ÖFB-Cup: Salzburg macht das Double perfekt
Knapper als erwartet war es, aber es reichte doch zum 24. gewonnenen Cupspiel in Folge: Salzburg besiegt im Finale Rapid mit 2:1 und feiert das vierte Double in Folge. Während Rapid nicht einmal im Europacup startet, darf sich Salzburg als erst elfter Verein weltweit über dieses Kunststück freuen.
Auf den dunkelroten Rängen war unter den 20.200 Zuschauern auffallend viel Grün zu sehen. Bis über die Mitte der „neutralen“ Haupttribüne hinweg saßen die Rapid-Anhänger. Insgesamt waren rund 15.000 nach Klagenfurt gekommen. Bisher stand der Auswärtsrekord bei 12.000 Rapidlern in Brüssel – beim Europacupfinale gegen Paris SG im Jahr 1996.
Der damalige Erfolgslauf hatte mit dem (letzten) Cupsieg begonnen. Logischerweise lautete das transparente Motto im ausverkauften grünen Block: „Mit dem Geist von 1995 zum Pokal.“
Aggressive Grüne
Aufgeputscht von einer emotionalen Ansprache von Non-Playing-Captain Steffen Hofmann im Spielerkreis vor dem Anpfiff starteten die Rapidler wesentlich aggressiver als gewohnt. Viel höher als noch beim 0:1 in Salzburg wurde attackiert.
Die Salzburger waren sichtlich überrascht – obwohl sie in ihrer Topformation angetreten waren. Lediglich im Tor verzichtete Oscar Garcia auf Walke und setzte auf „Cup-Goalie“ Stankovic, obwohl der vor acht Tagen gegen die Austria fürchterlich gepatzt hatte. Seine Verunsicherung war ihm besonders bei einer Reihe verunglückter Abschläge anzumerken.
Nach einer Freistoßflanke hätte es beinahe etwas zu tun gegeben, doch der starke Samassekou rettete vor Dibon. Im Konter über Wanderson wurde der Favorit nur im Ansatz gefährlich (18.).
Während die Wiener mit hohem Tempo überraschten, tat Laimer das mit hoher Fehlerquote. Nach einem Fehlpass des Teamspielers schoss Joelinton daneben (37.). Der Brasilianer ließ sich im Aufbau öfters auf den linken Flügel fallen – noch so eine Veränderung, die dem Spiel des Außenseiters gut tat.
Weil auch Lazaro und Wanderson auf den Flügeln schwächelten, ging in der Salzburger Offensive gar nichts. Die Hütteldorfer gewannen viele Zweikämpfe, blieben dann aber immer wieder am Bullen-Bollwerk Miranda-Wisdom hängen.
Salzburg kam lebhafter aus der Kabine. Wanderson gewann den Ball, Samassekou spielte Lainer perfekt frei. Der Stanglpass des Verteidigers ging durch die Beine von Wöber – und Hwang vollendete im Fünfer zum 1:0 (51.). Alles erledigt?
Wiener Comeback
Mitnichten. Einen Schuss von Joelinton blockte Miranda gerade noch. Den anschließenden Eckball köpfelte Dibon aus vier Metern über das Tor. Besser machte es Joelinton nur eine Minute später. Pavelic durfte ungehindert flanken, der Brasilianer setzte den Ball neben die Stange – 1:1 (56.). Das erste Rapid-Tor aus dem Spiel heraus gegen Salzburg in dieser Saison ließ es im Wörthersee-Stadion noch lauter werden.
Die erste vergebene Salzburg-Chance gab es durch Lazaro in Minute 63. Rapid musste dem Tempo Tribut zollen, stand aber sicher. Sollte der Titelverteidiger (wie gegen Kapfenberg) in die Verlängerung gehen?
Joker Haidara hatte etwas dagegen. Mit der ersten Aktion schoss der 19-Jährige Dibon ab. Der Ball landete bei Valentino Lazaro. Aus der Drehung traf der Teamspieler ins Eck zum 2:1 (85.).
Rapid warf alles nach vorne, Berisha traf im Konter nur die Latte (88.). Es sollte trotzdem reichen. Weil Joker Schösswendter in Minute 97 per Kopf aus sechs Metern an Stankovic scheiterte.
Klagenfurt, Wörtherseestadion, SR Hameter
Tor: 0:1 Hwang (51.), 1:1 Joelinton (56.), 1:2 Lazaro (85.)
Rapid: Knoflach - Pavelic, Dibon, Wöber, Schrammel - Schwab, Auer - Schaub (72. Kuen), Szanto (73. Traustason), Murg (86. Schösswendter) - Joelinton
Salzburg: Stankovic - Lainer, Miranda, Wisdom, Ulmer (70. Schwegler) - Lazaro (90. Caleta-Car), Samassekou, Laimer, Berisha - Wanderson (84. Haidara), Hwang
Gelbe Karte: Murg (74.), Dibon (90.) bzw. Lainer (17.)
Valentino Lazaro (Salzburg-Mittelfeldspieler und Siegestorschütze): "Das war eine sehr emotionale Saison mit vielen Höhen und Tiefen. Jetzt habe ich zweimal gegen Wiener entscheidende Tore gemacht, das ist sehr emotional. Jetzt haben wir Historisches geschafft."
Konrad Laimer (Salzburg-Mittelfeldspieler): "Ein Double ist etwas Besonderes, vor so einer Kulisse gegen Rapid zu gewinnen, ist unglaublich. Man hat gemerkt, dass es für Rapid um alles ging, sie haben um jeden Zentimeter gekämpft. Es war ein richtig spannendes Spiel, aber wir haben über die gesamte Saison gesehen verdient das Double geholt."
Andreas Ulmer (Salzburg-Verteidiger): "Es war ein sehr, sehr schwieriges Spiel. Das 2:1 war überragend vom Tino gemacht. Wir sind alle überglücklich heute. Das war ein Spiel, das auf beide Seiten fallen hätte können. Wir haben ein bisschen mehr Glück oder Qualität gehabt, deswegen haben wir gewonnen."
Christopher Dibon (Rapid-Verteidiger): "Das tut mir wahnsinnig leid für den unglaublichen Anhang, wir haben bis zum Schluss gekämpft. Wir waren gut eingestellt, haben den Kampf angenommen und waren nicht schlechter. Es hätte auch in unsere Richtung gehen können. Im Moment ist einfach nur Leere."
Tobias Knoflach (Rapid-Torhüter): "Ich denke, wir haben heute so ein starkes Spiel gemacht. Wir wollten alle diesen Titel, diesen Pokal. Ich denke, wir hätten es uns heute so verdient, deswegen ist es umso bitterer für uns, weil ich glaube, wir haben mit viel Pech verloren."
Oscar Garcia (Salzburg-Trainer): "Wir sind wirklich glücklich. Wir haben Charakter gezeigt, haben nach dem Tor weitergearbeitet. Es war aber auch ein bisschen Glück notwendig, denn Rapid ist eine gute Mannschaft."
Goran Djuricin (Rapid-Trainer): "Ich sage, der Glücklichere hat heute gewonnen. Ich sage, dass wir phasenweise besser waren, zumindest waren wir giftiger. Wir haben richtig gut gespielt. Im Endeffekt waren wir wirklich besser. Ich muss mich bedanken bei den saugeilen Fans, die uns heute großartig unterstützt haben."