Sport/Fußball

Balkan-Heimkehrer Pacult denkt mit 60 nicht an Frühpension

Die Partie Salzburg – Rapid hat Peter Pacult, der beim unglaublichen 7:0 Rapids vor elf Jahren nach außen hin emotionslos in Salzburg von der Trainerbank aus Regie geführt hatte, am gestrigen Sonntagnachmittag nicht gesehen. Pacult befand sich auf der Heimreise. Er machte „Urlaub vom Urlaub“, wie er selbstironisch meint.

Die letzten Trainer-Abenteuer auf dem Balkan, wo er mit No Names weniger an sportlichen Gegnern, sondern an unrealistischen Präsidenten scheiterte, „hätte i mir sparen können.“ Zwei Mal innerhalb von 14 Monaten gehen zu müssen, habe Substanz und Selbstvertrauen gekostet. Gerechter fände es Pacult aber ohnehin, wenn man an seinem Geburtstag mehr an Erfolge erinnert.

Mit Rapid stürmte PP 1985 bis ins Europacup-Finale. Danach wurde der 24 -fache Nationalspieler beim FC Tirol einer von Ernst Happels Lieblingskickern.

Bei 1860 München machte er sich als schlitzohriger alter Goalgetter und danach als Jung-Trainer einen Namen.

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Schwarzer Peter

Manche Münchner Sechziger weinen dem nunmehrigen Wiener Sechziger heute noch nach. Schließlich führte Pacult 1860 zu einem Bundesliga-Tabellenplatz (9.), den der inzwischen zum Drittligisten degradierte Traditionsklub danach nie mehr erreichte. Trotzdem wurde Pacult mitten in der Saison abgesetzt.

So wie bei Rapid, wo man ihm Kontakte zu Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz vorwarf, „obwohl ich Rapid in vier Jahren vier Mal auf einen Euro-Platz gebracht habe“. Und so wie in Dresden, wo er Dynamo zuvor vor dem Abstieg bewahrt hatte, um dann in der neuen Saison nach nur vier Runden entlassen zu werden.

An Fachkenntnis und Motivation hat’s dem g’lernten Postler im Fußballg’schäft nie gemangelt, eher an Diplomatie.

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Unbequem

In Zeiten, in denen „man oft nicht sagen darf, was man denkt“ (Zitat ÖFB-Teamchef Franco Foda) kam Pacults Offenheit bei Klubbossen und sensiblen Mikrofonträgern nicht immer gut an. Auch wagte es Pacult, Kritik an Rapid-Ultras zu üben, was in Wien-Hütteldorf einer Mutprobe gleichkommen kann. Wirklich weh tut Peter Pacult nur, dass er in seiner kurzen Zeit als FAC-Trainer seinen Stammklub nur vorm Abstieg in die Regionalliga bewahren, nicht aber länger den Negativlauf stoppen konnte. „Das liegt mir jetzt noch im Magen.“ Zumal er bei seinen Floridsdorfern Legendstatus „wie Ernst Ocwirk und jetzt auch der Marko Arnautovic“ genieße.

Trotz Rückschlägen und trotz dem Bundesliga-Trend hin zu Trainern, die aktuell nur noch in drei von einem Dutzend Fällen (etwas) älter als 50 sind, ist Peter Pacults Ehrgeiz ungebrochen. Spekuliert der Praktiker – Laptop-Trainer hin oder her – mit einem baldigen Comeback. „Denn wir Alten entwickeln uns auch weiter.“