Sport/Fußball-WM

Remis gegen Island: "Messi ist auch nur ein Mensch"

Nach der gescheiterten One-Man-Show von Lionel Messi kamen aus Argentinien schon die ersten verzweifelten Hilferufe. "Befreit Messi", titelte die Sportzeitung "Ole". "Aufruf zur Solidarität: Gehilfe für Messi gesucht", schrieb "La Nacion". Der fünffache Weltfußballer scheint mit der brutalen Abhängigkeit der argentinischen Nationalmannschaft überfordert zu sein.

Messi wollte einen perfekten Start in diese WM erzwingen. Was blieb, waren Ernüchterung, Enttäuschung und Schmerz. Denn er selbst vergab die größte Siegeschance beim 1:1 im Moskauer Spartak-Stadion gegen den starken, disziplinierten und kompakten WM-Neuling Island. "Es tut mir weh, dass ich diesen Elfmeter verschossen habe", räumte Messi ein. In der 64. Minute parierte der überragende Hannes Halldorsson den schlecht geschossenen Strafstoß.

"Das passiert, Messi ist auch nur ein Mensch", meinte Sergio Aguero, der Argentinien in Führung gebracht hatte (19.). Kurz darauf glich Alfred Finnbogason vom FC Augsburg aus. "Ein schwerer Tag für uns Argentinier", konstatierte Diego Maradona, der - verbotenerweise - Zigarre paffend in der Loge mitfieberte.

Hoffnung auf den dritten Titel

Er, der Weltmeister von 1986, trug einen Pullover mit dem Logo der Heim-WM 1978. Messi will Argentinien 40 Jahre später eigentlich den dritten Titel schenken. Nach diesem Auftakt und dem 2:0 des kommenden Gegners Kroatien gegen Nigeria stehen Messi und seine Mitspieler aber bereits gehörig unter Druck, um nicht wie 2002 nach der Gruppenphase abreisen zu müssen. Das Gruppenfinale steigt am 26. Juni - am 24. Juni wird Messi 31 Jahre alt.

"Es herrscht Frust bei uns", gab Trainer Jorge Samapaoli nach dem Auftakt zu. Im zwölften Spiel unter seiner Führung bot der 58-Jährige die zwölfte Startaufstellung auf, alles nach eigenen Worten auf Messi ausgerichtet. Doch selbst der 1,70 Meter große Weltklassespieler scheint einer Aufgabe wie dieser alleine nicht gewachsen zu sein.

Abwehr offenbarte Schwächen

Seine Mitspieler passten sich meist artig den Ball zu und schienen darauf zu warten, bis Messi an der Reihe war und eine seiner genialen Ideen hatte. 72 Prozent Ballbesitz, 718 Pässe (Island: 189) - diesmal am ehesten ein Beleg für die Ineffektivität der Argentinier in der Offensive und Zeugnis für die Schwäche in der Defensive. Beim Ausgleich von - und nicht nur da - offenbarte die Viererabwehrkette vor dem 36-jährigen WM-Debütanten Wilfredo Caballero die befürchteten Schwächen.

Beim Training am Sonntag war Messi nicht im Einsatz, nur die Ersatzspieler kamen auf den Platz im WM-Camp der Argentinier in Bronnitsy. Messi, der 2006 und 2010 mit Argentinien im Viertelfinale und 2014 im Finale jeweils bei Weltmeisterschaften an Deutschland gescheitert ist, konnte den Rückschlag gleich zum Auftakt weiter verarbeiten. Direkt nach dem Abpfiff hatte er frustriert den Ball in die Luft gedroschen und sich enttäuscht die Kapitänsbinde vom Arm genommen. In der Mixed-Zone versuchte er aber schon, sich und die Gemüter seiner Landsleute zu beruhigen: "Wir dürfen uns jetzt nicht verrückt machen."