Sport/Fußball

10 Gründe für Austrias Höhenflug

Erstmals seit 1996 könnte die Titelentscheidung in der allerletzten Runde in einem direkten Duell fallen. Dann nämlich, wenn Austria und Salzburg weiter im Gleichschritt an der Spitze marschieren und sich am Ende am 26. Mai 2013 in Salzburg den Meister untereinander ausmachen. 1996 holte Rapid im letzten Spiel im ausverkauften Happel-Stadion mit einem 2:0 gegen Sturm den Titel.

Die Austria scheint derzeit der einzige Verein in der Liga zu sein, der dem Salzburger Ensemble ernsthaft den Marsch blasen könnte. Der November begann für die Veilchen mit einem Kantersieg gegen Ried. Die kommenden Aufgaben machen Mut zur Hoffnung, dass das Punktekonto weiter aufgebessert wird. Die Gründe für den Höhenflug der Wiener Austria sind vielfältig. Hier eine Momentaufnahme.

1. Das Trainerteam

Die Herren Peter Stöger, Manfred Schmid, Franz Gruber und Martin Mayer sind eingespielt. Jeder ist auf seinem Gebiet ein Spezialist, im Team ergänzen sie einander derzeit nahezu perfekt. Stöger hört auf seine "Assistenten", legt auf deren Meinung großen Wert.

2. Die Ruhe

Nach dem turbulenten Frühjahr unter Ivica Vastic ist im und rund um den Verein wieder Ruhe eingekehrt. Auch die Mini-Krise mit drei Spielen ohne Sieg hat die Veilchen nicht verunsichert.

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3. Tomas Jun

Der Routinier spielt, als wäre er vor Kurzem in einen Jungbrunnen gefallen. "Weil ich endlich wieder schmerzfrei spielen kann, mir nichts wehtut." Die Verletzungen sind auskuriert, der Motor läuft wieder auf Hochtouren. Ist der Tscheche in Form, spielt die Austria um eine Klasse besser.

4. Philipp Hosiner

"Wir haben gewusst, dass er gut zu uns passt." Darum wollte Trainer Peter Stöger den Stürmer unbedingt verpflichten. Hosiner hat diesen Vorschuss an Vertrauen in Form von Toren mehr als zurückgezahlt, führt die Schützenliste an. Dank seiner Schnelligkeit, Wendigkeit und Laufbereitschaft ist die Austria in der Offensive noch variabler geworden.

5. Die Alternativen

Der Kader der Austria ist vor allem in der Tiefe qualitativ stark, besser etwa als jener von Erzrivale Rapid. Ried-Trainer Heinz Fuchsbichler meinte nach dem 1:6 in der Generali Arena am Sonntag: "Und dann habe ich mir angesehen, wer aller bei der Austria auf der Bank sitzt."

6. Die Konkurrenz

Sie schläft bekanntlich nicht. Spieler, die zu Saisonbeginn Reservisten waren, haben sich über starke Trainingsleistungen in die Startelf gekämpft. Rogulj ersetzt in der Innenverteidigung den abgewanderten Margreitter, Mader und Simkovic wirbeln im Mittelfeld, Koch hat in der Abwehr Dilaver verdrängt. Auch Vrsic und Alexander Grünwald wollen sich empfehlen.

7. Der positive Lauf

Der frühere Skistar Rudi Nierlich brachte es einst auf den Punkt: "Wenn’s laaft, dann laaft’s." Die Austria kann ein Lied davon singen, technisch feine Kombinationen gelingen wie von selbst. Um einen Lauf zu prolongieren, muss man vor allem eines machen: Nicht viel nachdenken, sondern es weiter laufen lassen.

8. Das System

Die Austria steht für Offensivgeist, setzt dies auf dem Platz wieder um. Die Positionen im Mittelfeld und Angriff sind mehrfach besetzbar, der Trainer hat die Qual der Wahl und kann je nach Gegner variieren.

9. Das Kollektiv 

"Wir haben viele gute Spieler, aber stark macht uns das Kollektiv", meinte Stöger nach dem Sieg über Ried. Im Training achtet er, dass Ernsthaftigkeit und Spaß einander die Waage halten und dass aktuelle Reservisten nicht links liegen gelassen werden. Momentan sind keine Unmutsäußerungen zu vernehmen.

10. Der Europacup

So gerne die Veilchen international spielen würden – im Vergleich zu Rapid haben sie den Vorteil, sich "nur" auf zwei Bewerbe mental konzentrieren zu müssen. Im Herbst 2013 soll es wieder anders aussehen.

Sie trifft und trifft und trifft. 6:4 gegen die Admira, 4:0 gegen Villach, am Sonntag 6:1 gegen Ried. Es war eine Woche der Volltreffer für die Austria. Und wieder einmal bestätigte sich der banale Spruch: Wenn’s läuft, dann läuft’s. Nach Spielende gab es gestern im Austria-Fanshop 30 Prozent Rabatt auf jedes Trikot von Philipp Hosiner, weil der Stürmer drei Tore erzielt hatte. Schade für die Fans, dass es nicht zehn waren.

Nach vier Minuten hätte es 1:0 stehen müssen, doch Hosiner überhob Goalie Gebauer und das Tor. Nach neun Minuten hätte es 1:0 stehen müssen, doch ­Hosiner köpfelte über das Gehäuse. „Ich weiß, dass ich mehr Tore erzielen hätte können“, gestand Hosiner. Nach elf Minuten stand es endlich 1:0 – Hosiner vollendete nach Pass von Rogulj.

Klare Sache

Die Austria dominierte nach Belieben, ließ die überforderten Rieder im Kreis laufen. Mit Erfolg: Eine Suttner-Flanke schloss Jun zum 2:0 ab (18.). Und weil sie so eine Freude an ihrer Arbeit hatten, zogen die Veilchen ein Lehrspiel auf.

Es klappte fast alles, allein der Vorsprung hätte viel höher sein müssen aufgrund der Vielzahl an vergebenen Chancen. Nach der Pause präsentierte sich Hosiner besonders zielsicher und traf gleich zwei Mal. Seine Bilanz: Sechs Tore in zwei Partien. "Die Vorlagen der Mitspieler waren ideal. Nicht Ried war so schlecht, sondern wir so gut."

Das Ehrentor von Ried dazwischen durch Zulj war nicht mehr als ein Lebenszeichen der Gäste. Die Wiener geigten weiter groß auf, Stankovic traf gar zum 5:1. Nein, das war noch nicht alles. Der eingewechselte Roland Linz sorgte knapp vor dem Ende für den Schlusspunkt. 6:1.

Austria-Coach Peter Stöger jubelte: "Wir haben viele gute Spieler, aber uns macht das Kollektiv stark." Ried-Trainer Heinz Fuchsbichler schüttelte nur noch den Kopf: "Es war von Beginn an unglaublich."

Austria Wien - SV Ried 6:1 (2:0)
Wien, Generali Arena, 8.622, SR Harkam.

Tore

1:0 (11.) Hosiner
2:0 (18.) Jun
3:0 (52.) Hosiner
3:1 (57.) Zulj
4:1 (69.) Hosiner
5:1 (82.) Stankovic
6:1 (87.) Linz

Austria: Lindner - Koch, Rogulj, Ortlechner, Suttner - Vrsic (67. A. Grünwald), Holland, Mader (74. Kienast) - Stankovic, Hosiner (84. Linz), Jun

Ried: Gebauer - Ziegl, Reifeltshammer, Riegler - Hinum, Reiter, Schicker - Walch (75. Grössinger), Zulj, Meilinger (82. Nacho) - Hammerer (64. Gartler)

Gelbe Karten: Keine Hosiner, Koch, Rogulj bzw. Zulj, Walch

Die besten Spieler: Hosiner, Jun, Holland, Suttner bzw. Zulj