Sport/Fußball

Bergdorf-EM: Gipfeltreffen bei Annemarie

Die EM vor der EM ist kleiner als das Turnier, das am 8. Juni in Polen und der Ukraine losgeht. Aber die EM vor der EM ist trotzdem der Gipfel. Weil sie für Österreich eine Heim-EM ist. Und weil in Kleinarl gespielt wird, auf 1015 Metern Höhe im Salzburger Land, in der Heimat von Österreichs Sportlerin des vergangenen Jahrhunderts.

Nun hat Annemarie Moser-Pröll auf Skiern von sich reden gemacht und nicht mit dem Ball am Fuß, aber weil Kleinarl Kleinarl ist, hat die 59-Jährige natür­lich kräftig die Werbetrommel gerührt. Und das Beste vermeldet Erich Heiss, der Obmann des örtlichen Fußballklubs: "Wir sind fertig" – auch das unterscheidet die Bergdorf-EM von der anderen EM.

Da Capo

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Zum zweiten Mal nach 2008 wird ab Donnerstag der Bergdorf-Europameister gesucht, der Titelverteidiger kommt – eh klar – aus Spanien. Doch nicht Barcelonas Iniesta und Chelseas Torres werden gegen den Ball treten, sondern Barros und Duram vom Telmo Peluqueros FC. Zwölf Teams aus zwölf Ländern spielen im Erlenstadion, acht gegen acht auf einem Kleinfeld, eine Dreiviertelstunde lang, nur das Finale dauert eine Stunde. Die Bergdorf-EM ist ein Amateur-Turnier, das von Tourismus-Profis und Fußball-Liebhabern ersonnen wurde. Und erfunden hat’s – wer? – ein Schweizer namens Fabian Furrer.

"Das Thema Berge ist eigentlich ganz schlecht vertreten gewesen bei der EURO-Kandidatur von Österreich und der Schweiz", sagt Furrer, "und bei der UEFA und Wallis Tourismus ist unsere Idee auf positive Resonanz gestoßen." Der europäische Verband half vor vier Jahren bei der Premiere in Furrers Heimatdorf Gspon im Wallis. Die Leistungsunterschiede sollten nicht zu groß sein, zugelassen sind nur Teams aus den untersten beiden Spielklassen. Und schließlich sollten natürlich die touristischen Interessen der Gastgeber berücksichtigt werden, weshalb Niederländer (immerhin ist Vijlen der höchstgelegene Ort des Landes), Dänen oder Schweden dabei sind.

Der FC Kleinarl erfüllt als Klub der 1. Klasse Süd nicht nur dieses Kriterium, sondern er hat auch mit Salzburger Land Tourismus einen starken Partner, beide waren schon vor vier Jahren dabei. Allerdings hat der FC Kleinarl ein Problem: "Unser Tormann hat uns am 20. April gesagt, dass er sich ab dem 1. Mai beruflich verändert", erzählt Erich Heiss und seufzt. "Er ist nach Portugal gegangen." Immerhin hat sein Klub letzte Woche erstmals in diesem Frühjahr gewonnen, 2:0 gegen Neukirchen am Großvenediger, das brachte den Sprung auf den 13. Platz der 14er-Liga.

Doch der Hotelier und sein Team haben schon ganz andere Probleme gelöst. Erst am Montag etwa war klar, dass die ukrainischen Fußballer des FC Obolon wirklich kommen (dürfen). "Man hat fast den Eindruck bekommen, dass die größte Sorge der ukrainischen Behörden war, dass die Spieler auch wieder zurückkehren", sagt Heiss. Die Sprachbarriere und die Finanzierung von Reisen und Aufenthalt waren andere Hindernisse.

Kurios war die Situation rund ums Team Deutschland – der bayrische Tourismusverband hätte gern wie 2008 mitgemacht, fand aber keinen Nachfolgeklub für den TSV Rugendorf. Nun spielt der baden-württembergische SV Saig und wirbt für den Hochschwarzwald. Viel zu verlieren hat der älteste Klub des Turniers übrigens nicht – Rugendorf war vor vier Jahren Letzter.

Mit Windtners Segen

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Eröffnet wird die EM heute, Donnerstag, um 16 Uhr im Erlenstadion, im Showprogramm dreht sich alles um "Kleinarl im Wandel der Zeit". Die Eröffnungsrede hält ÖFB-Präsident Leo Windtner, und um 18 Uhr spielt Kleinarl – pardon, Österreich – dann zum Auftakt gegen das Team Italien.

Damit das Turnier ein Fest wird, haben die Salzburger ein Zelt neben ihr Erlenstadion gebaut, 1500 Plätze groß – da ist neben den 780 Kleinarlern (Heiss: "Der ganze Ort lebt für dieses Turnier") auch Platz für Gäste, die sich das allabendliche Rahmenprogramm mit Konzerten und Ö3-Disco geben. "Und Zimmer", sagt Erich Heiss, "Zimmer gibt’s auch noch einige."

Seine große Vision hat der Obmann des FC Kleinarl jedenfalls schon umgesetzt – als er die EM in sein Bergdorf geholt hat.

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