Sport/Fußball

Die Argumente der vier Halbfinalisten

Hablamos español? Oder spricht der künftige Champions-League-Sieger doch Deutsch? Die Chancen stehen 50:50, wenn heute in Nyon die Halbfinal-Paarungen ausgelost werden. Zur Disposition als Chelsea-Nachfolger stehen Bayern München und Borussia Dortmund sowie Barcelona und Real Madrid. Es ist kein Zufall, dass sich je zwei Teams aus Deutschland und Spanien den begehrtesten Pokal im europäischen Klubfußball ausspielen.

Der Aufschwung des deutschen Fußballs hält dank der wirtschaftlichen Stärke der Klubs schon seit Jahren an. Für viele gilt die Bundesliga ohnehin schon als stärkste Liga der Welt. Auf alle Fälle ist sie die finanziell gesündeste. Das kann man von der spanischen Primera División nicht unbedingt behaupten, da die Wirtschaftskrise schon längst auch die Vereine erreicht hat. Real Madrid und Barcelona sind aufgrund ihres politisch und wirtschaftlich potenten Hintergrunds nahezu permanent krisenresistent und die Ausnahme.

Vier Klubs, ein Ziel. Hier ein Ranking der vier Titelanwärter.

BayernDie Münchner brausen durch die Saison wie eine Lokomotive ohne Bremsen. Vielleicht können sie sich nur selbst stoppen, wie vor einem Jahr imEndspiel gegen Chelsea. Die Bayern spielen konstant gut und souverän, können personell die einzelnen Formationen beliebig durchwechseln ohne dabei an Qualität zu verlieren. Stürmer wie Pizarro und Gomez sind weit mehr als nur Joker, Robben an der Flanke ist eine noble Alternative zu Müller. Die Bayern glauben an sich und den Titel. 1999 verloren sie das Finale gegen Manchester, 2001 schlugen sie im Endspiel gegen Valencia zurück. Wiederholt sich die Geschichte?
Real Madrid48 Tore in 48 Pflichtspielen in der aktuellen Saison. Cristiano Ronaldo befindet sich in der Form seines Lebens, daher spielt Real trotz Rückstands in der Liga auf Barcelona eine herausragende Saison. Nicht zuletzt, weil man den Clásico-Fluch der letzten Jahre endlich beenden und Barcelona mehr als nur einmal besiegen konnte. Wie bei den Bayern gilt auch für Real: Die Qualität im Kader ist dermaßen hoch, dass die Grund-Aufstellung beinahe sekundär erscheint. Ob Özil oder Modric? Einerlei. Higuain oder Benzema? Egal. Real ist reif für „La Decima“, den zehnten Triumph in Champions League bzw. im Landesmeister-Cup.
BarcelonaDie Gegner haben dank Inter Mailand oder Chelsea eine Anleitung erhalten, wie man Barcelona entzaubern kann.Milan und Paris ist dies fast gelungen. Aber eben nur fast. Die Katalanen haben mit Messi den besten Balltreter des Planeten in ihren Reihen, hinter dem die Genies Iniesta oder Xavi ihr Unwesen treiben. Zudem besitzt Pedro offenbar eine eingebaute Torgarantie in wichtigen Spielen. An einem guten Tag ist Barcelona nicht zu bremsen, an einem schlechten fehlt ab und zu der notwendige Plan B. Gesehen gegen Inter Mailand oder gegen Chelsea in der Vorsaison.
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DortmundFrisch, saftig und bekloppt. Das Team von Jürgen Klopp spielt die zweite Saison in Folge begeisternden und erfolgreichen Fußball, Kicker wie Götze oder Reus könnten genauso gut bei Barcelona oder Real den Ton angeben. Im Vergleich zur Konkurrenz könnte die Kader-Dichte zum Nachteil gereichen.

Mit Juventus Turin verabschiedete sich am Mittwoch auch der letzte italienische Klub aus der Champions League. Gegen Bayern München war das Team von Antonio Conte klar unterlegen. Der 0:2-Niederlage in München folgte ein weiteres 0:2 im Viertelfinal-Rückspiel in Turin. „Die Lücke zu den Bayern ist da. Wir sind aus unserem Traum aufgewacht“, sagte Trainer Conte am Mittwochabend enttäuscht.

Der 43-jährige Juventus-Coach prophezeit dem gesamten italienischen Fußball eine düstere Zukunft. „Ich sehe keine Möglichkeit für einen Erfolg einer italienischen Mannschaft in der Champions League für viele Jahre.“ In der Serie A führt der Rekordmeister zwar souverän mit neun Punkten Vorsprung die Tabelle an, für die Königsklasse reichte es aber nicht.

Conte sieht den Grund für das Scheitern auch in den fehlenden finanziellen Mitteln der italienischen Klubs: „Wenn du Geld hast, nimm es, kaufe und gewinne. Wenn nicht, braucht man Geduld.“ Nach dem Titelgewinn von Inter Mailand 2010 steht damit zum dritten Mal in Serie keine italienische Mannschaft im Halbfinale der Königsklasse. Eine ähnliche Serie gab es in der Geschichte der Champions League erst einmal – von 2000 bis 2002.

Italiens Sportzeitung Gazzetta dello Sport brachte die Situation auf den Punkt: „Ciao Juve, Italia kaputt.“