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Fränk Schleck: Doper oder Opfer?

Eh klar, die Radsportler sind ja alle gedopt. Zwar hat es dieses Jahr bis zum 18. Tag der Tour de France gedauert, aber dann durften sich die Kritiker wieder die Hände reiben: Fränk Schleck wurde erwischt, mit einem Medikament im Urin, das seit Juni 2006 in Frankreich nicht mehr verkauft werden darf und das auf der Liste der "spezifizierten Produkte" des Radsport-Weltverbandes UCI steht. Sein Team RadioShack-Nissan hat den 32-Jährigen am Dienstag nach Hause geschickt.

So weit, so schlecht. Doch ein Dopingfall ist die A-Probe des Luxemburgers deswegen (noch) nicht. Erstens ist das in der Probe vom Samstag gefundene Präparat namens Xipamid ein Diuretikum (ein harntreibendes Medikament), das nicht ausdrücklich auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur erwähnt ist. Deswegen gilt die Probe auch nicht als positiv, sondern nur als "anormal". Deswegen muss auch keine Suspendierung des Sportlers erfolgen; zudem ist die B-Probe noch nicht geöffnet, die Gegenanalyse hat Schleck aber schon beantragt.

Rätselhaft

Wenn der 32-Jährige nachweisen kann, dass er keine Schuld daran hat, dass das Mittel in seinen Körper gelangt ist, kann die Strafe zwischen einer Verwarnung und zwei Jahren Sperre liegen. Das Problem: Diuretika wie Xipamid werden oft verwendet, um Dopingsubstanzen zu verschleiern; solche hat das französische Anti-Doping-Labor in Châ­te­nay-Malabry nahe Paris aber nicht gefunden.

Fränk Schleck war am Dienstagabend bis kurz vor Mitternacht bei der französischen Polizei. Dort erstattete der Tour-Dritte des vergangenen Jahres, der heuer seine Form sucht (Platz 12), Strafanzeige gegen Unbekannt. Vergiftung lautet der Vorwurf. Ob der Luxemburger damit Nebelkerzen gezündet hat, um einer Strafverfolgung durch die französische Justiz zu entgehen, oder wirklich ein Opfer ist, wird die Zukunft zeigen.

Ungeschickt

Die Vergangenheit hingegen zeigt: Fränk Schleck ist zumindest etwas ungeschickt. Denn 2008 wurden ihm Zahlungen an den spanischen Dopingspezialisten Eufemiano Fuentes nachgewiesen. Die luxemburgische Anti-Doping-Agentur glaubte damals seiner Begründung, er habe nur Trainingspläne bekommen. Doch das haben andere auch schon gesagt. Sind ja eh alle ...

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