Die Austria träumt nun von Messi
Es ist geschafft: Erstmals nach einer achtjährigen Pause spielt eine österreichische Mannschaft im Konzert der Großen mit. Die Austria hat sich im Play-off gegen Dinamo Zagreb durchgesetzt und sich erstmals für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert.
Und schon am Donnerstag wird feststehen, wer die drei Gegner des österreichischen Meisters sein werden: In Monaco werden die acht Gruppen ausgelost.
Wunschgegner gefällig? Philipp Hosiner strebt nach den Besten: „Wenn wir schon in der Gruppenphase sind, dann wünsche ich mir Real Madrid oder Barcelona.“ Auch Kapitän Ortlechner hat ein Wunschzetterl: „Real, weil ich ein Fan dieser Mannschaft bin, oder die Bayern wegen David Alaba und Trainer Pep Guardiola.“
Wie es auch kommt, auf die Austria wartet die Elite des Weltfußballs: In Topf eins tummeln sich die europäischen Top-Teams. Neben Titelverteidiger Bayern München mit dem Österreicher David Alaba sind auch die spanischen Topklubs FC Barcelona (mit Megastar Lionel Messi) und Real Madrid (mit Superstar Cristiano Ronaldo) sowie Englands Meister Manchester United, Europa-League-Sieger Chelsea, der FC Porto, Benfica Lissabon und Arsenal London im Topf der Topgesetzten.
Nenad Bjelica beliebte zu scherzen: „Ich wünsche mir Barcelona, Real, Chelsea und Bayern. Weil wir dann zwölf Punkte machen könnten.“ Florian Mader wollte sich nicht festlegen: „Ich werde mir die Auslosung daheim auf der Couch ansehen. Wir nehmen, was kommt. In der Gruppenphase ist jeder Gegner ein Kracher.“ Goldtorschütze Roman Kienast möchte sich am liebsten mit den Stars von Real Madrid messen. „Aber es sind alle Gegner toll.“
Auf die möglichen Gegner muss die Austria noch warten. Fix ist hingegen der Spielort: In der Generali-Arena könnten die Gruppenspiele zwar stattfinden, aber im Kleinstadion in Wien-Favoriten würde es zu eng werden. Deshalb haben die Austria-Verantwortlichen entschieden, für die drei Heimspiele in der Gruppenphase ins wesentlich größere Happel-Stadion auszuweichen, obwohl dort ein Fluch auf den österreichischen Teams in der Champions League liegt: In neun Versuchen gelang Salzburg und Rapid dort kein einziger Heimsieg.
Austria - Dinamo in Bildern:
Die Gruppenphase der europäischen Eliteliga wird an diesem Donnerstag in Monaco ausgelost (ab 17.45 Uhr). Die 32 Teilnehmer werden in vier Töpfe zu je acht Teams nach ihrer Platzierung im UEFA-Klubranking eingeteilt. Die Austria ist fix im vierten und letzten Topf.
Gegner27 der 32 Teilnehmer stehen fest, davon waren 22 fix qualifiziert. Auch in diesem Jahr ist Europas Elite vollzählig versammelt: Titelverteidiger Bayern, Finalist Dortmund, Barcelona und Real Madrid, Chelsea, Manchester United und City sowie Juventus und PSG.
TermineIn der Gruppenphase gibt es sechs Spieltage. Gespielt wird Dienstag und Mittwoch am 17./18.9., 1./2.10., 22./23.10., 5./6.11., 26./27.11. und 10./11.12. Anpfiff ist um 20.45 Uhr, außer bei Spielen in Russland. Das Finale steigt am 24. Mai 2014 in Lissabon.
Der Einzug der Austria in die Champions-League-Gruppenphase hat auch dem Erzrivalen Respekt abgerungen. Einen Tag vor dem Play-off-Rückspiel zur Europa League auswärts gegen den georgischen Vizemeister Dila Gori sprachen Trainer Zoran Barisic und Sportdirektor Helmut Schulte den "Veilchen" ihre Glückwünsche aus. "Das ist ein wichtiger Erfolg für den österreichischen Fußball. Da kann man nur gratulieren, auch wenn es unser Hauptkonkurrent ist", erklärte Barisic.
Ähnlich äußerte sich Schulte: "Wenn ein Konkurrent im Wettbewerb erfolgreich ist, ist es das Normalste auf der Welt, zu gratulieren." In diesem Fall müsse man die Rivalität kurz beiseiteschieben. "Auch wenn es manchmal schwer ist, muss man Glückwünsche aussprechen. Das gebietet die sportliche Fairness."
Schulte gab allerdings auch zu, dass ihm der Geldregen für die Violetten Kopfzerbrechen bereitet. "Das ist sicher ein Vorteil für die Austria. Sie verfügt jetzt über zusätzliche Mittel, die sie zur Weiterentwicklung verwenden kann."
Die beiden Duelle mit Dinamo Zagreb haben im Lager der Austria ganz besondere Geschichten geschrieben. Im Hinspiel war es Marin Leovac, der als "Notnagel" in die Startelf rutschte und mit seinem Tor den Weg zum 2:0-Auswärtserfolg ebnete. Und im zweiten Match schrieb nun am Dienstagabend mit Roman Kienast ebenfalls ein Mann aus der "zweiten Reihe" ein weiteres Fußball-Märchen. "Keine Frage, das war sicher das Tor meines Lebens. Zumindest bisher", sagte der 29-Jährige.
"Unglaublich, unbeschreiblich! Ich komm' rein und krieg' so einen Ball serviert, den du eigentlich nur noch aus fünf Metern ins Tor drücken musst. Gott sei Dank bin ich goldrichtig gestanden und hab' das Tor gemacht", schilderte Kienast, der bereits beim Aufwärmen am Spielfeldrand hatte Kienast ein gutes Gefühl gehabt hat. "Trotz des 1:3-Rückstands hab' ich immer wieder gesagt: 'Das schaffen wir noch.' Und ich habe mir gedacht, dass ja vielleicht gerade ich das Tor mache. Mit dem Gedanken bin ich dann auch ins Spiel gegangen."
Lob von Kollegen
Auch von Assistgeber Hosiner gab es für Kienast ein Extralob: "Roman war Weltklasse. Er kommt ins Spiel, macht das Tor und hat sonst auch noch einige super Aktionen. Dinamo konnte ihn einfach nicht vom Ball trennen." Goalie Heinz Lindner, der über 180 Minuten gesehen mit zahlreichen Glanzparaden ganz klar der Vater des Aufstieges war, meinte über den Goldtorschützen: "Dieses Tor wird sicher das wichtigste seiner Karriere bleiben. Ich habe gewusst, dass im Finish noch eine Chance kommen wird."
Für Kienast ist die Champions League kein Neuland, im Herbst 2005 hatte er sich jedoch als Rapidler mit einem fünfminütigen Kurzeinsatz im Finish des abschließenden Heimspiels gegen Juventus Turin (1:3) begnügen müssen. Diesmal will Kienast eine deutlich tragendere Rolle spielen, auch wenn Hosiner natürlich weiterhin gesetzt sein dürfte. "Roman ist jetzt zurück und wird sicher wieder mehr spielen", versprach Nenad Bjelica seinem Goldtorschützen, der auf eine recht eindrucksvolle Erfolgssammlung mit Meistertiteln mit Rapid, Sturm Graz und der Austria verweisen kann.
"Blablabla"
Der Austria-Trainer bewies mit der Einwechslung von Kienast auf jeden Fall einen ausgezeichneten Riecher, die Geschichten vom "goldenen Händchen" mag er jedoch überhaupt nicht. "Dass Roman dann wirklich dieses Tor gemacht hat, war Glückssache. Goldenes Händchen, das ist 'Blablabla'. So etwas ist Glück." Doch der Kroate hatte gute Gründe, warum er im Finish nicht Rubin Okotie, sondern eben Kienast ins Spiel brachte. "Kienast hatte in der vergangenen Saison eine hervorragende Statistik. Er hat für 7 Tore nur 700 Minuten gebraucht, das ist ein Goalgetter. Rubin hatte hingegen in letzter Zeit Probleme mit der Effizienz, deshalb habe ich mich für Kienast entschieden."
Kienast hatte sich Ende Juni bei einem Testspiel in Ybbs eine Verletzung im rechten Kniegelenk zugezogen und musste operiert werden. "Ich musste hart kämpfen", erinnerte sich Kienast an die vergangenen Wochen, in denen der EM-Teilnehmer 2008 dann langsam wieder den Anschluss fand. Am vergangenen Samstag hatte er beim 4:1-Auswärtserfolg gegen den WAC seinen ersten Treffer nach dem Comeback erzielt.
Kein Verschnaufen
Als erste kleine Belohnung mussten Kienast und Co. am Mittwoch nicht wie geplant um 10.00 Uhr, sondern erst um 17.00 Uhr trainieren. Einen trainingsfreien Tag spielte es auch nach dem Einzug in die "Königsklasse" nicht. "Am Samstag wartet das nächste schwierige Spiel", wies Bjelica auf das Heimmatch der 7. Liga-Runde gegen Wacker Innsbruck hin.
Schuld für das Dinamo-Aus waren nach Ansicht der kroatischen Medien vor allem die immerhin drei Trainer, die Dinamo in den Duellen mit der Austria verbrauchte. Der Austria, die man in Kroatien nach wie vor als deutlich schwächer als Dinamo einstuft, prophezeite man in der Gruppenphase ein Debakel nach dem anderen. "Die Austria ist bei weitem nicht so stark wie Dinamo. Sie wird in der Champions League nur Kanonenfutter sein", urteilte die Zeitung Jutarnji list und verwies auf das Schicksal von Dinamo in den vergangenen beiden Saisonen. Da hatten die Kroaten in zwölf Partien nur einen einzigen Punkt erobert.
Klub-Boss Zdravko Mamic hatte unmittelbar nach dem ersten Match gegen die Austria in Zagreb Krunoslav Jurcic gefeuert. Das Duo Damir Krznar und Zoran Mamic, der Bruder des Vereinspräsidenten, hat daraufhin interimistisch die sportliche Leitung übernommen. Und das neue Gespann schien Dinamo ordentlich wachgerüttelt zu haben, denn die Truppe rund um die blendenden Techniker Sammir, Soudani und Fernandes spielte die Austrianer meist an die Wand. Doch als mit dem 3:1 durch Fatos Beciraj die Wende vollbracht schien, entschied sich das Dinamo-Trainerduo für eine Vollbremsung und nahm Sammir und Soudani aus dem Spiel.
"Statt gegen einen schwer angeschlagenen Gegner einfach weiterzuspielen, haben sich Mamic und Krznar entschieden, das Ergebnis halten zu wollen. Das hat Dinamo aus der Champions League geworfen", kritisierte Sportske novosti in der Internetausgabe. Zoran Mamic rechtfertigte sich und merkte an, dass die gesamte sportliche Führung für diese taktische Maßnahme gewesen sei. "Die Idee war, die Mitte zu verstärken und das Match so bis zum Ende zu kontrollieren. Wir waren alle für diese Variante", erklärte Zoran Mamic. Der neue Cheftrainer Dinamos soll in den kommenden Tagen präsentiert werden.
"Dinamo war zwölf Minuten in der Champions League, am Ende hat aber das Glück gefehlt", urteilte die Tageszeitung Vecernji list. Bitter enttäuscht war Dinamos Abwehrchef Josip Simunic, der wohl kein großer Wien-Fan mehr wird. "Nach dem EM-Aus mit der Nationalmannschaft gegen die Türkei war das die bitterste Niederlage meiner Karriere", berichtete Simunic. Der 101-fache Teamkicker war mit den Kroaten im EM-Viertelfinale 2008 im Wiener Happel-Stadion im Elferschießen gegen die Türken gescheitert.