Sport/Fußball-EM

Wien: Hoffen, Bangen und Beten bis zur allerletzten Minute

Der Andrang war groß. Schon lange vor Spielbeginn pilgerten die Fans in die Strandbar Herrmann. Um 17.30 Uhr dann das Aus – wegen Überfüllung wurde der Eingang geschlossen. Wer es rechtzeitig hineingeschafft hatte, musste schnell sein, denn die Liegestühle waren rasch besetzt. "Wir hatten Glück", sagten Lukas und Daniel. Die beiden waren zuversichtlich: "Ich tippe 1:0", sagt Lukas. Sein Freund Daniel traute den Österreichern gar ein Wunder zu: "Das packen wir und gewinnen 3:1."

Wie Lukas und Daniel überwog bei den Tausenden Fans vor Spielbeginn eindeutig die Zuversicht und Hoffnung, doch noch das große Wunder und damit den Traum vom Einzug ins Achtelfinale zu realisieren. "Ich glaube, wir gewinnen 3:0. Sollten wir es heute nicht schaffen, haben wir es auch nicht verdient, weiterzukommen, so fair muss man sein", meinte Alice.

Mitten ins Herz

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In der 18. Minute war es dann so weit: Der Führungstreffer der Isländer hinterließ in der Strandbar hängende Köpfe. Dennoch wurden auch die Gesänge mit "Immer wieder, immer wieder..." laut. Nur nicht aufgeben, auch wenn sich das Team vielleicht längst aufgegeben hat, schien die Devise zu sein.

In der zweiten Halbzeit zeigte die österreichische Mannschaft dann doch noch Biss, und die Fans begannen mitzufiebern. Beim Ausgleichstreffer schließlich Jubelschreie, als wäre Österreich bereits im Finale. Bis zur allerletzten Minute der Nachspielzeit wurde mitgefiebert und angefeuert – vergeblich.

"Team der Herzen" war auf den Fähnchen zu lesen, die in der Strandbar Herrmann in Wien verteilt wurden. Und hätten all die Stoßgebete, die Mittwochabend am Donaukanal in Richtung Himmel geschickt wurden, ein Tor schießen können, wäre es zumindest unentschieden ausgegangen. Das Team der Herzen traf – nicht nur einmal ins Tor, sondern auch mitten ins Herz der Fans.

Aus der Traum.

Auch bei den 13.400 Fans am vollen Wiener Rathausplatz war den Fans die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Vereinzelt flossen bittere Tränen – nur bei einer kleinen Gruppe feiernder Isländer nicht.