Sport/Bundesliga

Inferiore Leistung: Rapid geht in Ried unter

Rapid Wien ist endgültig im Abstiegskampf gelandet. Die Hütteldorfer unterlagen nach einer desaströsen Vorstellung mit 0:3 beim Tabellenschlusslicht SV Ried und liegen nun nur noch fünf Zähler vor dem Abstiegsrang.

Bundesliga - 28. Runde
SV Ried - Rapid Wien 3:0 (0:0)
Austria Wien - SKN St. Pölten 1:2 (1:1)
WAC - Altach 0:0 (0:0)
Admira - Mattersburg 0:2 (0:0)
Salzburg - Sturm Graz So., 16.30

Nur fünf Monate nach der Verpflichtung aus Altach mit großen Tönen und Plänen steht Rapid-Trainer Damir Canadi vor dem Aus. Ried fegte über Rapid völlig verdient mit 3:0 hinweg. Egal, ob die Spieler mit dem Trainer nicht mehr können oder nicht wollen – in dieser Konstellation ist der Rekordmeister der Favorit auf den Abstieg.

Auch das 22. Aufeinandertreffen in Folge endete nicht unentschieden. Das wäre auch ungerecht gewesen, denn der Letzte war den seit neun Ligaspielen sieglosen Rapidlern (mehr waren es 118 Jahren noch nie) in allen (!) Belangen überlegen.

Kurzes Gastspiel von Schösswendter

Rapid spielte nicht wie geplant. Das betraf zum einen die Aufstellung: Weil sich Max Hofmann nicht fit fühlte, rutschte Christoph Schösswendter kurzfristig in die Startelf. Deswegen gab es doch eine Änderung zum 3:1 im Cup in St. Pölten.

Klare Sache Die Hütteldorfer spielten aber auch nicht wie gegen den SKN: Rapid gewann keinen der ersten zehn Zweikämpfe. Bereits nach vier Minuten nahm Dieter Elsneg Schösswendter den Ball vom Fuß. Den folgenden Stanglpass klärte Max Wöber in höchster Not. Auch bei der zweiten großen Chance rettete Wöber. Das Knie des Verteidigers blockte Peter Zuljs Schuss ab (23.).

Die Wiener hatten offensiv bis auf einen Schuss von Joelinton nichts anzubieten (11.). Thomas Murg gewann vor der Pause von acht Zweikämpfen keinen einzigen. Defensiv reagierte Canadi: Schösswendter tauschte mit Christopher Dibon die Position. Nach einer Chance für Ademi kam für Schösswendter die Höchststrafe – Mario Sonnleitner war nach 38 Minuten sein Ersatz.

Dreifach-Schlag nach der Pause

Ein Möschl-Tor annullierte Schiedsrichter Ouschan wegen eines Textilvergehens (43.). Waren das wirklich jene Rieder, die acht der letzten neun Spiele verloren haben? Andererseits: Rapid hat unter Canadi noch kein Liga-Auswärtsspiel gewonnen und wartet seit dem 3:1 gegen die Rieder am 11. Dezember auf einen Erfolg in der Liga.

In der Pause kam Giorgi Kvilitaia für Tamas Szanto. Das neue 3-4-2-1 war der Mannschaft von Lassaad Chabbi aber herzlich egal. Möschl überlief Wöber nach der Auflage für Rapid (!). Den folgenden Kopfball von Orhan Ademi wehrte Tobias Knoflach noch ab. Doch wieder reagierte ein Rieder am schnellsten – Dieter Elsneg staubte nur 20 Sekunden nach Wiederbeginn ab.

Das 1:0 hatte auch noch zwei Opfer. Ademi war beim Kopfball mit Sonnleitner zusammen geprallt. Beide mussten verletzt raus, bei Rapid sollte Steffen Hofmann noch retten, was nicht mehr zu retten war.

Wieder einmal waren die Wiener ungeordnet bei einem Freistoß, der von Rapid freigelassene Peter Zulj verwertete zum 2:0 (52.).

Beim nächsten Angriff patzte Knoflach, der einen harmlosen Schuss des überragenden Zulj ausließ. Der aufgerückte Florian Hart vollendete zur Vorentscheidung nach nur 55 Minuten.

Die einzige Reaktion? Ein Murg-Schuss (79.). Es änderte sich nichts mehr am Spielstand und damit auch an der Niederlage der Grün-Weißen.

Ried, Keine-Sorgen-Arena, SR Ouschan

Tor: 1:0 Elsneg (46.), 2:0 Zulj (52.), 3:0 Hart (55.)

Ried: Durakovic - Hart, Reifeltshammer, Özdemir, Marcos - Ziegl (76. Prada), Zulj - Möschl, Nutz (80. Trauner), Elsneg - Ademi (49. Egho)

Rapid: Knoflach - Schösswendter (38. Sonnleitner / 50. S. Hofmann), Dibon, Wöber - Pavelic, Szanto (46. Kvilitaia), Auer, Schwab, Schrammel - Murg, Joelinton

Gelbe Karte: Wöber (27.), Kvilitaia (62.)

Lassaad Chabbi (Ried-Trainer): "Wir waren aggressiver und haben versucht, Fußball zu spielen. Wir haben gewusst, dass es für Rapid schwierig ist, Samstag-Mittwoch-Samstag zu spielen. Wir waren läuferisch besser und wollten unbedingt gewinnen. Zur Pause habe ich in der Kabine gesagt, dass wir so weiterspielen sollen. Ich bin kein Zaubererer, das hat alles die Mannschaft gemacht. Ich rede nicht über den Gegner, ich bin so erzogen worden. Ich liebe diesen Ehrenkodex, ich schätze den Gegner, heute hat er die Probleme, demnächst vielleicht wieder ich. Jetzt sind vier Mannschaften im Abstiegskampf, wer die besten Nerven und Geduld hat, wird drinnenbleiben."

Damir Canadi (Rapid-Trainer): "Wir haben sang- und klanglos und verdient verloren. Wir haben die Grundtugenden Disziplin und Siegeswillen nicht auf den Platz gebracht. Es ist unerklärlich, dass drei Tage nach so einem guten Spiel in St. Pölten so große Unterschiede zu erkennen sind. Ried war in allen Belangen besser. Die Rieder waren sich bewusst, in welcher Situation sie sich befinden. Es ist jetzt ein Vierkampf, fünf Punkte sind ein kleiner Polster, wir sind voll dabei im Abstiegskampf. Für mich persönlich ist das nichts Neues, das kenne ich noch von Altach. Es ist normal, dass man über den Trainer diskutiert, wenn man acht Spiele im Frühjahr nicht gewinnt. Egal wie es ausgeht zwischen Rapid und mir, für mich ist es auf jeden Fall ein Riesen-Lernprozess. Wir haben durchaus eine gute Kommunikation intern, auch wenn viele das nicht glauben."

Fredy Bickel (Rapid-Sport-Geschäftsführer im Sky-Interview): "Mir geht es ganz schlimm, ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich jetzt etwas Zeit brauche, das zu verkraften, zu verdauen. Ich habe so etwas nicht erwartet. Ich habe gewusst, dass die Mannschaft nach dem einen Sieg noch nicht ein dickes Kostüm hat, aber ich habe mir den Start ganz anders vorgestellt. Das 0:0 zur Halbzeit war noch das Beste für uns, denn schon die erste Hälfte war nicht gut von uns. Ich spreche seit Wochen davon, dass wir auch in die Situation (Anm.: Abstiegskampf) kommen können. Spätestens nach diesem Spiel sollte auch dem letzten Spieler der Ernst der Lage bewusst sein."

Zur Trainerdiskussion: "Ich kann und will jetzt nichts dazu sagen. Nach so einem Spiel ist es schwierig, die Emotion zu behalten. Ich werde in den nächsten Stunden mit der Mannschaft und dem Präsidium sprechen, mir Gedanken machen. Das Oberste dabei ist, wie kann man dem Verein und der Mannschaft helfen. Alleine nur alles dem Trainer in die Schuhe zu schieben, wäre völlig falsch."