Ein Pflichtsieg im Hexenkessel
Neues Spiel, neues Glück mit alter Aufstellung. Aber bei weitem noch nicht angelangt bei alter Stärke. Teamchef Marcel Koller präsentierte sich in Tiflis einmal mehr als Anhänger des Konservativismus, er schickte jene Elf auf das Feld, die bei der EURO gegen Ungarn angetreten war. Lediglich Suttner ersetzte den zurück getretenen Fuchs, ein unausweichlicher Wechsel.
Vielleicht wollte er aber allen auch nur eine Chance, sich für die verpatzte EM zu rehabilitieren. Das gelang vom Resultat her mit einem 2:1, das Licht und Schatten offenbarte, aber Sinn und Zweck erfüllte. Kollers Mannschaft feierte den erwünschten und erhofften Pflichtsieg, der Sicherheit und Ruhe für die kommenden, freilich schwierigeren Aufgaben geben müsste. Dragovic, Junuzovic und Alaba hatten gar einen weiteren Grund zum Jubeln, sie absolvierten gestern jeweils ihr 50. Länderspiel.
Verdiente Führung
Georgien war dabei der erwartet unangenehme Gegner, weil man die Österreicher mit Aggressivität und schnellem Umschalten öfters in Verlegenheit brachte. Die ersten Möglichkeiten hatten jedoch die Österreicher durch Arnautovic mit einem Schuss und Janko per Kopfball. Folglich war es auch verdient, als Verteidiger Hinteregger nach einem Alaba-Freistoß die Kopfarbeit zum 1:0 leistete (16.) und sein erstes Tor im Team erzielte.
Zur Erinnerung: auch gegen Ungarn hatte er einst bei der EURO in Bordeaux getroffen, doch der Treffer war nicht anerkannt worden.
Präzise und effektiv agierte man dafür knapp vor der Pause auf der anderen Seite, als der bis dahin schon agile Arnautovic punktgenau auf Janko flankte, der zum 2:0 einköpfelte (42.). Jankos 27. Teamtreffer, somit ist der Basel-Legionär fünftbester ÖFB-Torschütze überhaupt.
Finales Zittern
Die doch komfortable Führung hätte vielmehr zur Beruhigung der Nerven beitragen können, ebenso Junuzovic und Janko, die zwei tolle Chancen ungenützt ließen. Georgien wollte vor 30.000 enthusiastischen Fans den Weg zurück ins Spiel finden und setzte dabei weiterhin auf ihre Aggressivität.
Die allein reichte schon, um immer wieder Unruhe in den österreichischen Reihen zu stiften. Ein Glück, dass Kazaishvili mit einem schönen Kopfball nur die Stange traf (65.), andernfalls wäre es schon viel früher rund gegangen als ohnehin danach in der Schlussphase. Denn in der 78. Minute verkürzte Ananidze mit einem traumhaften Weitschuss auf 1:2 und verwandelte die Arena in einen Hexenkessel. Österreich hing wie ein Boxer in den Seilen, zitterte den Vorsprung regelrecht über die Zeit, Schöpf rettete einmal sogar auf der Torlinie.
Einer Offenbarung glich das Dargebotene nicht, wirklich sattelfest wirkte das Kollektiv nach der EM-Enttäuschung ebenso wenig. Das Resultat jedoch gibt den Österreichern Recht. Dennoch wird der Weg in Richtung Russland und auch zur eigenen wahren Stärke noch lange und hart.