Sport/Fußball

Adi Pinter flippte aus und flog raus

Jubel, Aufregung, Huldigungen ohne Ende. Der Hauptdarsteller warf sein Leiberl ins begeisterte Publikum und ließ sich mit nacktem Oberkörper feiern. Nein, es war kein Bon-Jovi-Konzert. Und auch kein Auftritt von Robbie Williams, der sein letztes Hemd gab und dafür im Gegenzug von Groupies mit Höschen und BHs beworfen wurde.

Der Heimkehrer hieß Adi Pinter, Ort des Schauspiels war die Grazer UPC-Arena, Grund der Zusammenkunft ein Match der dritten Leistungsstufe, der Regionalliga Mitte. Besagter Pinter, Ende der 1980er-Jahre erfolgreicher GAK-Trainer und am Samstagnachmittag mit Pasching zu Gast, sorgte für eine Show, die man zumindest in Graz lange nicht vergessen wird. Er übrigens auch nicht.

Show-Ankündigung

"Es wird etwas passieren, worüber die GAK-Fans in 100 Jahren noch diskutieren", kündigte der 63-Jährige unmittelbar vor der Partie an. Dann rannte der gebürtige Grazer zu den GAK-Fans, entkleidete sich und präsentierte seinen blanken Rücken mit der Aufschrift GAK. Pinter streckte die Hände in die Höhe und ließ sich bejubeln. Zum Drüberstreuen (-hängen) bekam er von GAK-Präsident Benedikt Bittmann auch noch eine rote Krawatte geschenkt.

Rund 3000 Fans, jene des GAK natürlich, hatten eine Riesenhetz: "Adi, wir lieben dich." (siehe www.liga3.at) Und Adi gab das Lob schon zuvor zurück: "Es gibt sowieso nur ein Land auf der Welt, das ist die Steiermark, und nur eine Stadt, das ist Graz."

Auf die Nächstenliebe von Helmut Nussbaumer muss Pinter demnächst verzichten. Der Pasching-Präsident verzog sich wutentbrannt schon in der Pause und brachte nur einen kurzen Satz heraus: "Mir fehlen die Worte." Er fand sie dann doch noch und teilte seinem Arbeitnehmer mit, dass er nicht mehr gebraucht werde. Da war es schon egal, dass Pasching 0:6 verlor. Nussbaumer: "Das Projekt Adi Pinter ist gescheitert!"

Adi Pinter war immer schon ein bisschen anders. In Interviews aus der erfolgreichen GAK-Zeit packte er stets forsch Sprüche, ungeprüfte Weisheiten und sogar Nietzsche-Lehren aus ("Es gibt 98 Prozent Naturdeppen und zwei Prozent Übermenschen. Ich zähle zu den zwei Prozent").

Vogel-Motivation

Auch seine Spieler mussten etwas unorthodoxe Praktiken über sich ergehen lassen. Bei einem GAK-Auswärtsspiel in Klagenfurt ließ Pinter seine Spieler auf der Pack aussteigen, sich auf eine Camping-Matte legen und verdammte sie zum Genuss von Vogelgezwitscher. Nachdem die Kicker so die innere Ruhe gewonnen hatten, verloren sie Stunden später 0:1.

Pinter wollte seine Kicker nicht nur fußballerisch erziehen. Und verdammte sie zum Studium eines 400-seitigen Buches über mentale Kraft. Wer das Buch nicht gelesen hatte (Fußballlehrer Pinter prüfte natürlich), wurde nicht aufgestellt. Der Wahnsinn hatte einen Namen, der aber immer wieder auf den Vereinslisten stand. 2007 holte ihn Freund Harald Fischl zu seinem Basketball-Klub Fürstenfeld - als Mentalbetreuer war er mitverantwortlich für den Meistertitel.

Pinter wollte nie nur Trainer sein, war Politiker, Trainer, Millionär, Bauunternehmer und vieles mehr, in erster Linie aber ein Entertainer. Gut für die Unterhaltungsbranche Sport. Schlecht, um als Vorbild für junge Sportler und Trainer durchzugehen.