Sport/Fußball

Austria kassiert 14 Millionen

Die erste Enttäuschung ist verflogen. Natürlich hatte sich Austrias Finanz-Vorstand Markus Kraetschmer die ganz großen Kracher gewünscht. Eine Traumgruppe sieht freilich anders aus. Geträumt hatte er von Real Madrid, dem FC Barcelona oder Bayern München mit David Alaba. Zugpferde, die das Happel-Stadion zur Gänze gefüllt hätten. Geworden sind es Atlético Madrid, der FC Porto und Zenit St. Petersburg.

Vermeintlich kleinere Namen, aber dennoch extrem starke Klubs. „Im ersten Moment waren wir schon etwas enttäuscht“, gibt Kraetschmer offen zu. „Aber diese Gegner kommen auch mit vielen Topstars.“ David Villa bei Atlético oder Hulk bei Zenit. Der Marktwert der Gegner übersteigt jenen der Wiener um ein Zehnfaches. „Noch dazu haben alle drei schon europäische Trophäen gewonnen.“ Eine Beziehung zu den Spaniern hat Trainer Nenad Bjelica. Als Spieler absolvierte er bei Atlético ein Probetraining, wurde aber nicht genommen.

Millionen-Spiele

Die Austria trägt der Auslosung Rechnung. Die Dreier-Abos für die Heimspiele haben moderate Preise. Auf den Längsseiten bezahlt man 120 Euro, in den Kurven 90 Euro. So viel müsste man bei Topvereinen auch zahlen, allerdings pro Spiel. „Die Preise sollen auch ein Dankeschön an unsere Fans sein. Wir haben Historisches erreicht, das sollten wir nicht vergessen. Darauf haben wir hingearbeitet.“

Zum ersten Mal seit acht Jahren (2005 Rapid) ist die Champions League wieder in Österreich zu Gast und für die Fans hautnah mit zu erleben. „Wer weiß, wann wir das wieder sehen“, schmunzelt Kraetschmer und appelliert zugleich an die Fans, sich diese drei Spektakel nicht entgehen zu lassen. Die Hoffnung des Klubs ruht auf den Abos. Kraetschmer kalkuliert in seiner Bilanz mit 30.000 Zuschauern und einem durchschnittlichen Kartenpreis von 35 Euro. Das ergäbe 3,15 Millionen Euro an Ticket-Einnahmen. Wäre das Happel-Stadion drei Mal voll, würde sich der Erlös auf 4,6 Millionen belaufen.

Das Bankkonto der Austria ist schon durch den Einzug in die Gruppenphase gut gefüllt. 10,7 Millionen hat man als Belohnung für den Erfolg erhalten. Rechnet man die Zuschauer-Einnahmen und das Merchandising hinzu, kommt man unterm Strich auf rund 14 bis 15 Millionen. „Und gelingt es uns zu punkten, gibt es dafür auch noch Prämien“, hofft Kraetschmer auf die sportliche Überraschung.

Die Bedeutung der Champions League erfuhren die Austrianer an einem politischen Detail. EU-Präsident Jose Manuel Barroso hat angekündigt, eventuell dem Spiel zwischen der Austria und dem FC Porto am 18. September in Wien beizuwohnen. „Daran sieht man, wie wichtig dieser Bewerb ist. Der Andrang ist groß, seit der Auslosung läutet mein Telefon permanent. Es gibt unzählige Kartenanfragen.“

Vor allem die rund 800 VIP-Tickets zu je 900 Euro im Abo sind bei den Austria-Fans besonders begehrt. Der Vorverkauf beginnt am 5. September, zunächst für Mitglieder und Abonnenten. Erst am 9. September öffnet dann der freie Verkauf.

Personal-Fragen

Bis 1. September dürfen Spieler noch verkauft und gekauft werden. Dare Vrsic steht vor dem Abschied von der Austria. Via Twitter hat er dem Verein schon zum Einzug in die Gruppenphase gratuliert und für den Champions-League-Herbst alles Gute gewünscht, als würde er nicht mehr dazu gehören.

AG-Vorstand Thomas Parits bestätigt: „Es gibt konkrete Gespräche mit einem Verein.“ Las Palmas dürfte Interesse haben.

In den Fokus gespielt hat sich im Europacup auch Innenverteidiger Kaja Rogulj mit einer starken Vorstellungen gegen Dinamo in Zagreb. Ob Hosiner und Suttner fix bei der Austria bleiben, ist ebenfalls noch nicht zu 100 Prozent fix. Hosiner möchte mit der Austria die Champions League genießen, wäre bei einem Top-Angebot allerdings zu Verhandlungen bereit.

Linksverteidiger Markus Suttner wurde vergangenen Dienstag gegen Zagreb einmal mehr von einem deutschen Bundesligaklub beobachtet, tendiert jedoch dazu, den Verein nun doch nicht zu verlassen. Drei Bundesligaklubs bekundeten zuletzt ihr Interesse am Teamspieler, ein Wechsel im Winter oder im Sommer 2014 wäre ebenfalls denkbar.

Am Sonntag steigt die 17. Bruno-Gala der Fußballer-Gewerkschaft VdF ab 18 Uhr im Wiener Rathaus. Weil die Teamspieler erst um 20.30 Uhr ins Camp im Steigenberger Hotel in der Innenstadt einrücken müssen, haben einige ihr Kommen zur Gala zugesagt. Auch David Alaba möchte vorbeikommen und der VdF die Ehre erweisen, sofern es sein Terminplan bei den Bayern zulässt. Er ist auch der heißeste Anwärter auf den Bruno für den Legionär der Saison, der von den Nationalteamspielern gewählt wurde.

Zum Mann des Abends könnte aber Austria-Stürmer Philipp Hosiner avancieren, er ist in drei Kategorien (bester Spieler, Schützenkönig, Aufsteiger des Jahres) nominiert. Hosiner wurde schon von den Trainern und den Fans zum besten Spieler gekürt. Gelingt jetzt der Hattrick durch seine Kollegen? „Es wäre jedenfalls eine große Anerkennung. Zumal ich ja nicht alle Bundesliga-Spieler bestechen könnte“, beliebt der violette Goalgetter zu scherzen.

Überhaupt könnte die Austria für ihren Meistertitel noch einmal kräftig abräumen. Peter Stöger gilt als Favorit auf den Trainer der Saison, Heinz Lindner hat Chancen in der Rubrik Tormann des Jahres – und Konkurrenz von einem Ex-Austrianer, den er gestern in der Generali Arena traf: Szablocs Safar. Der Routinier von Innsbruck ist vor wenigen Tage 39 Jahre alt geworden.