Sport/Fußball/Bundesliga Österreich

Das einstige Highlight schadet dem österreichischen Fußball

Und täglich grüßt das Murmeltier. Kaum ein Derby vergeht ohne Nachspiel. Diesmal hatte die Austria am Montag vermehrt Aufklärungsarbeit zu leisten. Generell haben weder Rapid noch die Austria Grund mit dem Finger auf den Rivalen zu zeigen, denn wiederkehrend sind die Probleme, die man im eigenen Haus zu lösen hat.

Ein Austria-„Fan“ stand am Sonntag im Sektor D hinter dem Transparent des Fanklubs „Flagrantia Vienna“ und zielte auf die Rapidler, die über das 2:0 jubelten. Allerdings traf er mit einer leeren Rauchbombe eine Fotografin, fügte ihr am Kopf ein knapp fünf Zentimeter langes Cut zu. Die von einem anderen Fotografen zur Verfügung gestellten Bilder halfen, gemeinsam mit den Video-Auswertungen, den mutmaßlichen Werfer bereits nach einer Nacht auszuforschen. Die Austria-Führung reagierte flott und vehement und wird gegen den Übeltäter vorgehen. Der stellte sich gestern der Polizei.

Bitterer Sonntag

Austria-Vorstand Markus : „Wir entschuldigen uns bei der Fotografin und werden Maßnahmen ergreifen.“ Auch einen Regress behält man sich vor. Die Bundesliga wertet die Berichte aus und wird ein Verfahren gegen die Austria eröffnen.

Doppelt bitter wirkt für die Violetten, dass grundsätzlich die Trennung der Fanblöcke im Familiensektor E gut ankam. Dabei nahmen Austria-Mitglieder auch befreundete Rapidler mit, die sich trotz des deutlichen Ausgangs nicht unwohl fühlten und die Tore ihrer Mannschaft bejubeln konnten. Andreas Trimmel, Sicherheitsbeauftragter der Austria, schüttelt den Kopf: „Es funktioniert etwas, und dann hauen dir die eigenen Leute das zusammen.“ Kraetschmer: „Die Aktion hat gegriffen, umso bitterer ist es, dass dann die Probleme aus dem Fansektor kamen.“

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Wurfgegenstände, deren Landung auf dem Platz stattfindet, sind bei Derbys leider nichts Neues. Immer wieder fliegen Feuerzeuge oder Schnapsfläschchen bei den Wiener Derbys Richtung Spielfeld, geworfen aus beiden Fan-Blöcken. Ein Feuerzeug aus dem Rapid-Sektor hatte im Februar Austrias Holzhauser getroffen. Die Sportfotografen weisen nach dem aktuellen Vorfall darauf hin, dass am Spielfeldrand auch Ballkinder, Securitys und Kamerateams gefährdet wären. Die getroffene Fotografin wurde bereits zum zweiten Mal bei einem Derby verletzt (siehe rechts).

Die Standesvertretung Sports Media Austria trifft in drei Wochen Bundesliga-Vertreter und wird folgende Forderung formulieren: „In Zukunft sollte es in allen Stadien überdachte „Hütten“ geben, um einerseits Fotografen vor Regen zu schützen, und andererseits genau vor solchen Wurfattacken wie im Happel Stadion.“

Gesetzliche Hilfe

Bei Rapid war der Ärger groß, als im Februar Austria-Vorstand Kraetschmer (der zugleich Bundesliga-Funktionär ist) von der Bundesliga harte Strafen gegen Rapid forderte. Nach den Zwischenfällen auf violetter Seite halten sich die Hütteldorfer nun bewusst zurück. Es ist Zeit für eine Deeskalation.

Das Derby am Sonntag begann mit „Tod und Hass dem FAK“, gesungen aus dem Rapid-Block, sowie „Rapid verrecke“, geschrien von den Austria-Fans, die ein Transparent über den gesamten Sektor spannten mit dem Text „Hütteldorf zerstören“. Kraetschmer: „Der Vertrauensgrundsatz, den wir mit den Fans haben, wurde gebrochen. Das ist nicht in unserem Sinne.“

Um effektiver gegen verhaltensauffällige Fans vorgehen zu können, benötigen die Klubs auch die Hilfe der Justiz und der Exekutive, wie Kraetschmer unterstreicht: „Die Vereine können manches nicht alleine umsetzen.“ Zudem bräuchte es einen abschreckenden Strafrahmen. „Offensichtlich ist die Abschreckung noch nicht hoch genug.“ Die Austria spielt auch weiter den Doppelpass mit dem Verfassungsschutz, da rechtsradikale „Fans“ durch die Hintertüre wieder den Weg auf die Tribüne gefunden haben.