Austrias wachsende Ansprüche
Klar ist das ein Lauf. Und es ist nicht selbstverständlich.“ Austria-Trainer Peter Stöger weiß, dass seine Mannschaft derzeit das Maximum aus ihren Möglichkeiten herausholt. Fünf Liga-Siege in Folge können sich sehen lassen und setzen die Konkurrenz unter Druck. Daher freute Stöger auch der 3:0-Sieg über den Tabellenletzten Wr. Neustadt. Weil er nicht selbstverständlich war, weil die Austria in der Vergangenheit schon gegen Wr. Neustadt Punkte liegen gelassen hatte.
„Wir glauben sicher nicht, dass wir jede Mannschaft an die Wand spielen können. Und wir sind nicht so vermessen zu glauben, dass wir jedes Wochenende sechs Tore erzielen.“ In fünf Spielen waren es zuletzt immerhin beachtliche 20. Gegen Wr. Neustadt lief aber nicht alles reibungslos. Fehler im Spielaufbau stoppten den Rhythmus. Vier neue Spieler ohne viel Spielpraxis mussten erst Tritt fassen. „Das nehme ich auf meine Kappe“, sagte Stöger.
Hohe Ansprüche
Die Ansprüche sind hoch geworden in Wien-Favoriten. Das merkten auch die Spieler, wie Kapitän Manuel Ortlechner mit Erstaunen feststellte. „Es war plötzlich eine Unruhe im Publikum. Dabei haben wir zu diesem Zeitpunkt 1:0 geführt.“ Den stets kritischen Austria-Anhängern ist ein gutes Ergebnis allein zu wenig, sie wollen gepflegten Fußball sehen, wie auch der Stadionsprecher bei jedem Heimspiel vollmundig proklamiert. Gegen Wr. Neustadt fehlte die Selbstverständlichkeit, die Kombinationen waren nicht mehr so flüssig wie in den Wochen davor. „Dennoch müssen wir mit der Ausbeute zufrieden sein.“
Glücklicher Trainer
Zumal Stöger den Luxus besitzt, Joker mit Qualität ins Spiel zu werfen, die für mehr Schwung und vor allem Tore sorgen. Wie Kienast oder Grünwald. „Ich bin ein glücklicher Trainer, wenn ich Leute auf der Bank habe, die ein Spiel drehen können.“ Die Menge an guten Spielern zeichnet die Austria aus.
Wie lange der positive Lauf noch anhält, kann niemand sagen. „Wir können nur versuchen, diesen Level zu halten. Ebenso die psychische Bereitschaft.“ Denn es ist ein schmaler Grat zwischen Locker- und Ernsthaftigkeit. Selbst in jeder Trainingseinheit. Denn nichts ist selbstverständlich. Daher bejubelten die Austrianer den Sieg über den Tabellenletzten lautstark in der Kabine, als hätten sie soeben die Meisterschaft gewonnen.
Vergangenen Montag hatte Austria-Trainer Peter Stöger noch dem Fest der Pferde die Ehre gegeben, Samstag nahm seine Mannschaft ohne größere Mühe die Hürde Wr. Neustadt. Die Veilchen galoppierten über die Niederösterreicher hinweg und feierten den dritten Sieg im dritten November-Spiel.
Und das begann mit einer Trauerminute für den verstorbenen Branko Elsner, der einst in den 1980er-Jahren als violetter Jugendleiter mit seiner Fachkenntnis und seiner menschlichen Art viele Talente bei der Austria geformt hatte.
Die Darbietung der Austria war in Folge alles andere denn ein Trauerspiel, sondern eine klare Angelegenheit. Von Beginn an bestimmte der Tabellenführer Tempo wie Geschehen, wenngleich man in einigen Situationen nicht schnell genug nach vorne spielte und auch nicht mit der Selbstverständlichkeit der letzten Wochen kombinierte. "Die Latte haben wir uns selbst so hoch gelegt. Jede Partie ist aber harte Arbeit", bilanzierte Kapitän Ortlechner.
Gewohnte Präzision bewiesen die Wiener in der 22. Minute, als eben jener Ortlechner einen Schuss von Hosiner zum verdienten 1:0 ins Gäste-Tor abfälschte. Es war die logische Folge einer latenten Überlegenheit.
Austria-Torhüter Heinz Lindner, der im Länderspiel gegen die Elfenbeinküste bei einem Gegentor daneben gegriffen hatte, kam nicht einmal in die Verlegenheit eines Patzers. Erst in der 48. Minute musste er sich erstmals richtig strecken, als er einen schönen Schuss von Piermayr über das Tor lenkte. Die erste gute Chance der Gäste änderte jedoch nichts am Bild des Spiels. Vor allem, weil Rakowitz nach zwei Fouls und zwei gelben Karten vorzeitig die Dusche aufdrehen durfte.
In numerischer Unterlegenheit war Wr. Neustadt der Austria noch unterlegener. Für zwei Highlights sorgten zwei Joker. Zuerst vollendete Kienast eine Flanke von Grünwald mit einem sehenswerten Volleyschuss zum 2:0. Der Rest wurde zu einem Schaulaufen in Violett. Auch Grünwald versuchte sich im Volleyschießen und traf nach Simkovic-Ecke zum 3:0. Zwei Traumtore in drei Minuten entschädigten für so manchen Leerlauf davor. Mit einem Heimsieg am kommenden Samstag gegen Mattersburg könnte es ein perfekter violetter November werden.
Trainer Peter Stöger: "Wir haben gewusst, dass es ein schweres Spiel wird. Daher bin ich zufrieden. Wir sind nicht so abgehoben zu glauben, dass wir jede Woche sechs Tore schießen."