Bei Rapid brodelt es im Ö-Topf
Von Alexander Huber
Es war nach dem ersten Training als Rapid-Trainer. Auf die Frage nach dem Österreicher-Topf meinte Mike Büskens: "Ich habe schon davon gehört. Über die Details muss ich mich noch informieren. Es gibt in Deutschland nichts Vergleichbares."
Damals standen sechs Legionäre im Rapid-Kader. Drei Monate später sind es neun, und Büskens steht vor seiner ersten ganz heiklen Personalentscheidung. Was vor wenigen Monaten noch undenkbar war, ist zumindest eine Option: Die Hütteldorfer könnten für das morgige Spitzenspiel gegen Sturm freiwillig auf Steffen Hofmann verzichten und dem Kapitän in Graz sechs andere Legionäre vorziehen.
Doch der Reihe nach. Bis auf Salzburg versuchen alle Bundesligisten, Ö-Topf-Gelder zu lukrieren (siehe unten). Abgerechnet wird nach jedem Quartal, also alle neun Runden. Wenn in einem Spiel zu viele Legionäre im Kader stehen, gibt es für dieses ganze Saisonviertel kein Geld.
Bekenntnis zum Topf
Trotzdem hat der Deutsche in Absprache mit Sportdirektor Andreas Müller zugestimmt, dass nach dem Trainingsstart die Legionäre Nummer sieben (Joelinton), acht (Mocinic) und neun (Kvilitaia) verpflichtet wurden.
Eigenbauspieler Tamas Szanto ist zwar Ungar, zählt als Jugendspieler aber noch nicht als Legionär. Der 20-Jährige soll demnächst mit einem langfristigen Profivertrag ausgestattet werden.
Auf die Erfüllung seines Vertrages bis 2017 setzt Tomi. Der Spanier spielt jedoch unter Büskens keine Rolle. Matej Jelic konnte nach seinem Muskelbündelriss mit leichtem Balltraining beginnen. Einsätze sind für den Kroaten aber vermutlich erst in einem Monat ein Thema.
Bleiben für Sturm sieben fitte und gut bezahlte Legionäre. Aufgrund ihrer Leistungen sind Ivan Mocinic und Joelinton gesetzt. Auf den Positionen von Arnor Traustason (linker Flügel) und Srdjan Grahovac (defensives Mittelfeld) gibt es derzeit wenige Alternativen.
Jan Novota ist nach gesundheitlichen Problemen in seinem familiären Umfeld und der Pause gegen Salzburg wieder guter Dinge. Bisher hat Büskens betont, dass der Slowake seine Nummer eins ist. Damit ist nur noch ein Kaderplatz frei.
"Im Fußball kann es schnell gehen und einer plötzlich ausfallen. Wenn alle fit sind, müssen wir am Freitag eine Entscheidung treffen", sagt Büskens. "Das ist sicher hart. Aber genauso hart ist es, Mario Sonnleitner auf die Tribüne zu setzen."
Gretchenfrage
Die entscheidende Frage dürfte lauten: Steffen Hofmann oder Giorgi Kvilitaia?
Hofmann meint: "Mir geht’s gut." Ob es an seinem 36. Geburtstag ein Geschenk vom Trainer gibt, ist offen. Denn auch der georgische Einkauf Kvilitaia ist mittlerweile fit, drängt auf sein Debüt und würde als Alternative zu Joelinton im Sturm auch benötigt. "Giorgi tut jedes Training gut. Er ist vor dem Tor richtig kalt und für Graz ein Thema", sagt Büskens.
Über den Kapitän und seinen Landsmann äußert sich der 48-Jährige schon zurückhaltender: "Steffen ist sicher weiter als vor der Länderspielpause. Aber ab und zu reagiert sein Knie noch auf Belastungen." Dass sich der seit heute 36-Jährige von leichten Schmerzen nicht bremsen lassen will, hat Büskens schon mitbekommen: "Sonst könnte er in seinem Alter gar nicht mehr spielen."
Seit der Saison 2004/2005 wird der Einsatz von Profis belohnt, die für das österreichische Team spielberechtigt sind. Aktuell müssen mindestens zwölf Spieler (von insgesamt 18) auf dem Spielbericht stehen, die Österreicher sind oder U-22-Spieler, die bereits vor dem 18. Lebensjahr erstmals in Österreich registriert wurden.
Im Jahr werden 5,5 Millionen Euro aufgeteilt, die höchsten Ausschüttungen pro Klub liegen bei rund 700.000 Euro im Jahr.