Die Wiener Klubs im Wechselbad der Gefühle
Von Alexander Huber
Dass es laut werden wird in der NV-Arena, war klar. Dass es sich wie ein Heimspiel anfühlen wird, hat die Rapidler dann doch überrascht. "Woanders wären die Fans schon Amok gelaufen. Bei Rapid unterstützen uns die Fans noch intensiver. Das macht diesen Klub einzigartig", jubelte Eigenbauspieler Max Wöber, der mit seinem Premierentreffer den souveränen 3:1-Sieg in St. Pölten im Cup-Viertelfinale eingeleitet hatte.
Vom Start des Aufwärmprogramms bis zum Abpfiff machten die rund 4000 Rapid-Anhänger unter den 6700 Zusehern Mittwochabend einen Wirbel, als würde es um den Einzug in die Champions League gehen. Tatsächlich wurde nur die letzte Chance auf eine Europacup-Teilnahme gewahrt.
Bereits am Samstag in Ried könnte wieder die große Depression ausbrechen. Falls die Sieglos-Serie in der Bundesliga auf neun Partien anwächst. Doch daran wollte bei den sichtlich erleichterten Spielern keiner denken.
"Wir haben fast überall ein Heimspiel. Mit der Stimmung und der Führung ist auch das Selbstvertrauen zurückgekommen. Daran wollen wir in Ried anschließen", sagt Wöber, der von der Erkrankung Mario Sonnleitners profitierte und die Chance nutzte. Denn die Dreierkette spielte ohne Trainer Damir Canadis nominellen Abwehrchef nach den vielen Ballgewinnen gegen behäbige St. Pöltner besser heraus als bisher. "Als Linksfuß passt das auf der halblinken Seite super für mich", sagt Wöber. Auch Rechtsfuß Max Hofmann durfte sich freuen, dass er auf seine stärkere rechte Seite wechselte.
Jugendliche Coolness
"Wir haben wirklich Fußball gespielt und uns nicht nur die Bälle an den Kopf geschossen", nannte Stefan Schwab die veränderte, weniger auf Flanken ausgelegte Spielweise als Erfolgsgarant. Kurioserweise konnten die Jüngsten mit dem immensen Druck am besten umgehen. Neben Wöber (19) waren auch Joelinton (20), Tamas Szanto (21) und Mario Pavelic (23) deutlich verbessert.
Können die Rapidler ausgerechnet in dieser Katastrophensaison noch über sich hinauswachsen und sogar die derzeit übermächtigen Salzburger im Cup stoppen?
Das wäre für den Lokalrivalen ein doppelter Tiefschlag. Denn nach dem Cup-Aus gegen die Admira (1:2) reicht der aktuelle vierte Platz in der Bundesliga der Austria nur dann zum Europacup-Start, wenn Salzburg wieder das Double holt.
Alles für die Liga
Austria-Trainer Thorsten Fink blickt bereits auf das Heimspiel gegen St. Pölten am Samstag: "Die Meisterschaft sagt die Wahrheit. Man muss Ruhe bewahren. Wenn wir zu Hause gewinnen, sind wir wieder drin und können unsere Ziele angehen."
Bis zum 0:5 in Salzburg hatte die Austria in jedem einzelnen Saisonspiel getroffen. Seither hat sich mit drei Niederlagen in Folge einiges geändert. "Wir müssen uns angewöhnen, mehr daraus zu machen. Wir müssen vorne konsequenter sein", meint Petar Filipovic, der in der Verteidigung selbst unglücklich gespielt hat.