Sport/Fußball-EM

Der Weltmeister in der Bringschuld

J oachim Löw ist gesundheitlich leicht geschwächt. Seine Weltmeister-Mannschaft hat sich aber vorgenommen, im letzten Gruppenspiel gegen Nordirland ihre wahre Stärke zu zeigen. Die bisherigen Auftritte gegen die Ukraine (2:0) und gegen Polen (0:0) hatten leichte Zweifel über die EM-Form der deutschen Nationalmannschaft aufkommen lassen. "Die Konzentration ist absolut vorhanden, die Stimmung ist gut", ließ sich Joachim Löw zitieren, der wegen einer Verkühlung bei der obligaten Pressekonferenz am Tag vor dem Match fehlte.

Es steht für Deutschland einiges auf dem Spiel in der letzten Gruppenpartie gegen Nordirland (18.00 Uhr, live ATV, ARD, SRFzwei). Zum einen kämpft der Weltmeister im Fernduell mit Polen um den ersten Platz in Gruppe C, zum anderen wollen die Deutschen auch die vielen Kritiker und Skeptiker in der Heimat Lügen strafen.

Kein Spaziergang

Selbstzweifel sind im DFB-Tross fremd. "Wir haben viele Spieler, die ständig solche Spiele haben, die sehen es ganz nüchtern. Sie wissen um ihre Stärke. Das werden wir entsprechend umsetzen", sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Ob jedoch nach einer eher quälenden Qualifikation, nach Defensivlücken zum Auftakt gegen die Ukraine (2:0) und Offensivschwächen gegen Polen (0:0) sozusagen auf Knopfdruck der Schalter umgelegt werden kann, bleibt abzuwarten.

Die Deutschen rechnen mit einer Abwehrschlacht der Nordiren, die sich bei einem Punktegewinn ebenfalls noch Hoffnungen auf die Achtelfinalteilnahme machen dürfen. "Sie werden auf jeden Fall mit sehr vielen Spielern rund um den eigenen Strafraum agieren. Es ist dann egal, wie hoch die fußballerische Qualität mit dem Ball ist. Es wird auf keinen Fall ein Spaziergang", sagte Thomas Müller.

Der Torjäger, der noch ohne EM-Treffer ist, lief wie seine Offensivkollegen zuletzt der Form hinterher und stellte schon einmal das Wesentliche in den Vordergrund: "Keine Frage, dass wir der Favorit sind. Aber ich würde auch einen zähen Sieg nehmen."

Für größere Korrekturen seiner Turnierstrategie sieht der Bundestrainer keinen Grund. Ihm fehlen dafür auch stärkere Alternativen im 23-Mann-Kader. Nicht zufällig standen in den ersten beiden Turnierspielen jeweils zehn Weltmeister in der Startelf.

Für Löw sind die Nordiren "eine positive Überraschung" des bisherigen Turnierverlaufs: "Sie haben eine unglaubliche Kampfkraft und Power in das Spiel gelegt, wahnsinnig viel Energie ausgestrahlt. Und sie können genauso gut verteidigen wie die richtig guten Mannschaften", bemerkte der Coach.

50 Millionen

Mit hohen Bällen würde man diesem Gegner "genau in die Karten spielen", ergänzte der Bundestrainer. "Das Entscheidende ist, dass wir mit Tempo in die Spitze reingehen und dort mit vielen Leuten präsent sind. Nur so kann man Tore erzielen."

Einen Sieg konnten die Deutschen schon vor der Partie gegen Nordirland verbuchen: Nach wochenlangen Verhandlungen haben sich der DFB und Ausrüster Adidas auf die Fortsetzung ihrer langjährigen Partnerschaft geeinigt. Der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach zahlt dem Weltmeister-Verband dafür künftig doppelt so viel wie bisher. "Wir haben dem DFB ein Finanzpaket von 50 Millionen Euro pro Jahr angeboten, und der DFB hat das auch so akzeptiert", erklärte Adidas-Vorstandschef Herbert Hainer.