese unsägliche Phrase des Fußball-Vokabulars so zugetroffen wie vor dem Gastspiel der Wiener Austria in der Champions League heute (20.45 Uhr/live auf Puls 4 und Sky) beim FC Porto: Ein Tor würde dem Spiel guttun.

Vier Mal haben es die Wiener schon in der Gruppenphase probiert, vier Mal ist nichts passiert. Nach drei Niederlagen und einem torlosen Remis musste man die Unterlegenheit anerkennen und die Ziele nach unten revidieren: Kaum jemand träumt noch vom Überwintern im Europacup. Dazu müsste man Dritter werden. Man ist genügsamer geworden am Verteilerkreis.

Als Erfolg könnte man beispielsweise werten, wenn der Austria heute der erste Treffer in der Champions League gelänge. Der Schütze würde in die Klubgeschichte eingehen.

Nah dran

In den vier bisherigen Spielen hatte man zwar gute Chancen vorgefunden, doch das Visier war zu ungenau eingestellt gewesen. Gegen Porto traf Stankovic die Stange, in St. Petersburg scheiterte Hosiner knapp, daheim gegen Atlético Madrid war Hosiner noch näher dran am Torerfolg, doch sein Schuss pendelte von der Latte zurück. Und in Madrid hätte Murg Geschichte schreiben können, hätte er aus kurzer Distanz nicht Goalie Courtois, sondern ins Tor getroffen.

Diesmal soll alles anders werden. Vor allem mit mehr Konzentration. „Auf diesem Niveau musst du effektiv arbeiten“, weiß Roman Kienast. „Es wird ein geiles Spiel, wir können nur überraschen.“ Gänzlich ohne Druck soll endlich dieser Treffer gelingen. „Wer ihn macht, ist Nebensache. Aber für jeden Einzelnen ist es ein Anreiz.“

Tomas Jun, der Routinier, kennt das Gefühl, wenn man in der Champions League trifft: Mit Sparta Prag hatte er dieses Erfolgserlebnis einst bei AC Milan. „Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich noch einmal in der Champions League spiele. Ein Tor wäre für mich toll.“

Eine Visitenkarte wäre dies auch für Torschützenkönig Philipp Hosiner: „Die Frage nach dem Tor nervt schon. Wir werden es einfach weiter versuchen. Hoffentlich gelingt es, damit die Fragerei ein Ende hat. Es wäre höchst an der Zeit.“

Volle Kraft voraus

Trainer Nenad Bjelica gibt eine klare Devise aus: „Wir werden volles Risiko nehmen. Vielleicht gelingt ja ein Punkt oder gleich drei. Dann hätten wir noch Optionen vor dem letzten Spiel.“

Die personelle Situation hat sich für Bjelica gebessert. Stankovic und Mader haben ihre Wadenverletzungen überstanden und sind dabei. Ob sie zum Einsatz kommen, ist jedoch fraglich. Gut möglich, dass sie für die Meisterschaft, die für Bjelica Vorrang hat, geschont werden und die gleichen elf Spieler wie am Samstag in Innsbruck beginnen werden.

Dort gelangen immerhin gleich fünf Tore. Und wenn in Porto dennoch keines gelingt? „Dann wären wir alle sehr enttäuscht“, gibt Kapitän Manuel Ortlechner zu. „Denn wir haben schon angeklopft. Ein Tor wäre verdient.“

So lief das Hinspiel:

Freundlich wurde die Austria gestern von Porto empfangen, vor allem meteorologisch bei 14 Grad. Am Abend absolvierten die Wiener die finale Trainingseinheit im Estádio do Dragão, das für 50.399 Zuschauer Platz bietet. Mit dabei war Roland Linz, allerdings nur als Zuschauer.

Der Ex-Austrianer begleitete seine ehemaligen Kollegen auf der Reise und kennt den Tempel des Fußballs, hat er doch mit Boavista Porto dort einige Derbys absolviert. Für Linz, dessen Vertrag in Thailand noch eine Saison läuft, war der Ausflug nach Porto eine Rückkehr in seine zweitliebste Stadt. „In Wien fühle ich mich am wohlsten. Aber hier hatte ich ein wunderschönes Jahr.“

Vor einigen Jahren wäre er knapp vor der Heim-EURO beinahe bei Porto gelandet. „Mit dem Verein war schon alles ausverhandelt, dann konnten sich aber die Klubs nicht einigen.“

Estádio do Dragão, SR Haţegan (Rum), 20.45/live Puls4 und Sky

Austria: Lindner; Koch, Rogulj, Ortlechner, Suttner; Dilaver, Holland; Royer, Kienast, Murg; Hosiner

Es fehlen: Gorgon, Alex Grünwald.

Tabelle: Gruppe G