Cavendish jagt die Allzeit-Rekorde
Immerhin, den Tour-de-France-Rekord für die meisten Tagessiege im Massensprint hält Mark Cavendish schon: 24 Mal hat der 28-jährige Brite von der Isle of Man bisher eine Etappe gewonnen, jedes Mal im packenden Finale gegen die Konkurrenten. Bei der heurigen Tour de France ist dem Jung-Vater (Töchterchen Delilah Grace ist 15 Monate jung) freilich erst einmal die Rechnung aufgegangen.
Und das wurmt Cavendish, der im vergangenen Jahr von der französischen Sportzeitung L’Equipe zum besten Sprinter in der Geschichte der Tour de France gekürt worden ist. Erst einmal konnte er das Grüne Trikot für den Gewinn der Punktewertung abräumen, und als im letzten Jahr abzusehen war, dass sein Team Sky auch heuer wieder auf die Gesamtwertung der Tour losgehen würde, wechselte er zu Omega Pharma-Quick Step, wo er sich mehr Unterstützung in den Sprints erhoffte.
Doch schon im vergangenen Jahr ist ihm im erst 23-jährigen Slowaken Peter Sagan ein mächtiger Konkurrent erwachsen, dazu kommen die Deutschen Andre Greipel (ab dem 16. Juli 31 Jahre alt) und dessen 25-jähriger Landsmann Marcel Kittel, die heuer schon einen bzw. drei Massensprints bei der Tour gewonnen haben. Und auch am Donnerstag, im Finish der 218-Kilometer-Etappe von Fougères nach Tours, ging Cavendish leer aus: Es siegte Kittel vor Cavendish und Sagan.
Schwacher Trost für den schnellen Briten: Bis zur Bergankunft auf dem Mont Ventoux am Sonntag bleiben Mark Cavendish noch zwei Chancen auf den nächsten Erfolg, mit dem er sich in der ewigen Tour-Bestenliste vom vierten auf den dritten Rang schieben könnte:
25 Etappensiege 1930 und 1932 gewann André Leducq (1904–1980) die Tour, bei neun Starts holte der Franzose 25 Etappensiege. Es hätten noch mehr werden können, doch als er 1934 seinen Vertrag mit dem mächtigen Fahrradhersteller Alcyon kündigte und bei der kleinen, neuen Marke Mercier anheuerte, kamen die Probleme: Mercier wollte oder konnte nicht in L’Auto inserieren – woraufhin deren Chefredakteur, der Tour-Erfinder und -direktor Henri Desgrange, Leducq nicht starten ließ.
28 Etappensiege Am 2. Mai 1971 brach Bernard Hinault, 16, zu seinem ersten Radrennen auf. „Heute bringe ich dir Blumen mit“, sagte er zu seiner Mutter, die das mit einem Lachen quittierte. Am Abend weinte sie vor Freude: Ihr Sohn brachte ihr tatsächlich die Siegerblumen mit. Der „Dachs“, wie er wegen seiner schlauen Fahrweise genannt wurde, sollte fünf Mal die Tour gewinnen, 13 seiner 28 Etappensiege holte der Franzose im Zeitfahren.
34 Etappensiege Eddy Merckx prägte eine Ära: Von seinem ersten Erfolg am 16. Juli 1961 bis zum Rücktritt am 19. Mai 1979 fuhr er 1800 Straßenrennen. Für diese Zeit, „Merckxismus“ genannt, sind 525 Siege verbürgt. 32-mal gewann er Eintagesklassiker, vier Mal die Straßen-WM, fünf Mal Giro d’Italia und Tour de France. Merckx wollte immer und alles gewinnen. Das brachte seinen Rivalen Christian Raymond dazu, dem Belgier den Spitznamen „Der Kannibale“ zu geben. Ein Beispiel: Bei seinem ersten Tour-Start 1969 gewann Merckx, heute 68, neben dem Gelben auch das Grüne Trikot sowie die Bergwertung und sieben Etappen.